Blitzmarathon: Langes Warten auf die Raser
Kreisweit wurde an 61 Standorten kontrolliert. Aber die vorgewarnten Autofahrer waren vorsichtig.
Burscheid. Zwei Geschwindigkeitsüberschreitungen haben Polizeioberkommissar Torsten Witzke und seine Kollegen bisher an diesem Morgen gemessen. Ein Autofahrer fuhr — abzüglich der Toleranz — 16 Stundenkilometer zu schnell, der zweite fuhr 70 statt der erlaubten 50 Stundenkilometer. Für etwa eine Dreiviertelstunde standen sie an dafür in Lungstraße/Straßerhof.
„Die Autofahrer sind heute natürlich insgesamt langsamer unterwegs“, sagt Hauptkommissar Alexander Wittgen, der für die kreisweite Koordination des Einsatzes im Rahmen des Blitzermarathons zuständig ist. „Und da sie vorgewarnt sind, fährt kaum noch jemand zu schnell.“
Den bundesweiten Blitzmarathon hält Wittgen aber dennoch für sinnvoll. „Das Phänomen Geschwindigkeitsüberschreitung wird in ein anderes Licht gerückt. Durch die positive Berichterstattung finden die Kontrollen außerdem mehr Akzeptanz in der Bevölkerung und die Autofahrer werden aufmerksamer. Wenn ich jederzeit damit rechnen muss, kontrolliert zu werden, fahre ich langsamer“, sagt er.
Insgesamt waren Donnerstag in Rhein-Berg 40 Beamte der Kreispolizei im Einsatz. Hinzu kamen neun Kollegen von der Bereitschaftspolizei Brühl. 61 Standorte wurden kontrolliert, sechs davon allein in Burscheid.
Einzelne Orte konnten bereits im Vorfeld von den Anwohnern als sogenannte „Wutpunkte“ vorgeschlagen werden — so wie an der Kreisstraße 7 in Oberlandscheid. „Durch die Baustelle an der Autobahnbrück wird der Verkehr momentan hierhin umgeleitet“, erklärt Witzke. Oberlandscheid muss seither mehr Verkehr verkraften.
Etwa 240 Meter vom Ortsschild entfernt postiert er sich gemeinsam mit seinem Kollegen Frank Brec, der die Geschwindigkeits-Messpistole bedient. „Noch bis vor wenigen Jahren durfte erst ab 50 Meter hinter dem Ortsschild kontrolliert werden“, sagt Witzke. „Das ist heute nicht mehr so.“
Wie viele Autofahrer kontrolliert werden, ist dann von verschiedenen Faktoren abhängig. „Da es lange trocken war und heute regnet, können die Straßen rutschig sein. Da fahren die meisten automatisch langsamer“, sagt Wittgen.
Fährt aber dennoch jemand zu schnell, geben Witzke und Brec das per Funk an ihre Kollegen durch, die sich etwa 150 Meter weiter hinter dem Ortsschild am südlichen Ende Oberlandscheids postiert haben. „Das ist der Vorteil einer Messung mit der Laserpistole gegenüber den Blitzgeräten“, sagt Wittgen.
Durch den persönlichen Kontakt mit dem Autofahrer kann auch festgestellt werden, ob er ohne Fahrerlaubnis unterwegs oder gar alkoholisiert ist. Außerdem werden schon mal verdächtige Fahrzeuge gezielt angehalten, obwohl sie nicht zu schnell fahren.
„Das ist vor allem im Zusammenhang mit den Tageswohnungseinbrüchen sinnvoll“, so Wittgen. Mit dem Thema werden er und seine Kollegen sich dann in den Wochen nach dem Blitzmarathon wieder verstärkt beschäftigen. „Es ist wichtig, das Sicherheitsgefühl der Bürger zu stärken.“