Bunte Demo für mehr Toleranz

Am Wochenende wurde in Köln der CSD mit einer großen Parade und dem Straßenfest in der Altstadt gefeiert.

Köln. Bunt ist das Treiben beim CSD rund um den Heu- und den Alter Markt in Köln. Bunt sind auch die Farben der Regenbogenflagge, die am Rathaus genauso gehisst wurde wie auf der Deutzer Brücke und vor der Uni. Dass bunt auch heute noch nicht selbstverständlich ist, zeigt der zunehmende Populismus in Ländern wie Ungarn, Italien und der Türkei. In vielen Ländern der Erde bringen sich Menschen in Lebensgefahr, wenn sie sich zu ihrer sexuellen Neigung bekennen.

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So wurde in Kölns Partnerstadt Rio de Janeiro mit Marielle Franco auf offener Straße eine Ratsfrau des Stadtparlaments und Vorsitzende einer Kommission für die Aufklärung militärischer Interventionen erschossen. Sie war in ihrer Heimatstadt die Stimme für Minderheiten wie Homosexuelle, Schwarze und Slumbewohner. Die Auftraggeber der Mörder konnten bis heute nicht ermittelt werden.

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Was es bedeutet, sich zu outen und zur eigenen Sexualität zu stehen, wissen die Gäste des CSD aus den Kölner Partnerstädten wie Iris Lima aus Rio oder Gül Içel aus Istanbul, die von einem deutlich veränderten Klima für Schwule und Lesben unter Präsident Erdogan berichtet. Zusammen stehen sie mit den Veranstaltern des Cologne Pride sowie Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes und dem stellvertretenden Ministerpräsidenten von NRW, Joachim Stamp (FDP), bei der Eröffnung des Straßenfestes auf der Bühne auf dem Heumarkt.

Familienminister Stamp ist an diesem Tag nicht wie sonst üblich im Anzug unterwegs, sondern trägt ein gelbes T-Shirt mit dem Aufdruck „Grenzenlos Queer“. „Mit diesem T-Shirt werden am Sonntag erstmals Flüchtlinge bei der Parade unterwegs sein. Für sie bedeutet es großen Mut, sich zu ihrer Sexualität zu bekennen. Aus Solidarität zu diesen Menschen trage ich heute dieses T-Shirt“, sagt Stamp unter dem Beifall der Besucher vor der Bühne.

„Coming-out in deinem Style“ ist das Motto des diesjährigen CSD, der gestern mit der großen Parade mit 130 Wagen seinen Höhepunkt erlebte. Dabei ist die Zahl der Gruppen bei der Demonstration für mehr Respekt, Toleranz und Anerkennung um 40 Prozent gestiegen.

„Mit dem zunehmenden Populismus in Europa sind auch unsere Rechte hier in Deutschland in Gefahr. Für jeden ist die Liebe individuell, wie bei diesem großartigen Fest der Gemeinsamkeit. Nur bei Frieden und Freiheit ist es möglich, so zu feiern wie hier in Köln“, sagt Jens Pielhau, Vorsitzender des Kölner Lesben- und Schwulentags, der den Cologne Pride mit dem CSD veranstaltet.

„Der Schritt zur Ehe für alle im vergangenen Jahr war überfällig. Aber es müssen noch viele, weitere Schritte folgen, um voranzukommen. Es ist wichtig, dass wir in Deutschland am Ball bleiben. Es kann nicht zufriedenstellend sein, dass das Coming-out nicht immer gefahrlos möglich ist. Das kostet nicht nur innere Überwindung, sondern auch Mut. Nichts was erkämpft worden ist, ist selbstverständlich“, sagt Stamp. Wichtig sei es, vor allem auch jüngere Menschen zu sensibilisieren. Es sei nicht akzeptabel, dass ,schwul’ auf den Schulhöfen immer noch als Schimpfwort gebraucht werde. „Der Kampf muss Tag für Tag weitergehen. Bei der queeren Jugendarbeit geht es um die Zukunft. Man muss bei jungen Menschen die Offenheit für die Gesellschaft fördern“, erklärt der Minister.

Das sieht auch Scho-Antwerpes so: „Wir müssen junge Menschen beim Coming-out stark machen. Es geht um Respekt und Toleranz. Eine Liebe zweiter Klasse gibt es nicht“, sagt die SPD-Politikerin und warnt vor der zunehmenden Homophobie und Feindlichkeit gegen Minderheiten. Sie trägt einen bunten Blumenkranz auf dem Kopf: „Den habe ich gerade als Geschenk aus der Ukraine bekommen. Er zeigt, dass auch dieses Land bunt sein kann.“ Auch in Deutschland gebe es gerade in ländlichen Region noch ein Spießrutenlaufen beispielsweise in Schulen oder auf Sportplätzen für Menschen, die sich outen. „Es muss ein Leben auf Augenhöhe geben. Dafür tragen wir alle Verantwortung“, fordert Scho-Antwerpes.

Unter idealen hochsommerlichen Wetterbedingungen zog gestern die CSD-Parade durch Köln. Nach Veranstalterangaben war es wohl die größte Parade aller Zeiten mit knapp 170 Wagen und Fußgruppen sowie einer Million Menschen am Zugweg durch die City. Demonstriert wurde gegen Homophobie genauso wie gegen Rassismus und für einen anderen Umgang mit der Flüchtlingsfrage. Mit Regenbogenfahnen, politischen Transparenten sowie bunten und fantasievollen Kostümen zeigte man Flagge gegen die Diskriminierung von Schwulen, Lesben, Bi-, Trans- und Intersexuellen.

Prominente waren beim Start von Europas wohl größter Parade auch dabei, wie die Grünen-Politiker Claudia Roth und Volker Beck oder Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, die auf einem Motorrad den Zug anführte. FC-Vizepräsident Toni Schumacher zeigte sich auf dem Wagen seines Clubs mit dem neuen Auswärtstrikot für die kommende Saison. Mit im Zug waren auch Darsteller der Nexflix-Serie „Orange Is The New Black“.