Kölner Bühnen Baustelle Kölner Bühnen -„Das ist mein letztes großes Projekt“

Köln · Bernd Streitberger ist 2016 angetreten, um die chaotische Sanierung der Kölner Bühnen zu Ende zu bringen. Bis 2022 hat er Zeit.

Seit 2012 eine Baustelle: Vermutlich wird die Sanierung der Kölner Bühnen bis Ende 2022 dauern. Mindestens 545 Millionen Euro wird das Projekt kosten.

Foto: Madeleine Gullert

Ein wenig stolz ist Bernd Streitberger schon auf das Herzstück der Kölner Oper. Noch kann der Betriebsleiter der Bühnen diese nur mit Helm betreten. Die Oper ist schließlich eine Baustelle und wird es auch noch lange bleiben, aber die Bühnentechnik ist an vielen Stellen schon fertig. Wir sprachen mit dem 69-Jährigen über ein Projekt, das seit etlichen Jahren für viele Negativ-Schlagzeilen sorgt.

Herr Streitberger, Sie sind jetzt seit zweieinhalb Jahren der Herr über diese Baustelle. Bereuen Sie das manchmal?

Bernd Streitberger: (lacht laut) Ja, es gibt schon unschöne Stunden. Aber ganz im Ernst: Ich bin gefragt worden, und ich habe Ja gesagt. Mit aller Konsequenz. Es ist natürlich nicht immer leicht. Aber ich mache es, und wir werden hier fertig. Das ist die wichtige Botschaft.

Der Job macht Ihnen offensichtlich Spaß – trotz allem.

Streitberger: Da möchte ich nicht widersprechen. Ich müsste mir das nicht antun. Ich bin 69 Jahre alt und könnte seit Jahren im Ruhestand sein. Einerseits gibt es in mir ein Pflichtbewusst­sein. Ich habe einst als Baudezernent mit dem damaligen Kulturdezernenten Georg Quander das Projekt Bühnensanierung auf den Weg gebracht. Außerdem habe ich mir in meinem Be­rufsleben immer besondere Aufgaben gesucht. Und letztlich kann ich dem Ruhestand einfach nicht ins Auge sehen.

Nicht, dass Sie die Sanierung künstlich hinauszögern ...

Streitberger: Nein nein, so schlimm ist es nicht. Ich möchte die Sanierung anständig beenden. Das ist mein letztes großes Projekt. Danach kann ich mich dann den Rosen im Garten widmen.

Bis dahin dauert es aber mindestens noch vier Jahre. Richtig?

Streitberger: Wir werden im zweiten Quartal 2019 eine aktualisierte Zeitplanung und Kosten­schätzung präsentieren. Zu diesem Zeitpunkt wird uns eine belastbare Planung vorliegen. Im letz­ten Quartal 2022 soll dann Schlüsselübergabe sein. Ich nenne bewusst kein Datum und rede auch nur von der Schlüsselübergabe, nicht von der Eröffnung der vier Bühnen. Oper, Schau­spiel und Verwaltung steht ein anspruchsvoller Umzug bevor – und gleichzeitig will man den Spielbe­trieb nicht zu lange unterbrechen.

Eigentlich wollten Sie die Planungen schon Anfang 2019 präsentieren. Warum verzögert sich das jetzt?

Streitberger: Wir haben das um drei Monate verschoben, weil wir diese Zeit unseren Planern zugestehen mussten. Damit ist aber keine Aussage über die Gesamtprojektlaufzeit getroffen.

Nur weil sich die Planung verzögert, verzögert sich also nicht unbedingt die Fertigstellung der Oper?

Streitberger: Richtig. Es findet gerade ein sehr intensiver Planungs- und Koordinierungspro­zess statt. Leider ist davon von außen nichts zu sehen. Es ist natürlich ärgerlich, dass die Men­schen seit drei Jahren an dem Haus hier vorbeilaufen und keine Veränderung erkennen können. Aber das ist jetzt eben so. Wir müssen sorgfältig planen, bevor wir wieder anfangen zu bauen. Und ich lasse mich nun mal nicht hetzen.

Ist das ganze Dilemma auf eine schlechte Planung zurückzuführen?

Streitberger: Zu großen Teilen ja. Dem ehemaligen Haustechnikplaner ist ja auch nicht ohne Grund gekündigt worden. Die Planung war lücken- und in einigen Bereichen fehlerhaft. Im Gut­achten, dass der Rechnungsprüfungsausschuss zur Analyse der Absage der Wiedereröffnung 2015 in Auftrag gegeben hat, wird aber auch der enorme Zeitdruck, unter dem das Projekt stand, hervorgehoben. Die wichtige Maxime „Erst planen, dann bauen“ war nicht einzu­halten. Und einige wichtige Projektstrukturen mussten mein Team und ich nach unserem Start 2016 neu aufbauen.

Wäre es leichter gewesen, ein neues Gebäude zu bauen?

Streitberger: An der Debatte will ich mich nicht beteiligen. Der Berliner Flughafen ist auch ein Neubau.

Manch einer unkt jedenfalls, dass man am Ende das alte Gewand der Oper hat, zu einem Preis von 545 Millionen Euro.

Streitberger: In der öffentlichen Diskussion kommt leider oft zu kurz, dass es sich um vier Büh­nen handelt, von denen zwei völlig neu errichtet wurden. Es handelt sich also nicht nur um die Oper. Dennoch ist das immer noch eine unglaubliche Summe, dessen bin ich mir bewusst. Da muss am Ende alles nahezu perfekt sein, sonst haben wir es nicht gekonnt. Und ja, man sieht davon zunächst wenig, weil das Geld nicht in der Fassade oder im Teppich steckt. Das Geld steckt im Keller, in der Haustechnik. Und allein die Zeit, also der Baustellenunterhalt, die frisst auch viel Geld. Aber am Ende sollen sich alle an dem schönen Haus freuen. Das wäre die schönste Belohnung für meine Arbeit hier.

Mit dem Wissen, das Sie jetzt haben: Wann ist das Kind in den Brunnen gefallen?

Streitberger: Das war teilweise schon bei der Vergabe der Aufträge. Das fiel noch in meine Zeit als Baudezernent. Wir hätten uns damals nicht freuen dürfen, dass man die Firmen so günstig bekam, sondern hätten sichergehen müssen, dass sie die Aufträge auch wirklich mit den angebotenen Kapazitäten erfüllen können.