Ehrung in Düsseldorf  Jacques Tilly erhält den Rheinlandtaler

Oberkassel. · Er provoziert, er eckt an und bringt nicht selten die Menschen zuerst zum Nachdenken und dann zum Lachen: Der Karnevals-Wagenbauer Jacques Tilly ist für seine Arbeit jetzt ausgezeichnet worden.

Wagenbauer Jacques Tilly bei seiner Ehrung

Foto: Endermann, Andreas (end)

(tino) Lobeshymnen auf seine Person sind eigentlich nicht sein Ding. Trotzdem war Jacques Tilly gerührt und erstaunt über die Worte, die ihm bei der Verleihung des „Rheinlandtalers für Kultur“ vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) im Rathaus zuteil wurden. „Jacques Tilly schafft es mit Witz, Scharfsinn, politisch pointiert und damit sehenswert, dass Düsseldorf einmal im Jahr in die Schlagzeilen der Weltpresse kommt. Er lässt sich in seinen Motiven nicht einschüchtern von Despoten, Demagogen und Diktatoren“, lobte Oberbürgermeister Thomas Geisel.

Tilly selber musste eher mühsam überzeugt werden, dass seine Arbeiten preiswürdig sind. „In meiner Natur liegt leider eine sehr starke Tendenz zur Selbstkritik bis hin zu Selbstzweifeln“, gesteht er. „Ich möchte auch deutlich machen, dass bei dieser Preisverleihung nicht nur ich alleine, sondern immer auch mein gesamtes Team gemeint ist. Ohne mein Team wäre ich nichts.“ Tilly bekam den „Rheinlandtaler“, weil er es schafft, in seinen satirischen, plastischen Karikaturen politischen Diskurs, gesellschaftliche Schlüsselszenen, Positionen, Werte und Haltungen in gestaltetes, szenisches, humoristisches Bild zu übertragen.

„Das ist eine Kunstform und nicht die leichteste“, lobte der stellvertretende LVR-Vorsitzende Jürgen Wilhelm. „Diese Kunst findet in erster Linie nicht in Museen und Galerien statt, sondern auf der Straße. Die Menschen wollen auch beim Rosenmontagszug kein Gutzi-Gutzi-Geschmuse, sondern sie wollen mit der Nase auf Probleme gestoßen werden. Zum Karneval gehört das Subversive, die Kritik, die Satire, das Lächerlichmachen der Mächtigen.“ Das alles beherrschen Tilly und sein Team bis zur Perfektion. Nur schade, dass seine „Meisterwerke“ am Ende meist verschrottet werden.

Nur selten findet ein Werk den Weg ins Museum. So wie jetzt ein Tilly-Motiv aus dem Zug 2017, in dem sich die damalige britische Premierministerin Theresa May eine Pistole in den Mund steckt und sinnbildlich mit dem Brexit die britische Wirtschaft ermordet. Tilly wurde ob seiner klaren Haltung und weithin sichtbaren Stellungnahmen schon von verschiedenen Seiten bedroht. Das lässt den 57-Jährigen nicht kalt, ändert aber nichts an seiner Einstellung. „Ich habe nicht vor, mir vorschreiben zu lassen, was eine Karikatur darf und was nicht“, so Tilly. „Satiriker, Künstler und Humoristen aller Art sind dazu da, alles und jeden durch den Kakao zu ziehen und Grenzen zu sprengen.“ So wird Tilly in seinen Arbeiten auch weiterhin für eine offene, tolerante und freie Gesellschaft eintreten.

(tino)