Mein erstes Auto Ein treuer und sicherer Begleiter
Klaus Dreier hat über alle seiner Autos, die er gefahren hat, eine genaue Dokumentation. Sein erster Wagen war ein polarsilberner VW Käfer mit 30 PS.
Burscheid. Die erste Liebe vergisst man nie! Auch wenn ihr mehr als zwanzig weitere „Schätzchen“ folgten — und auch, wenn es sich bei diesen allen um Autos handelt.
Der allererste PKW von Klaus Dreier aus Burscheid (78) existiert nicht nur in seiner Erinnerung. Ab und zu holt er auch die sogenannten Geburtspapiere seines VW Käfers mit 30 PS aus seinem wohlgeordneten Archiv. Was da zu lesen ist, erzeugt bei Menschen unter dreißig nur ein erstauntes Kopfschütteln. Wie bringt ein gerade achtzehn Jahre junger Malergeselle im Dezember 1958 einen Kaufpreis von etwa 3800 Mark auf und muss auch noch eine für damalige Verhältnisse immense Versicherungssumme akzeptieren.
Für den polarsilbernen Käfer berechnete die Leipziger Versicherungsagentur sage und schreibe 352 DM Haftpflicht für zwei Jahre plus 30 DM Steuer. Im ersten Jahr der Fahrzeugnutzung kamen dazu noch 247 DM Vollkaskoversicherung.
Irgendwie hat Klaus Dreier diese Zahlungen gestemmt, und das bei einem Gesellenstundenlohn von 3,60 DM. Zur Anmeldung musste sein Vater noch mit unterschreiben. Erst mit 21 galten junge Leute als volljährig.
Der Wagen brachte zwei Jahre lang ihn und seine Freunde durch ganz Deutschland, auch bis nach Belgien. Gab es keine aufregenden Zwischenfälle? Und ob! Auf einer fröhlichen Fahrt von Burscheid nach Leichlingen ahmte der brave VW-Käfer plötzlich das Gebaren eines lebendigen Käfertieres nach und drehte sich zusammen mit seinen drei Insassen einfach mal so auf den Rücken, das heißt, mit dem Dach nach unten und den Räderbeinen in die Luft. Der Straßengraben nahe der Ortschaft „Zeit“ war tief, steil und zum Glück wie eine Auffangwanne. Ein Stück ging es rutschender Weise den Graben entlang; dann krochen vier erschrockene junge Männer aus den immerhin noch funktionierenden Türen ins Freie.
Als hätte die Polizeistreife einen sechsten Sinn, kam sie gefahren und fragte: „Ist ihnen etwas passiert?“ Ein kleines Seitenfenster war eingedrückt, ebenso hatte das Dach seine gewölbte Form verloren. Ansonsten war alles in Butter. Acht Hände hoben den kleinen Wagen hoch und drehten ihn wieder in seine gewollte Position. Aus der Häuserreihe rief ihnen eine alte Dame zu: „Ich kann wohl nur noch wenig sehen, aber, dass da ein Auto auf dem Dach an mir vorüberfuhr, so was hab ich im Leben noch nie gesehen!“
Auch als Abschleppwagen für einen DKW „Kleistermasse“ — oder hieß es Meisterklasse? — bewährte sich der kleine Käfer. Das Gespann mit dem für 50 DM erstandenen Fahrzeug des Freundes fiel auf der Autobahn von Remscheid nach Burscheid der Polizei auf. Da hieß es: Mitten auf den zwei Spuren drehen und auf der anderen Seite zurück zum Wermelskirchener Polizeirevier. Ohne Gegenverkehr und ohne mittlere Leitplanke war das damals möglich. Drastische Strafen gab es nicht. Monate später kam Post: Alles niedergeschlagen als geringfügiges Vergehen.
Oldtimerfreak Klaus Dreier hat eine stattliche Sammlung nostalgischer Matchbox-Autos und jedes seiner jemals gefahrenen PKW in einer Fotogalerie verewigt. Sein Mercedes 170 V Cabrio gab so mancher Hochzeit einen Retro-Rahmen, wie das heute so „in“ ist. Der Oldie ist noch in seinem Besitz.