Die Feuerwehr braucht Nachwuchs
Der demografische Wandel wird ein Loch in die Gefahrenabwehr der Stadt reißen. Die Burscheider Feuerwehr ändert deswegen die Taktik.
Burscheid. Auf der Homepage der Freiwilligen Feuerwehr läuft im Moment ein Rollband über den Bildschirm — einem Nachrichtenticker ähnelnd. „Für mich. Für Burscheid“, steht da. „Wir suchen dich“, geht es weiter, fett und unterstrichen. Denn die die Feuerwehr sucht dringend Nachwuchs. Dafür nimmt sie an einer Landesweiten Kampagne des Innenministeriums teil. Denn Burscheids Feuerwehr hat die gleichen Probleme wie viele andere Truppen in NRW und Deutschland: das Alter.
Jens Knipper betreut die Kampagne und Nachwuchsakquise in Burscheid. Wo der Schuh drückt? Er hat zweierlei Antworten. Einerseits fehlten Helfer, die Vormittags Zeit hätten. Das sei schwer mit den Arbeitszeiten zu vereinbaren, sagt Knipper. Andererseits — und das sei der springende Punkt — fehlten aber vor allem Nachwuchskräfte.
Jens Knipper, Freiwillige Feuerwehr
Die Jugendfeuerwehr in Burscheid zählt laut Internetseite 33 Mitglieder. Die sind zwischen 12 und 17 Jahren. Mit 18 würden sie dann in die aktive Einsatzabteilung übernommen — wenn sie denn dabeibleiben. Knipper sagt, je Jahrgang sei die Quote unterschiedlich, mal bleiben fünf, mal zehn. Mal nur einer.
Insgesamt sei die Arbeit der Jugendfeuerwehr aber der wichtigste Nachwuchsgenerator, weiß Bürgermeister Stefan Caplan: 90 Prozent der Feuerwehrmänner kämen aus der Jugendabteilung. Und aktuell sei die Jugendfeuerwehr gut aufgestellt. „So gut wie nie“, sagt die Stadtspitze.
Aber egal, wie viele der Jugendlichen bleiben — sie können kaum Auffangen, was die Feuerwehr in den kommenden Jahren an Männern verlieren wird. Knipper: „Der demografische Wandel trifft uns, viele ältere Kameraden werden in die Ehrenabteilung übergehen.“ Das wird ein Loch in die Feuerwehr und damit in die Gefahrenabwehr der Stadt reißen. Stadtbrandmeister Achim Lütz sagt, dass allein beim Löschzug 1 in Burscheid, etwa zehn von 45 Mitgliedern in den kommenden fünf Jahren aus dem aktiven Dienst scheiden werden. Fast ein Viertel.
Damit das nicht passiert, braucht die Feuerwehr jetzt Nachwuchs — denn bevor neue Kräfte einsatzfähig sind, müssten sie erst einige Jahre ausgebildet werden, weiß Knipper. Normalerweise passiert das bei der Jugendfeuerwehr. Aber Lütz meint, man wolle jetzt auch ältere Kandidaten ansprechen — vor allem die zwischen 25 und 30 Jahren. „In dem Alter kommen die Jugendlichen auch wieder zur Ruhe, haben einen Beruf gelernt, vielleicht eine feste Freundin, oder schon ein Kind auf dem Weg“, beschreibt Lütz die Situation derjenigen, die er ansprechen möchte.
Lütz baut dabei auf die Attraktivität der technik. „Wir haben gerade erst zwei neune Fahrzeuge bekommen“, sagt er. Das motiviere doch auch. Knipper sieht auch die Technik als wichtigen Faktor. Und dazu die Kameradschaft, dass man „gemeinsam durchs Feuer geht“, sagt er, das Abenteuer dabei und die Verantwortung.
Um das alles an die potenziellen Nachwuchskräfte zu bringen wird die Feuerwehr beim bevorstehenden Familien- und Umweltfest am 7. Mai Flyer und Plakate verteilen. Aber auch online ist die Truppe vertreten. Seit dem 1. Januar betreut Knipper die Facebook-Seite der Helfer. Aktuell hat sie knapp 1000 Likes. Dazu sei eine Kooperation mit der Gesamtschule geplant, sagt Knipper. „Die Jugendlichen kommen nicht zu uns, wir müssen zu denen kommen“, sagt er.