Die Schäden gehen in die Millionen
Während Burscheid am Wochenende noch Glück gehabt hat, ist das Ausmaß der Zerstörung in Leichlingen riesig. Allein der Schaden am Pilgerheim Weltersbach dürfte siebenstellig werden.
Burscheid/Leichlingen.Wie so oft bei den vergangenen Starkregenfällen ist Burscheid an einer Katastrophe vorbeigeschrammt. Und das buchstäblich. Erneut ist direkt hinter der nördlichen Stadtgrenze das Pilgerheim Weltersbach von einer Flut heimgesucht worden, die alleine dort Schäden in Millionenhöhe verursacht haben dürfte. „Ich kann das Ausmaß noch nicht genau beziffern, aber ich vermute, dass es eine siebenstellige Summe sein wird“, erklärte gestern Geschäftsführer Joachim Noß auf Anfrage des Bergischen Volksboten. Geradezu harmlos sei das gewesen, was vor gut einer Woche dort geschehen sei.
Auch in Burscheid dauerten allerdings auch gestern die Aufräumarbeiten an. „Wir haben drei Grundstücke in Unterwietsche, die im Moment nicht angefahren werden können“, erklärte am Mittag Franz Pütz, Technischer Leiter der Technischen Werke Burscheid. Da die Bewohner aber schlecht zu ihren Grundstücken fliegen können, wurden die Straße so gut wie möglich von herausgerissenem Schotter und Geröll befreit und größere Schlaglöcher geflickt. Die Sorge von Landwirt Ralph Schlotmann. „Ich habe die Befürchtung, wenn ich jetzt mit schwerem Gerät darüber fahre, wird alles noch schlimmer.“ Zumindest für die Anlieger wurde die Straße erst mal wieder freigegeben. Laut Pütz müsse nun überlegt werden, wie es weitergeht. Probleme gab es auch am Gut Landscheid. Pütz: „Dort ist aber nur der Parkplatz betroffen.“
Derartig übersichtlich gestalten sich die Probleme am Pilgerheim Weltersbach nicht. Nur ein Telefon war gestern zu erreichen, alle anderen Leitungen sind tot. Wie schon am Freitag vorletzter Woche ergoss sich eine Flut nächtlich von einem Maisfeld oberhalb des nördlichsten der insgesamt sechs Altenheime, dem Haus Bethel. „Es sind regelrechte Flüsse im Boden des Feldes entstanden“, sagt Noß, der das mit einem Film dokumentieren könne. Die Schlammlawine kam mit voller Wucht in das Tal geschossen und richtete erhebliche Schäden in der Kirche, Gemeinschaftsräumen und den Häusern Tabea, erneut Bethel, Bethanien und Siloah an. Während die Räume im Erdgeschoss von Bethel noch vom letzten Mal unbewohnbar sind, mussten diesmal auch im Haus Tabea und im Haus Siloah viele Menschen umquartiert werden. Letzteres muss statisch überprüft werden, Haus Bethel, das beim ersten Mal von einem Baustatiker überprüft worden ist, ist dagegen laut Joachim Noß nicht in der Standsicherheit beeinträchtigt.
„Jetzt ist erst mal Aufräumen angesagt“, erklärt der Geschäftsführer, seufzt aber bei der Frage, welche Perspektive das bei den klimatischen Prognosen habe. Ursache seien für ihn — auch für das Leichlinger Stadtgebiet — die Bodenerosion auf den Maisfeldern. Auch oberhalb des Hauses Bethel gebe es ein solches Maisfeld. Die Feuerwehr habe bereits eine Vorsichtsmaßnahme für ein weiteres Starkregenereignis angeordnet: ein riesiges, drei Meter tiefes Loch mit 15 mal 12 Metern Größe. Weitere zwei sollen ebenfalls ausgehoben werden. Zudem wird heute ein Experte vom Wupperverband in Weltersbach mit Lösungsansätzen erwartet.
Hoffnung habe Noß auch ein „riesiges Maß an Solidarität“ gemacht. Mitarbeiter und viele Bewohner seien sonntags zur Hilfe herbeigeeilt und Firmen wie Covestro hätten angefragt, wie viele Mitarbeiter sie zur Unterstützung vorbeischicken könnten.
Zudem habe morgen ein großer Heimausflug stattfinden sollen mit einer Schifffahrtsgesellschaft auf dem Rhein. „Wir haben das abgesagt und die Eigentümer der Flotte haben erklärt: ,Wir berechnen euch nichts.’“