Die orchestrale Macht der Filmmusik

Am 19. April kommt der Kultfilm „Star Wars — eine neue Hoffnung“ als Live-Konzert in die Kölner Arena.

Foto: TM Lucas Film Ltd.

Köln/Frankfurt. Die Science-Fiction-Saga „Star Wars“ hat bei ihren Fans seit Jahrzehnten Kultstatus. Weltweit gibt es Millionen von Anhängern. Dazu hat auch die großartige Filmmusik von John Williams beigetragen. Die Titelmelodie kann wohl fast jeder mitsummen — der Soundtrack gehört zu einem der erfolgreichsten in der Kinogeschichte. Nun kommt der erste Teil der Original-Triologie „Star Wars — eine neue Hoffnung“ live mit großem Orchester in die Konzerthallen und Arenen. Anfang Februar feierte das Filmkonzert in der Alten Oper Frankfurt seine umjubelte Europapremiere. Am 19. April ist es in der Kölner Lanxess-Arena zu Gast, einen Tag später kommt es in die Oberhausener Arena.

Der US-Komponist John Williams hat neben Star Wars auch Filme wie „Der Weiße Hai“, „E.T.“, „Schindlers Liste“, „Kevin — allein zu Haus“ oder „Jurassic Park“ mit einem Soundtrack versehen. Seine Musik zur ursprünglichen Star-Wars-Trilogie revolutionierte die Filmlandschaft Hollywoods und wurde zu einer Ikone der US-Kultur.

Dirigent bei der Premiere in Frankfurt war Christian Schumann. „Meine erste Begegnung mit der Star-Wars-Saga hatte ich schon in jungen Jahren. Ich war von Anfang an von diesem Filmen und der Musik total begeistert. Meine Lieblingsfigur war Chewbacca“, sagt der gebürtige Freiburger, der 2010 als Dirigent an der Bayerischen Staatsoper debütierte. Genauso wie „Der Herr der Ringe“ begleitete ihn „Star Wars“ durch seine Jugend.

„Mit der Filmmusik von Star Wars habe ich mich allerdings erst später intensiver beschäftigt. Die Filmmusik hat sich generell im Laufe der Geschichte stetig verändert. In den 20er und 30er Jahren haben zunächst Orchester Stummfilme in den Kinos begleitet, da war viel Improvisation gefragt. Später kam die Zeit der großen Hollywood-Orchester. Heute sind es oft spezialisierte Aufnahmeorchester, die für einen Soundtrack ins Studio gehen. Die Partitur wird oft erst am Tag der Aufnahme geliefert. Aber solche Orchester schaffen es, alles schon beim ersten Spielen perfekt zu beherrschen“, erläutert Schumann.

Hierzulande gäbe es von klassischen Orchestern oft noch Vorbehalte gegen die Filmmusik und die Film-Orchester. „Das liegt auch an der Differenzierung zwischen U- und E-Musik, die bei uns noch eine große Bedeutung hat. In den USA und in Großbritannien ist das anders, da müssen Orchester alles spielen.“ Schumann selbst hat mit Filmmusik in den verschiedensten Ausprägungen Erfahrung gesammelt. So gastierte er in der Semperoper mit Livekonzerten zu alten Stummfilmen wie der „Rosenkavalier“. Auch die Musik zum Dschungelbuch und zu Harry Potter hat er auf die Konzertbühne gebracht.“

Die Filmmusik des fünffachen Oscar-Preisträgers John Williams ist für den Dirigenten eine besondere Herausforderung: „Für mich ist er der Verdi der Filmmusik. Wenn man bei den Filmkonzerten in die Pause geht, hört man wie die Musiker seine Melodien noch pfeifen. Sie sind sehr eingängig und genial in der harmonischen Struktur sowie der Melodieführung. Williams hat da immer ein extrem gutes Händchen. Die Filmmusik muss den Film noch atmen lassen und darf ihn nicht überlagern. Man braucht da als Komponist ein sehr gutes Gespür, wann der Film Musik braucht und wann nicht. So bringt die Musik in den Kampfszenen des Films die physische Energie zum Bild auf der Leinwand. Dies live in einem Konzert rüberzubringen ist für ein Orchester sehr anspruchsvoll.“

Für Schumann ist es wichtig bei seinem Dirigat einen gewissen Spielraum zur Improvisation zu haben. „Das ist ein ständiges Gasgeben und Bremsen mit dem Orchester. Dabei konzentriere ich mich visuell auf den Film, das gibt mir als Dirigent mehr Freiheiten. Man könnte das auch mit akustischen Clicks lösen, das bedeutet aber in einem sehr engem Korsett zu stecken“, erläutert der Dirigent seine Arbeitsweise beim Zusammenspiel von Film und Livemusik, das immer das perfekte Timing verlangt.

„Da ist für mich und das Orchester eine sehr präzise und saubere Arbeit von Nöten. Ich muss mir überlegen, wie ich das Ganze musikalisch verstärken kann. Bei der Interpretation des Soundtracks setze ich auf die Augen und Ohren der heutigen Zeit und realisiere beim Konzert eine moderne Aufnahme der Filmmusik John Williams. Mir ist es wichtig, mit einem künstlerischen Anspruch an die Aufgabe heranzugehen. Star Wars ist ein Konzert und kein reines Leinwandspektakel“, betont Schumann.

Während der Tour wechseln sich verschiedene Dirigenten und Orchester ab. „Die Partitur zum Filmkonzert bleibt aber die Gleiche. Anspruchsvoll ist Star Wars vor allem für das Blech und die Streicher, die Hölzer und Schlagzeuger haben es da etwas leichter. Für die Europapremiere hier in Frankfurt hatten wir zwei Tage Zeit zum Proben. Für mich ist so ein Konzertformat immer eine schöne Abwechslung zum gängigen Konzertrepertoire.“,