Ein Kasten für den Vogel des Jahres

Der Star ist in Leverkusen rar geworden. Ein Nistplatz und ausreichend Insekten helfen ihm, wieder eine Familie zu gründen.

Ein Kasten für den Vogel des Jahres
Foto: Hans-Martin Kochanek

Leverkusen. Zusammen mit den Naturschutzverbänden Nabu und Bund Leverkusen hängte Oberbürgermeister Uwe Richrath jetzt einen Nistkasten für Stare in seinem Garten auf. So unterstützt er den Vogel des Jahres 2018, der unter einem Nistplatzmangel leidet, da alte Bäume mit Höhlen in der Stadt immer seltener werden und somit die Nistmöglichkeiten für ihn verloren gehen. „Ich möchte dem Star in meinem Garten die Möglichkeit zum Brüten geben“, sagte Richrath. Der Kasten hängt ideal, denn kaum waren drei Minuten vorbei, schauten auch schon eine Blau- und eine Kohlmeise vorbei, und prüften, ob der Kasten nicht vielleicht für sie geeignet wäre. Aber Pech gehabt — das Einflugloch war mit 45 Millimetern zu groß für die Meisen.

Der Star ist in Leverkusen inzwischen rar geworden. Dabei ist dieser, im schwarzen Gefieder bunt schillernde Gesangskünstler, früher sehr häufig vertreten gewesen. Noch vor 50 Jahren hörte man in fast jedem Garten diesen Gesangskünstler. Waren es in den 80ern laut Nabu Leverkusen noch 1700 bis 2000 Brutpaare, sind es heute nur noch 100 bis 500 Brutpaare im Stadtgebiet. Und der rasante Abschwung ist immer noch nicht gestoppt. Deshalb ist der Star zum Vogel des Jahres 2018 gewählt worden. Denn mit dieser Wahl wird auf seine Probleme — und damit auf den schlechten Zustand der Umwelt — hingewiesen.

Durch das Aufhängen von Starenkästen kann der Star wieder eine Familie gründen. Aber ein schöner Nistplatz allein reicht nicht aus. Wichtig ist auch die naturnahe Gestaltung des Umfelds, damit die Natur sich wieder erholen kann und die Jungen der Stare genügend Insekten zum Fressen bekommen. Denn gerade die gibt es kaum noch. „Eine zukunftsorientiere Landwirtschaft mit wenig Spritzmitteln, mit Hecken und Bäumen sind wichtig für den Star. Und auch die Stadt muss naturnah gestaltet sein: Begrünte Fassaden, einheimische Gehölze im Garten und bunte Blumenwiesen mit Klatschmohn, Wegwarte, Königskerze oder Kornrade helfen mit, dass Insekten sich wieder entwickeln können. Sie alle bilden die Grundlage für den wichtigen Kreislauf der Natur, in dem der Star und wir Menschen ein Puzzlestein sind“, so der Nabu.

Der Star ist mit dem purpur-glänzenden Gefieder ein sehr schillernder Vertreter der Singvögel. Echte Star-Qualitäten zeigt er beim Singen, denn Starendamen finden diejenigen Männchen am attraktivsten, deren Gesang die meisten Motive enthält und die beim Singen die größte Ausdauer an den Tag legen. Er lockt die Weibchen mit quietschenden, knackenden, schnarrenden und pfeifenden Geräusche an. Neben vielen eigenen Gesangsmotiven kann der Star aber auch jedes beliebige andere Geräusch imitieren — sei es den Gesang anderer Vögel, Handyklingeln oder auch die Trillerpfeife von Schiedsrichtern.

Seinen Gesang begleitet er gerne mit originellem Flügel-flattern, um auf sich aufmerksam zu machen. Als Besonderheit verteidigt der Star kein eigentliches Revier, sondern nur seine nähere Nestumgebung. Deshalb brüten Stare auch gerne in Kolonien.

Ein imposantes Verhalten zeigt der Star im Herbst, wenn er mit mehreren hundert oder tausend Staren zusammen im Schwarm fliegt. Die Schwarmbildung schützt Stare vor Angreifern aus der Luft. Greifvögel als natürliche Feinde des Stars haben es so schwer, einen einzelnen Vogel innerhalb des Schwarms zu fixieren. Entscheidend zur Abwehr von Beutegreifern ist daher die synchrone Bewegung der Vögel.

Solche Beobachtungen waren in den 80er Jahren normal. „Steht man in den Wintermonaten am Spätnachmittag auf dem Rheindamm, sieht man Starenschwärme, die nach Westen zum Übernachtungsplatz fliegen. Bis zu 15 000 in einem Schwarm“, weiß der Ornithologe Hermann Brombach. Solche Zahlen sind inzwischen Vergangenheit. „Man kann froh sein, wenn man bei uns im Winter Schwärme mit hundert Vögeln beobachten kann“, sagt Pressesprecherin Regine Kossler.