Kino So steht es um die Kinos in Düsseldorf

Im Zeitalter von Netflix setzen Film-Fans auf das Kino-Erlebnis. Die Düsseldorfer Kinos reagieren darauf.

Vielleicht bald in einem großen Lichtspielhaus: das Düsseldorfer Filmkunstkino Bambi. Foto: Filmkunstkino Düsseldorf

Foto: Düsseldorfer Filmkunstkino

Vergangene Woche hat auf dem Ueckerplatz im Düsseldorfer Hafen das „HafenKunstKino“ eröffnet. 365 Tage lang wollen die Betreiber der gemeinnützigen Firma art.vision Kunstfilme im Freien zeigen. Es handelt sich dabei um eine permanente Installation für Film- und Videokunst im öffentlichen Raum. Auf dem Programm stehen Filme jenseits von Blockbuster-Produktionen. „Etliche Kunst- und Kurzfilme werden zum Teil nie veröffentlicht oder landen maximal auf irgendwelchen Webseiten oder Online-Kanälen“, erklärt Hajo Rappe, Geschäftsführer von art.vision. Dazu kooperiert die Firma auch mit Düsseldorfer Kunstkinos, etwa mit der Black Box im Filmmuseum.Heißt das, dass die Düsseldorfer Arthouse-Kinos nicht sichtbar genug sind? Und wie steht es überhaupt um Düsseldorf als Kinostandort?

Düsseldorfer Kinos kämpfen mit sinkenden Besucherzahlen

Düsseldorf ist cineastisch gut aufgestellt, sowohl im Entertainment-Kino als auch im Kunstfilm-Kino: drei Multiplex-Kinos (CineStar, UCI und Ufa-Palast), fünf Programmkinos (Atelier, Bambi, Cinema, Metropol und Souterrain) und das kommunale Kino Black Box. Doch alle Kinos kämpften in diesem Jahr mit einem Problem: dem Rekordsommer und der Fußball-WM. Beide Ereignisse führte zu weniger Besuchern. Und das, wo die Besucherzahlen ohnehin schon rückläufig waren. Das betonen Cinestar-Geschäftsführer Oliver Fock wie auch Frederic Riech, Marketing-Chef des Düsseldorfer Ufa-Palastes. Aber die Umsätze seien über die letzten Jahre hinweg konstant geblieben, fügt Fock hinzu. „Die Besucher gehen zwar etwas weniger ins Kino, investieren in den Kinobesuch aber mehr, zum Beispiel eine höhere Sitzkategorie“, so der Cinestar-Geschäftsführer. Auch Frederic Riech stellt beim Kino-Publikum den Wunsch nach besserer Unterhaltung fest. Was im Ufa-Palast zu Änderungen führte. So baute man ein Luxus-Kinos im gehobenen Stil mit Kronleuchtern, Garderobe und exklusiven Ledersesseln oder investierte in ein Dolby-Atmos-Surround-System für hochwertigen Ton im kompletten Saal.

Film-Fans sehen Kino-Besuch als Gemeinschaftserlebnis

Und wie wirkt sich das zunehmende Subscription-Video-on-Demand-Angebot aus, bei dem man sich über Abonnements Filme per Streaming abrufen kann? Machen Streaming-Dienste wie Netflix den Kinos sehr zu schaffen? Das Heim-Kino-System sei zwar populär, doch habe sich mittlerweile ein Gegentrend herausgebildet, in dem das gemeinschaftliche Freizeitbedürfnis eine starke soziale Bedeutung habe, sagt Fock. Das Alleine-vor-dem-Bildschirm-Sitzen könne das Kino-Erlebnis nicht ersetzen. „Zu einem guten Film gehört das Popcorn, der überragende Sound und eine große Leinwand mit gestochen scharfen Bildern, um die Menschen zu berühren, sie mitfiebern zu lassen und sie zu entführen in eine Romanze oder einen Action-Film“, erklärt Frederic Riech. Diesen Trend stärkt das Ufa-Palast mit Übertragungen von Klassik-Veranstaltungen etwa des Moskauer Bolshoi-Balletts oder der New Yorker Metropolitan Opera, genauso aber auch mit Film-Reihen wie der Harry-Potter-Nacht oder Star-Wars-Events.

Die Multiplex-Kinos arbeiten wirtschaftlich, die Filmkunstkinos nicht

Bei den Düsseldorfer Filmkunstkinos sei die Zuschauerzahl mit 170 000 Besuchern im vergangenen Jahr relativ stabil, sagt Programmleiter Kalle Somnitz. Ihr Problem sei aber, dass die fünf Kinohäuser in den verschiedenen Düsseldorfer Stadtteilen wirtschaftlich nicht rentabel seien. „Allein die Strompreise haben sich in den letzten zehn Jahren vervierfacht“, so Somnitz. Zudem sei man nun verpflichtet, den Mitarbeitern Mindestlöhne zu zahlen. In der Regel handelt es sich dabei um Studenten, die bislang immer aufgrund ihrer cineastischen Passion in Programmkinos gearbeitet hätten. Die Bezahlung habe da nicht an erster Stelle gestanden. Die Mehrkosten durch die Zahlung der Mindestlöhne müsse man auf die Eintrittspreise umlegen. Und die Nebenumsätze wie der Verkauf von Popcorn seien zu gering. „Die Multiplex-Kinos arbeiten im Gegensatz zu uns wirtschaftlich. Sie machen pro Kopf einen Nebenumsatz von acht Euro. Wir schaffen keine zwei Euro“, moniert Somnitz.

Die Filmkunstkinos wollen sich zu einem einzigen Lichtspielhaus vereinen

Dementsprechend planen die Filmkunstkinos seit einigen Jahren, ihre quer durch die Stadt verteilten Häuser zu einem einzigen Lichtspielhaus zu vereinen. Zur Debatte stand jüngst noch ein Arthouse-Kino im Bilker Bunker, doch das Vorhaben scheiterte an zu hohen Kosten. Die verantwortlichen Architekten bezifferten die Umbaukosten für den Bunker auf rund drei Millionen Euro. Ein Investor stand bereit. Doch die Filmkunstkinos hätten nur eine Miete von 15 000 Euro bezahlen können. Der Investor hätte sein eingesetztes Kapital also erst nach rund 15 Jahren zurückerlangt. Momentan habe man keine neue Immobilie im Visier, sagt Somnitz. Sie sei aber für das Überleben der Filmkunstkinos unverzichtbar.