Verkehr A1: Kritik an der LKW-Rastanlage
Burscheid. · Die Dürscheider Bürger-Initiative hatte zur Diskussionsrunde eingeladen.
Kommt er oder kommt er nicht? Um diese Frage drehte sich die komplette Podiums-Diskussion am Montagabend hinter dem Sängerheim Dürscheid. Es ging um die geplante LKW-Rastanlage im Bereich Leverkusen und Burscheid.
Und das Thema erregete ein großes Interesse der Bürger - über 100 Anwohner und Gäste waren der Einladung der Dürscheider Bürger-Initiative am Montagabend gefolgt. Darunter befanden sich auch viele junge Leute. Was die Zukunft ihrer Region betrifft, geht auch sie hautnah an.
Die Bürger wollten konkrete Erklärungen bekommen
Alle erwarteten konkrete Erklärungen über die Park- und WC-Anlagen kurz PWC‘s – die geplanten Stellplätze neben der Autobahn, auf denen LKWs und ihre Fahrer an den Wochenenden pausieren können.
Für die Strecke von Wuppertal bis Leverkusen sind fünf Anlaufpunkte entlang der A 1 als eventuell geeignet genannt. Wermelskirchen, Wermelskirchen-Baumschule, Lützenkirchen (für die Spuren Richtung Dortmund) und zwei ortsnahe Standorte in Dürscheid. Überlegungen,das Vorhaben in Geilenbach durchzuführen, sind inzwischen vom Tisch.
Was bisher über die ins Auge gefassten Örtlichkeiten im Dürscheider Bereich bekannt war, hatte wohl mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gebracht. Eine gut besetzte Podiumsrunde stand den Bürgern zum Gespräch bereit.
Vor Ort waren die CDU, vertreten durch Bürgermeister Stefan Caplan und Hartmut Schepanski, die SPD mit Klaus Becker und Ralph Liebig, die FDP mit Joachim Wirths, die Grünen mit Sabine Wurmbach, die Linke mit Ralph Klöckner, das BfB mit Michael Baggeler und Gerd Pieper von der UWG.
Bürgermeister Caplan nannte im Namen von fünf Fraktionen das in vielen Treffen gemeinsam erarbeitete Fazit: „Gewichtige Gründe führten zum entschiedenen Widerspruch gegen die Plazierung von LKW-Standplätzen im Bergischen Land, hier speziell in Dürscheid.“
Ergänzt und bekräftigt wurde dies von seinen Mitkämpfern mit konkreten Argumenten: 1. Die Anzahl von 50 LKW-Flächen wäre nur „ein Tropfen auf heißem Stein“ im Hinblick auf die seit langem geforderten dringend benötigten 500 Plätze. 2. Es würde sich zudem laut Vorgabe der Projektmanagementgesellschaft Deges (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) um unbewachte, ungesicherte Anlagen handeln, nur mit einem WC bestückt, ohne die kleinste Form von Rasthaus. Diese „Provisorien“ seien als beliebtes Ziel für Überfälle, körperliche Angriffe und großangelegte Diebeszüge bereits andernorts hinlänglich bekannt, 3. Die Deges halte sich außerdem bedeckt, was klare Infos betrifft und übergehe laut den Kritikern zudem den Aspekt Naturschutz und Lebensqualität der Ansiedler völlig. Eine Ortsbegehung mit Anhören der Betroffenen sei nicht erfolgt. 4. Die Baukosten für solche „kleinen“ Plätze würden im Preisvergleich zu sinnvoll größeren je Stellfläche vier- bis fünfmal höher liegen. Hinzu kame: keiner könne vorhersehen, wie das Gelände durch den Baustellenbetrieb zusätzlich belastet und zerstört würde.
Ebenfalls nicht unwichtig war bei der Diskussion vom Montag: Würde der ersten Phase mit begrenzter Zahl Stellplätzen nicht sehr bald eine „notwendige“ Erweiterung folgen? Ein Besucher gab zu bedenken: „Wenn die Brummi sich am Morgen wieder in den Fluss Richtung Leverkusen einordnen wollen, verschlimmern sie die Stausituation zusätzlich.“
Grüne halten den Standort
Köln-Nord für sinnvoller
Alle im Raum stehenden Unsicherheiten hatte den BfB mit Michael Baggeler dazu bewogen, die Bürger-Initiative erst dann mitzutragen, wenn die Fakten klarer beurteilt werden könnten. Die Initiatorin der Bürger-Aktion Tina Scharfenorth und Edwin Elias nahmen hier die Zurufe aus den Reihen auf, diese lauteten: „Wehret den Anfängen!“.
Sabine Wurmbach gab die Aufgabe, eine akzeptable Lösung zu finden, an die politischen Gremien von Land und Bund weiter: „In Köln-Nord einen Autohof anzubieten, der für aktuelle Bedürfnisse reichen würde, wäre für alle wünschenswert. Außer einer optimalen Hafenanbindung wäre den Fahrern auch gedient, dort die Leverkusener Brücken hinter sich zu haben. Noch könne Köln eine Enteignung verweigern aufgrund einer Gesetzeslage, die angesichts der akuten Verkehrssituation längst überholt ist. Hier seien Abgeordnete von Land und Bund gefordert, Änderungen anzumahnen, und das auf dem schnellstmöglichen Weg. Ein angedachter Baubeginn in Burscheid etwa 2025 bedeute, dass Eile geboten ist.“
Bodo Jakob gab bekannt, dass er bereits einige Landtagsabgeordneten über die Sachlage informiert hätte. Dass etwas Grundsätzliches geschehen muss, wurde durch Joachim Wirths noch einmal sehr deutlich: „Fahrer plazieren ihr Großraumfahrzeug für Stunden auf der Autobahn-Standspur, um schnell wieder in den Verkehrsfluss zu gelangen. Das bringt weitere Gefahren mit sich.“
Bürgermeister Caplan lud jeden Interessenten zur Ratssitzung am 11. Juli um 17 Uhr ins Haus der Kunst ein. Eingeladen und zugesagt zu dieser Veranstaltung hat Udo Pasderski von der Deges GmbH.