Wie erleben Sie gerade Ihren Alltag und die Stadt in der Corona-Krise?
Interview „Die Krise als Chance sehen“
Köln-Kongress-Chef Bernhard Conin spricht im Interview über seinen beruflichen und privaten Alltag in Zeiten von Corona.
Bernhard Conin: Für mich ist das eine ganz neue Situation. Sonst war ich fast jeden Tag in unseren Objekten wie dem Tanzbrunnen, der Flora, dem Gürzenich und dem Congress-Centrum der Koelnmesse unterwegs. Abends fuhr ich dann oft noch zu den Veranstaltungen in unseren Räumen. Das fällt aktuell alles weg. Wenn ich unterwegs bin, sehe ich die Stellen, wie den Rheinboulevard, wo sich viele Menschen draußen treffen. Auch Kinderspielplätze werden immer noch von vielen besucht. Ich hoffe da jetzt auf etwas mehr Vernunft der Kölnerinnen und Kölner in der Stadt und frage mich, warum sich Leute so verhalten können. Ansonsten ist mir in der Innenstadt aufgefallen, dass Plätze wie der Alter oder Heumarkt deutlich leerer geworden sind.
Was sind aktuell für Sie als Chef von Köln-Kongress die größten Herausforderungen?
Conin: Die meisten unserer Mitarbeiter sind inzwischen auf mobiles Arbeiten umgestiegen. Vor Ort sind nur noch einzelne Mitarbeiter. Zu tun, gibt es noch genug. Veranstaltungen müssen abgesagt und verlegt werden. Außerdem kommen weiter viele Anfragen per Mail rein. Besprechungen laufen meist als Telefon- oder Skypekonferenz ab. Wenn wir uns persönlich treffen, achten wir darauf, Abstand zu halten und Berührungen zu vermeiden. Auch Desinfektionsmittel sind immer vorhanden.
Welche Auswirkungen hat die Krise auf Köln-Kongress?
Conin: Die finanziellen Auswirkungen sind derzeit noch nicht überschaubar. Da bricht aktuell für uns und für unsere Gastronomie sehr viel weg. Wir sind froh, dass wir noch den Umsatz im Karneval hatten. Und die Frage ist, wie lange hält das noch an. Da kann keiner eine Antwort darauf geben.
Die Open-Air-Saison am Tanzbrunnen wird es wohl auch treffen?
Conin: Aktuell haben wir die Eröffnung mit Tommy Engel, der am 9. Mai mit Freunden sein Bühnenjubiläum feiern möchte, noch nicht abgesagt. Darüber werden wir Anfang April entscheiden. Aber es geht beispielsweise auch um die Abibälle im Theater am Tanzbrunnen und im Gürzenich. Das sind etwa 17 bis 18 Veranstaltungen. Man weiß nicht, ob das Abi weiter verschoben wird und ob es überhaupt Bälle geben kann. Soll man da verlegen oder absagen? Es ist auch nicht einfach, zu verlegen, da unser Terminkalender auch nach den Sommerferien sehr eng belegt ist.
Wie wird Corona die Gesellschaft verändern?
Conin: Man muss in der Krise auch die Chance sehen. Es wird ein bewussteres Miteinander geben. Mein Sohn lebt in der Südstadt und hat mir Bilder geschickt, wie alle in seiner Straße vom Fenster aus „En unserem Veedel“ singen – da bekomme ich Gänsehaut. Es ist toll, wie man sich unter Nachbarn hilft, wenn es ums Einkaufen oder das Betreuen der Kinder geht. Das macht auch Hoffnung. Wichtig ist jetzt, dass sich alle an die Vorgaben halten. Sollten einige Menschen weiter unvernünftig bleiben, muss es wohl irgendwann weitere Einschränkungen geben.
Wie gehen Sie privat mit der Bedrohung durch Corona um?
Conin: Meine Familie und ich beachten die Vorschriften. Wenn die Kinder und Enkel bei uns zu Besuch kommen, halten wir Abstand. Aber wenn man so die Krise lösen kann, nehmen wir das gerne in Kauf. Ich arbeite oft von zu Hause aus und kann abends auch mal ein Buch lesen oder am freien Wochenende meiner Frau im Garten helfen. Das sind jetzt meine ersten freien Wochenenden nach sehr langer Zeit.
Welche Tipps haben Sie für die Zeit zu Hause?
Conin: Man kann in Ruhe Bücher lesen. Das gilt auch für Fachzeitschriften, die ich sonst oft nur überflogen habe, oder auch für die dicke Sonntagszeitung. Es ist alles reduzierter geworden und man sollte versuchen, diese Zeit jetzt auch mal für andere Sachen zu nutzen.