„Die Erkrankung überrollt uns“
Barbara vom Stein und der Seniorenbeirat gründen eine Selbsthilfegruppe insbesondere für Angehörige.
Burscheid. Die Burscheider Ärztin Barbara vom Stein, Seniorenbeirats-Vorsitzende Barbara Sarx und die neue Senioren- und Pflegeberaterin der Stadt, Cosima Schächinger, wollen eine Selbsthilfegruppe für Demenzerkrankte und deren Angehörige gründen. Auslöser sei der besorgniserregende Anstieg der Krankheit und die fehlende Perspektive, sie zu behandeln.
„Die Erkrankung überrollt uns. Und nichts kann sie heilen oder lindern“, erläutert Barbara vom Stein, Ärztin für Innere Medizin. In ihrer Burscheider Praxis werde sie jeden Tag mit Patienten konfrontiert, die unter dem bisweilen komplexen Krankheitsbild leiden. In einer frühen Phase ist es erstmal „nur“ eine Vergesslichkeit, später kommen zumeist der Verlust logischen Denkens, Orientierungslosigkeit, erhebliche Sprachdefizite und Aggressionen auch sexueller Natur hinzu.
„Wir haben Patienten, die rufen bei uns zwölf bis vierzehnmal am Tag bei uns an“, erklärt die Medizinern. Bei akuten Formen stünden betroffene Männer schon mal vor dem Spiegel und versuchten, ihr Gegenüber zu rasieren. Der Anteil der erkrankten Frauen ist höher — weil sie im Alter länger lebten und damit häufiger vertreten seien.
Gerade im späten Verlauf sei den Opfern der Krankheit kaum noch zu helfen. „Wir wollen die Menschen aber auf dem Weg dorthin auffangen“, erläutert Barbara Sarx. „Sie sollen wissen, es gibt einen Ansprechpartner für sie.“
Und damit sind in erster Linie jene gemeint, die über ihre Krankheit reden wollen — und deren Angehörige. Vom Stein: „Das ist eine Gruppe, die besonders stark leidet.“ Häufig kann sich der ihnen am vertrauteste Mensch, die Mutter oder der Vater, nicht mehr an sie erinnern. „Für diese Menschen müssen wir etwas tun.“
Was das sein soll, können die Teilnehmer bei der Auftaktveranstaltung am Montag, 11. Juni, ab 18 Uhr im Haus der Begegnung selbst bestimmen. Sie können dabei auch einen Mental-Test machen, der eine Orientierung zum geistigen Zustand gibt. Wer erstmal nur ein bisschen vergesslich geworden ist, aber nicht abbaut, muss kein Opfer der Krankheit sein. „Dazu muss man die Betroffenen länger beobachten.“ Eine Faustformel für die Prophylaxe hat sie aber jetzt schon: „Je mehr geistige Variabilität und körperliche Beweglichkeit ich in meinem Leben habe, desto besser geht es mir.“