Aus einem Kantholz entsteht eine runde Sache
Am Wochenende gab es im Burscheider Kulturbadehaus einen spannenden Drechsel-Workshop für Schüler.
Burscheid. Wo gehobelt wird, fallen Späne — auch dort, wo gedrechselt wird. Im Kulturbadehaus war es am Wochenende recht lebendig. Zum Kreativ-Workshop mit dem Thema Holzbearbeiten an der Drechselbank hatten sich drei Mädchen und zwei Jungen eingefunden. Drechslermeister Jürgen Elstermeier freute sich auf die Zusammenarbeit mit den Jugendlichen — es war sein erstes Angebot an Schüler, sein Handwerk näher kennenzulernen.
Der Samstag gehörte hauptsächlich der theoretischen Einführung. Schließlich sind die benötigten Werkzeuge und das Zubehör es wert, vorgestellt und erklärt zu werden. Aber auch am Samstag durften die Kinder schon zusehen und ein wenig mithelfen, wie ein formschöner Kelch am Stiel und ein funktionaler Kerzenhalter entstand. Aus seiner über dreißig jährigen Praxis als Drechslermeister konnte Elstermeier den jungen Teilnehmern mit einfachen Worten die Funktionen und Abläufe deutlich machen.
Am Sonntagmorgen schauten alle gespannt zu, wie ein kantiges Stück Holz in einer Spannvorrichtung befestigt wurde und sich an der Spindel in hoher Geschwindigkeit um seine Achse drehte. Elstermeier setzte ein metallenes Werkzeug an, und aus dem eckigen Holz wurde allmählich eine runde Sache. Da kam dann auch das Muster der hübschen Maserung zutage.
Im Laufe der nächsten drei Stunden merkten sich die Drechsler-Lehrlinge auch die Namen der wichtigsten Werkzeuge. „Was braucht man als erstes Eisen?“ Auf die Frage kam ohne Zögern die richtige Antwort. „Zuerst setzt man das Schrubbeisen ein!“ Der Meister nickte — und ließ mit dem genannten Eisen die Späne von der eingespannten Form nur so in alle Richtungen fliegen. Diana Flock (12)war froh über die interessante Möglichkeit, in ihren Schulferien bei den Großeltern bei diesem Workshop angemeldet zu sein. Sie selbst wohnt in Berlin und hat dort schon Künstlertage mitgemacht, allerdings in russischen Einrichtungen. Das macht der Tochter einer russischen Mutter in Sachen Sprachverständigung keine Probleme.
Emelie Diechereit (10) besuchte - wie auch Tim Paulus (12) im Kulturbadehaus schon Bildhauer-Workshops, wollten aber gerne auch das Material Holz kennenlernen. Lauren Kieseritzky (10) zog mit ihrer Familie vor kurzem aus Leverkusen-Bürrig hierher und genießt die ruhige Atmosphäre Burscheids mit ihren vielen künstlerischen Angeboten. Paul Schuhrat (12) hätte am Ende der dreistündigen Praxis an der Drechselbank am liebsten noch weiter gearbeitet und noch mehr der niedlichen Tannenbäume aus den verschiedenen Hölzern heraus-gedreht.
Ob die Teile aus Zirbelkieferholz vom Tuxatal entstanden oder aus einem Stück Ast einer Eibe von der Lambertsmühle, das macht in der Bearbeitung wenig Unterschied. Die Zeit der Werkstunden kam allen Fünfen viel zu kurz vor, weil auch der Spaß zum Glück nicht zu kurz kam.
Als Berater und Helfer standen den Kindern Rudolf Otto und Barbara Sarx vom Kulturverein zur Seite. Bisher sind die an zwei Terminen im Jahr durchgeführten Wochenenden für handwerklich interessierte Jugendliche sehr gut angenommen worden. Am Ende standen fünf gut gelungene Werkstücke auf der Drechselbank.
Die zweijährige Schwester von Emelie Diechereit entschied mit ihrer kleinen Hand, wie die Lose fielen. Mit dem Ergebnis waren die fünf fleißigen Handwerker sehr zufrieden. Das galt auch für Emelies Großeltern — die sorgfältig aufgekehrten und verpackten Holzspäne von allen Stunden künstlerischen Wirkens landeten im häuslichen Kamin und erfüllten dort eine umweltfreundliche Aufgabe.