NRW-Sozialbericht Für wen das Armutsrisiko sinkt und für wen nicht

Düsseldorf · Wachsende Altersarmut ist auch in NRW eine Zeitbombe. An einigen Stellen verbessert sich aber die Lage der Menschen. Laut Statistik gibt es zumindest Lichtblicke bei Armutsrisiko, Arbeitslosigkeit und Einkommensverteilung.

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Die soziale Lage der Menschen in Nordrhein-Westfalen hat sich nach jüngsten Zahlen des Arbeitsministerium erstmals seit Jahren in Kernbereichen verbessert. Nachdem das Armutsrisiko in NRW 2017 auf einen Höchststand geklettert war, ist es 2018 - erstmals seit 2012 - gegenüber dem Vorjahr gesunken. Das ergibt sich aus der Sozialberichterstattung 2018, die der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf vorliegt.

ARMUTSRISIKO: Demnach waren im vergangenen Jahr 16,6 Prozent der Bevölkerung in NRW von relativer Einkommensarmut betroffen. Das heißt, sie hatten weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung. 2017 war die Quote mit 17,2 Prozent noch auf Rekordhöhe. Stark überdurchschnittlich betroffen sind Erwerbslose, Personen aus Geringqualifizierten-Haushalten, Alleinerziehende mit ihren Kindern und Ausländer. Nach Daten des Statistischen Landesamts lag die Armutsrisikoschwelle in NRW 2018 bei 1006 Euro netto im Monat für einen Ein-Personen-Haushalt und bei 2112 Euro für einen Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern.

STAATLICHE HILFE: Licht und Schatten gab es bei staatlicher Unterstützung zum Existenzminimum: Zum Jahresende 2018 waren zwei Millionen Menschen in NRW auf Mindestsicherungsleistungen angewiesen. Das ist etwa jeder neunte. Im Vergleich zu 2017 waren rund 87 000 oder 4,1 Prozent weniger betroffen. Damit gab es hier im zweiten Jahr in Folge eine Verbesserung. Die höchste Quote ermittelte das Statistische Landesamt in Gelsenkirchen (22,3 Prozent), die niedrigste im Kreis Olpe (5,3 Prozent).

ARBEITSLOSE: Erstmals seit 2011 war hier speziell die Zahl der Arbeitssuchenden rückläufig, die Grundsicherung empfangen müssen. Betroffen waren 2018 rund 1,6 Millionen Menschen und damit etwa 66 000 weniger als ein Jahr zuvor. Die gute Entwicklung am Arbeitsmarkt nutze auch Langzeitarbeitslosen, die es in der Regel schwer hätten, wieder Fuß zu fassen, bilanzierte Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).

ALTERSARMUT: „Ein Wermutstropfen ist allerdings die wachsende Zahl von Menschen, die im Alter auf Sozialhilfe angewiesen sind“, räumte er ein. „Sie zeigt, wie wichtig es ist, dass wir die Grundrente bekommen.“ Die Zahl der Empfänger von Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung stieg in NRW um rund 6000 auf 282 000.

EINKOMMEN: Positiver sieht die Entwicklung dagegen an anderer Stelle aus: „Nachdem die Ungleichheit der Einkommensentwicklung von 2012 bis 2017 kontinuierlich gestiegen ist, war hier von 2017 auf 2018 erstmals ein leichter Rückgang und damit eine Verbesserung zugunsten von Menschen mit niedrigem Einkommen zu verzeichnen“, heißt es in der Kurzanalyse des Sozialministeriums. Laumann sprach von einem „Lichtblick“. Im Landesdurchschnitt lag das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte je Einwohner 2017 bei 22 263 Euro und damit um 3,3 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

JOBS: Die Arbeitslosenquote in NRW sank weiter von 7,0 Prozent Ende 2017 auf 6,4 Prozent Ende 2018 (2,6 Prozent im Kreis Coesfeld bis 12,1 Prozent in Gelsenkirchen). Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg seit 2017 um 2,3 Prozent auf 6,85 Millionen. Insgesamt waren 9,55 Millionen Menschen in NRW im Jahresdurchschnitt 2018 erwerbstätig (plus 1,3 Prozent). „Die durchschnittliche Lohnentwicklung blieb jedoch hinter dem bundesdeutschen Durchschnitt zurück“, stellten die Statistiker fest.

STATISTIK: Die jährliche Sozialberichterstattung des NRW-Arbeitsministeriums fußt auf Daten des Statistischen Landesamts.

(dpa)