Ameisenhaus am Egger Weg: Wie verhindere ich einen Abriss?
Es gibt viele offenen Fragen zum Haus am Egger Weg. Vor allem: Was tun bei Schädlingsbefall?
Burscheid. Dass ein Kammerjäger dafür gesorgt hat, dass ein Haus am Egger Weg abgerissen werden muss, ist immer noch über die Grenzen von Burscheid hinaus Gesprächsthema. Wie berichtet, waren Ameisen in das erst zwei Jahre alte Haus einer dreiköpfigen Familie eingedrungen. Der daraufhin alarmierte Schädlingsbekämpfer hat — so ein Gutachten — das Substrat Finicon Aktion EW in so hoher Konzentration eingesetzt, dass das komplette Haus kontaminiert wurde. Viele ungeklärte Fragen sorgen nun dafür, dass sich eine ganze Branche unter Verdacht fühlt.
Peter Themann, Anwalt der Familie, ist in diesem Punkt sicher. Die dreifache Überprüfung der Kontaminierung über einen allgemeinen Sachverständigen, ein chemisches Gutachten und eine wissenschaftliche Bewertung seien einvernehmlich mit der Versicherung des Kammerjägers erfolgt — wie auch die letztlich getroffene Entscheidung.
Ja. Das bestätigt Birgit Bär, Pressesprecherin des Kreises. Zwar habe ein entsprechender Antrag vorgelegen, aber die Genehmigung sei nie erteilt worden. Jetzt prüft das Bauamt, ob es eine Strafe verhängt. Bär: „Es läuft aber darauf hinaus, dass die Genehmigung erteilt worden wäre. Deshalb läge ein Bußgeld im unteren Bereich — was trotzdem eine vierstellige Summe bedeutet.“
Bärbel Holl vom Verein zur Förderung ökologischer Schädlingsbekämpfung (VFöS) rät zunächst zur Ruhe: „Es gibt Kunden, die sind richtig hysterisch. Aber einheimische Insekten sind generell nicht so gefährlich, dass man in Sekunden handeln muss.“ Im Fall der fliegenden Ameisen im Haus am Egger Weg hätte sie gar keine Maßnahmen ergriffen. „In solchen Fällen raten wir unseren Kunden, zum Staubsauger zu greifen. Fliegende Ameisen befinden sich in der Paarungszeit und sterben sehr schnell. Während dieser Zeit fressen sie auch nicht.“
Bärbel Holl rät dringend davon ab: „Das Problem ist, dass auch Privatpersonen gefährliche Mittel im Internet kaufen können.“ Die Anwendung dieser Mittel sollte man aber Experten überlassen. „Ich bin schon oft zu Kunden gekommen, die bereits ihre ganze Wohnung vernebelt hatten. Das ist viel gefährlicher als die Schädlinge selbst.“
Laut Bärbel Holl gibt es die kaum. Sie ist auch im Prüfungsausschuss der IHK und weiß: „Alle Kammerjäger, die von Firmen kommen, haben eine professionelle Ausbildung durchlaufen und wissen, was sie tun.“ Außerdem hätten die Verbände ein Auge auf die Branche und schwarze Schafe würden sofort auffallen. „Man sollte trotzdem skeptisch werden, wenn der Kammerjäger kurz nach dem Anruf schon mit der Sprühflasche vor der Tür steht. Im Vorfeld sollte er außerdem abklären, ob Allergien oder gesundheitliche Vorbelastungen bestehen.“
Werner Steinheuser vom Schädlingsbekämpferverband NRW warnt hingegen vor immer mehr Betrügern, die sich im Internet Bekämpfungsmittel bestellen und sich als Kammerjäger engagieren lassen, ohne ihr Handwerk gelernt zu haben.
Nein. Dass der Fehler einem professionellen Kammerjäger unterlaufen ist, ist sicher. Denn wie mehrere Quellen bestätigen, übernimmt die Betriebshaftpflichtversicherung des Unternehmens den Schaden. „Für eine Betriebshaftpflichtversicherung muss die fachliche Eignung durch ein Ausbildungszertifikat bewiesen sein. Außerdem müssen alle behördlichen Auflagen erfüllt sein“, erklärt Gabi Scheidt von der Provinzial Rheinland.