Erdbeeren wachsen jetzt in der Luft

Eigentlich beginnt die Saison für die roten Früchte erst jetzt. Doch Obstbauer Norbert Stamm setzt jetzt versuchsweise auf eine Technik, bei der die Erdbeeren in einer Höhe von 1,20 Meter in einem PE-Tunnel wachsen.

Burscheid. Eigentlich heißen die Erdbeeren ja Erdbeeren, weil sie auf dem Boden wachsen. Auf dem Mönchhof in Großhamberg allerdings reifen die roten Früchte seit diesem Jahr in der Luft in einer Höhe von etwa 1,20 Meter.

Foto: Doro Siewert

Ein Vorteil: Während die Saison der herkömmlich wachsenden Erdbeeren erst an diesem Wochenende beginnt, können sich Leckermäuler schon etwas länger auf der Anlage von Obstbauer Norbert Stamm eindecken. „Wir pflücken jetzt seit etwa zwei Wochen“, sagt der 43-Jährige, der 60 000 Euro in die Hand genommen hat, um die beiden Tunnel auf einer jeweiligen Länge von 180 Metern herstellen zu lassen.

„Das ist eine Versuchsanlage“, erläutert der Burscheider. Zwar sei das Geschäft sehr gut angelaufen in diesem Jahr, doch müssten die auf der Stellage gewachsenen Erdbeeren anders kalkuliert werden. 2,90 Euro kostet das Pfund, schon an diesem Wochenende werden der Preis insgesamt aber auf 2,50 Euro sinken. Dadurch, dass die Freilandsaison beginnt, werde der Markt jetzt überhäuft mit Erdbeeren. Und dadurch sinke der Preis.

Auch auf dem Mönchhof wird es weiter herkömmliche Erdbeeren geben. Im Vergleich zu den im Tunnel wachsenden Früchten seien die allerdings einem viel höheren Risiko ausgesetzt. „Reife Früchte wären nach dem Gewitter von Mittwochabend alle kaputt gewesen“, glaubt Stamm. Die im „Tunnel“ wachsenden Erdbeeren könnten unter dem Schutz der vier Meter hohen Folie deshalb länger gedeihen und reifer geerntet werden. Und damit sei auch der Geschmack besser.

Ein wesentlicher Vorteil für ökologisch denke Menschen liege aber woanders. „Wir müssen deutlich weniger behandeln“, sagt der 43-Jährige. Schnecken oder Schimmelpilze könnten den Früchten, die jetzt wie Kirschen in der Luft baumeln und keinen Bodenkontakt mehr haben, kaum noch etwas anhaben. Und sie könnten viel schneller weil bequemer gepflückt werden. So ließen sich erneut steigende Mindestlöhne viel besser wirtschaftlich darstellen, als beim aufwendigen Pflücken auf dem Boden. Dennoch sei die 4000 Quadratmeter große Anlage kostenintensiver und die Früchte daraus müssten fünf bis zehn Prozent teurer kalkuliert werden. Am Ende entscheide aber der Kunde. Stamm: „Wir müssen die Preise den Marktgegebenheiten anpassen.“

Allerdings hätten die unter der Folie gereiften Erdbeeren noch einen weiteren Vorteil. Sie könnten gezielt mit Nährstoffen versorgt werden und seien länger haltbar als normale Früchte, die schon nach ein oder zwei Tagen verarbeitet werden müssten.