Burscheider Bad: Sechszylinder im Dauerstress
Das Blockheizkraftwerk im Keller wurde ausgetauscht. Die neue Anlage ist wirtschaftlicher.
Burscheid. Eine Fahrleistung von 3,5 Millionen Kilometern, das wäre für einen Automotor eine Sensation. Der Otto-Motor des alten Blockheizkraftwerks (BHKW) im Burscheider Bad hat diese Leistung umgerechnet in seinen über 70 000 Betriebsstunden seit 2005 erbracht — unter Volllast. Doch jetzt ist Schluss: Seit Donnerstag ist ein neues BHKW in Betrieb.
Vor neun Jahren war das Kraftwerk das erste seiner Art in Burscheid. Mittlerweile sind ähnliche Anlagen auch im Hotel Schützenburg, den Stadtwerken und auf Gut Landscheid installiert, dazu in zehn bis 15 Einfamilienhäusern. „Viele scheuen noch die Investition, weil ihnen die Amortisationsdauer zu lang erscheint“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Siegfried Thielsch.
Für das Burscheider Bad gilt das nicht. Die Investition von rund 150 000 Euro in die neue Anlage rechnet sich schon nach drei Jahren. Das liegt an den höheren Leistungswerten und dem besseren Wirkungsgrad gegenüber einer generalüberholten alten Anlage.
Betrieben wird die BHKW-Anlage des Bades schon seit 2011 mit Bioerdgas. Das neue Kraftwerk erzeugt jährlich zum einen gut 1,6 Millionen Kilowattstunden Wärme, die komplett für das Bad genutzt werden und dessen jährlichen Wärmebedarf zu etwa 40 Prozent decken. Zum anderen werden gut eine Million Kilowattstunden Strom produziert, die komplett an das öffentliche Stromnetz abgegeben und nach dem EEG mit rund 23 Cent pro Kilowattstunde vergütet werden. Der Strom für das Bad wird dann wesentlich günstiger wieder eingekauft.
Unter dem Strich bringt das neue BHKW dem Bad jährlich 55 000 Euro mehr als die alte Anlage. Neben dem wirtschaftlichen Vorteil verweist Thielsch auch auf den Klimaschutzaspekt: „Gegenüber dem Energiebezug aus dem allgemeinen Stromnetz und den Gaskesseln verringert die neue Anlage den CO2-Ausstoß im Bad um jährlich 800 Tonnen.“
Aber die Reduzierung der Betriebskosten ist laut Thielsch immer nur Teil des Kampfes gegen Kostensteigerungen auf dem Energiesektor. So soll erreicht werden, dass die Eintrittspreise stabil bleiben und die Planzahl des jährlichen Verlusts von 800 000 Euro nicht überschritten wird.
Wie intensiv der neue Sechszylinder im Keller des Bades rund um die Uhr arbeitet, bekommt man im Heizungsraum übrigens weniger mit als früher. Die Anlage ist besser schallisoliert. Welche Höllenmaschine in ihrem Inneren rackert, wird erst deutlich, wenn die Verkleidung abgenommen ist. Eine Lebensleistung von 3,5 Millionen Kilometern kommt nicht von ungefähr.