Bahnhofstunnel wird zum Kunstwerk
Kölner Künstlergruppe Goodlack gestaltet zu Zugänge zur Station in Ehrenfeld.
Köln. Wie ein begehbares surrealistisches Gemälde von Salvador Dalí wirkt der Bahnhofstunnel in Ehrenfeld. Blau ist der Himmel mit weißen Wolken und als Boden dient ein Schachbrettmuster. Darauf finden sich eine große Eisenbahnlok und ein Schiff, das gerade in See sticht. Noch sieht man die groben Zeichnungen an der Wand, die schon bald im Feinschliff zum Kunstwerk vollendet werden.
Gestaltet wird der Tunnel im Auftrag der Deutschen Bahn von der Ehrenfelder Künstlergruppe Goodlack von Ron Voigt und John Iven, die auch schon die Außenmauer des Bahnhofs 2014 auf einer Länge von 300 Metern aufwendig gestaltet hat. Das jährliche Streetart-Festival City-Leaks wird ebenfalls von dem Duo organisiert. Acht weitere Kollegen unterstützen die Gruppe, darunter auch zwei Künstler aus Athen. „Jeder macht das, worin er besonders gut ist. Zunächst haben wir im Tunnel mit Acrylfarbe den Hintergrund geschaffen, danach folgten unter anderem die Wolken und zum Schluss die einzelnen Figuren. Dafür setzen wir Spraydosen ein.“
„Motive von Künstlern aus Ehrenfeld für Ehrenfeld, statt Standardfarben. Wir wollen hier bewusst mit Konventionen brechen, um den Bahnhof als Teil des Veedels erlebbar zu machen“, sagt DB-Bahnhofsmanager Kai Rossmann. „Wir werden hier einen dunklen Angstraum in eine friedliche, visuelle Oase verwandeln“, erklärt Iven, der auch den zweiten Ehrenfelder Bahnhofstunnel an der Venloer Straße gestaltet.
Beim Tunnel am Gürtel ging es vor allem darum, mit 3D-Effekten mehr Raum und Weite zu schaffen. Farbenfroh und hell wirkt das surreale Kunstwerk. Beim zweiten Tunnel soll an die Industriekultur in Ehrenfeld erinnert werden. Dafür werden die Backsteine im Tunnel zum Beispiel besonders hervorgehoben. Auch Maschinen werden zu sehen sein. „Einen Tunnel zu gestalten, ist schon etwas Besonderes. Wir haben noch nie auf einer Decke gearbeitet. Das Feedback der Passanten hier ist durchweg positiv. Bis Ende August werden wir wohl mit beiden Tunneln fertig sein“, sagt Iven.
Insgesamt wird eine Fläche von 1300 Quadratmetern neugestaltet. In Szene gesetzt wird das Kunstwerk in beiden Tunneln durch eine neue LED-Beleuchtung, die aktuell noch getestet wird. „Wir haben einen gewissen Ruf in der Szene, deshalb gehen wird davon aus, dass andere Sprayer Respekt vor dem haben, was wir hier machen“, ist sich Iven sicher. Planungen der Bahn für eine ähnliche Umgestaltung von weiteren Bahnhöfen gibt es — so zum Beispiel für den Hansaring.