Großübung der Polizei Hunderte Polizeibeamte üben für Fanrandale am Stadion
Leverkusen. · Eingeübt wurde unter anderem die Trennung rivalisierender Fans.
Es raucht gewaltig aus der Einfahrt in die Tiefgarage an der BayArena. Es folgt ein lauter Knall, ein Feuerball erhebt sich in die Luft. Dann stürmen einige schwarz gekleidete Gestalten auf den Bus der Mannschaft von Bayer 04 zu und blockieren ihn.
Für die Polizei ein Szenario, das sie einkalkulieren und auf das sie vorbereitet sein muss. Daher trainierten einige Hundertschaften der Bereitschaftspolizei am Donnerstag am Stadion. 700 bis 800 Beamte waren dabei im Einsatz. Die Übung hatte in realitätsnaher Umgebung stattfinden sollen, daher wählten die Kräfte das Stadion in Leverkusen. Verantwortlich für die Organisation des Trainings zeichnete die Abteilungsführung der Bereitschaftspolizei Wuppertal. Während diese Kollegen etwa aus Gelsenkirchen, Bochum und Essen mitbrachten, beteiligte sich die Kölner Polizei nicht.
Insgesamt gliederte sich der mehrstündige Tag für die Beamten, die in voller Montur erschienen, in drei Übungen: die Durchsuchung von Bussen, die Trennung rivalisierender Fangruppen und die Auflösung der Sitzblockade vor dem Mannschaftsbus. „Diese Größenordnung ist normalerweise nicht an der Tagesordnung“, betonte Polizeisprecher Stefan Weiand zum Umfang des Trainings in Leverkusen.
Nun sind Fußballspiele an nahezu jedem Wochenende in der Republik – oft kommen internationale Begegnungen unter der Woche hinzu. Dabei aus der Übung zu kommen, scheint im Grunde unmöglich. Auch Sprecher Weiand bestätigte, Spiele in den Bundes- und unterklassigen Ligen sind der häufigste Einsatzgrund für die Bereitschaftspolizisten. Gleichwohl hat er eine klare wie einfache Meinung zu den Trainings: „Man kann nie gut genug sein.“
Auf Großveranstaltungen können sich die Beamten gut vorbereiten
Besonders angespannt seien die Kollegen vor dieser Art Einsätze in der Realität aber nicht. Das sei Standard. Zudem komme für die Beamten erleichternd hinzu, dass die Großveranstaltung lange im Vorfeld angesetzt ist und sich die Beamten dementsprechend gut auf die Lage vor Ort vorbereiten können. Das sei bei anderen Versammlungen anders – wie zum Beispiel einem Konflikt zwischen rechten und linken Gruppierungen. „Da kann man gar nichts planen“, sagte der 51-Jährige.
Währenddessen machten die „Fans“ vor dem Bus Lärm, klopfen gegen die Türe und forderten die (nicht wirklich) im Inneren befindliche Mannschaft auf, herauszukommen. Die Randalierer kamen aus den eigenen Reihen der Beamten. „Da entsteht Ehrgeiz auf beiden Seiten“, erzählte Sprecher Weiand. Weh tun soll sich dabei natürlich niemand, es gibt Sicherheitswörter und Beobachter. Gleichwohl komme es laut Weiand hin und wieder doch zu Verletzungen bei einer Übung.
Seit einigen Minuten schon saßen die Blockierer nun auf der Straße. Ein Beamter verkündete nach einiger Zeit, sie würden, wenn sie sich nicht freiwillig bewegten, mit körperlichem Nachdruck dazu gebracht. Das Ganze dauerte – wie in der Realität – sehr lange. Schließlich greifen die Polizisten mit ihrem Vorgehen in die Rechte der Betroffenen ein. Das muss „von oben“ abgesegnet werden.
Das Vorgehen wird dabei nicht nur von weiteren Beamten beobachtet, sondern auch filmisch aufgezeichnet. „Die Nachbesprechung wird Tage und Wochen in Anspruch nehmen“, kündigte Weiand an.