Betonstelen retten Haus vor Lkw – zerstörtes Kabel legt FM lahm

Erst gerät ein 40-Tonner außer Kontrolle, dann erleidet in der Folge ein Arbeiter bei Reparaturarbeiten lebensgefährliche Brandverletzungen. Bei FM fallen Großteile der Produktion aus.

Burscheid. Es ist gegen 21 Uhr. Liesel Fromm sitzt auf dem Sofa und schaut Fernsehen. Von einem heftigen Knall wird sie hochgeschreckt. Auch ihre Vermieterin Jutta Weber stürzt zur Haustür. Als sie sie öffnen, starren die beiden auf das Führerhaus eines 40-Tonners.

Nach Aussage der Spedition Wagner-Trans aus dem hessischen Lohra war der Fahrer (43) mit seiner Ladung auf dem Weg von Norddeutschland nach Ludwigshafen. Ob er am Mittwochabend in Burscheid abfuhr, um zu tanken oder Pause zu machen, ist noch unklar. Nach Zeugenaussagen soll der Mann dann krampfartige Schmerzen in der Brust verspürt und noch ein Nitrospray benutzt haben. Angeblich war er auch kurze Zeit ohnmächtig.

Die Polizei hat aber auch Hinweise auf einen möglichen technischen Defekt. Der Lkw wird beschlagnahmt und steht nach der Bergung auf dem Gelände der Firma Schwientek in der Borsigstraße in Leverkusen. Im Tagesverlauf kommt dann die Entscheidung: Die Staatsanwaltschaft ordnet die Untersuchung des Lkws durch einen Sachverständigen an.

Der Unfallfahrer, der entgegen ersten Meldungen nicht im Führerhaus eingeklemmt ist, wird zunächst ins Krankenhaus Wermelskirchen eingeliefert und dann noch in der Nacht zu Donnerstag nach Remscheid auf die Intensivstation verlegt, allerdings nur zu Beobachtung, wie die Polizei erklärt. Ansonsten werden durch den Unfall keine weiteren Personen verletzt und der Sachschaden soll 30000 Euro betragen - bis gestern.

Da taucht im Auftrag des Landesbetriebs Straßen die Spezialfirma Stoye an der Unfallstelle auf, um die zerstörte Ampelanlage auszutauschen. Zwei Männer machen sich an die Arbeit, um zunächst den defekten Mast aus dem Betonsockel zu lösen. Dabei stößt ein 35-jähriger Bauarbeiter gegen 11.20 Uhr mit seinem Presslufthammer auf ein 10000-Volt-Kabel.

"Dann sprühten die Funken meterhoch und seine Kleidung stand in Flammen", schildert Arbeitskollege Ingo Niessen den Hergang. Sein Partner erleidet lebensbedrohliche Brandverletzungen, vor allem im Gesicht, und läuft dann unter unter Schock einige Meter die Höhestraße hinunter. Niessen gelingt es, die Flammen an der Kleidung auszuschlagen. Sein Kollege wird ins Wermelskirchener Krankenhaus eingeliefert und später nach Köln verlegt.

Der Unfall wirft eine Reihe von Fragen auf. Seitens der Spezialfirma heißt es, im Fundament einer Ampel so nah unter der Oberfläche lägen normalerweise keine Kabel. Offen ist, ob die Firma womöglich vorher hätte Schaltpläne studieren müssen. Regressforderungen von Federal-Mogul sind jedenfalls zu erwarten. Die Bezirksregierung hat mit der Untersuchung des Arbeitsunfalls begonnen.