Beim Blick auf den Koalitionsvertrag von Union und SPD zieht die Bertelsmann Stiftung ein gemischtes Fazit. Für die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene und der Außenpolitik würde der Vertrag wichtige Signale aussenden. Zwar hätten die zukünftigen Regierungspartner in diesem Bereich weniger Details als noch die Ampel vereinbart, aber das Papier biete größere Handlungsoptionen, sagte Hannes Ametsreiter, Vorstandsvorsitzender der Stiftung bei der Jahrespressekonferenz in Gütersloh.
Auch einige personelle Entscheidungen zum Thema Energie und Digitalisierung mit dem Wechsel von Managern auf Ministerposten begrüßt Ametsreiter. Die Regierung stehe jetzt unter großem Handlungsdruck, habe aber bislang gute Voraussetzungen geschaffen. Zur Bewertung gehöre dann später, was von den Ankündigungen auch umgesetzt werde.
Brigitte Mohn aus dem Vorstand der Stiftung übte vorsichtige Kritik. Bei den Themen Demokratiestärkung durch Beteiligungsprojekte sei der Koalitionsvertrag „nicht sehr ambitioniert“.
Der Bundesregierung empfiehlt die Stiftung für die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft, die Ausgaben für Forschung und Innovationen auf mindestens 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu steigern. Zum Vergleich: Die USA liegen hier bei 3,5 und Südkorea bei 5 Prozent. Auch müsste das Gründerpotenzial in der deutschen Gesellschaft besser ausgeschöpft werden. Die Zahl der Startups-Gründungen soll nach dem Vorschlag der Stiftung um 30 Prozent steigen.
70 Millionen Euro für Projekte
Die Bertelsmann Stiftung ist neben der Familie Mohn der Hauptanteilseigner des Bertelsmann-Konzerns. Das Budget der Stiftung, die Projekte zur Bildung, Demokratie, Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Programm hat, ist damit abhängig vom wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens. Im Jahr 2024 lag die Summe bei 70 Millionen Euro. Für das laufende Jahr plant der Vorstand mit demselben Budget. 334 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für die Stiftung an den Standorten in Gütersloh, Berlin und Brüssel im Einsatz.
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