Fahrrad fahren in Burscheid: An manchen Stellen wird es eng
Nach einem Unfall kritisiert ein Burscheider Radfahrer die Radwege der Stadt.
Burscheid. Viel hätte nicht gefehlt und Werner Wiegner wäre an diesem Tag im Mai unbeschadet mit seinem Fahrrad ins Stadtzentrum gelangt. Doch der 76-Jährige hatte Pech. Als er von Kaltenherberg kommend auf dem Radweg an der Höhestraße unterwegs war, querte er mit seinem Fahrrad die Ausfahrt des Praktiker-Baumarktes.
"Den Pkw in der Ausfahrt habe ich stehen sehen, aber als ich vorbei fahren wollte, sehe ich wie der Wagen plötzlich anfährt. Fast wäre ich noch vorbei gewesen", schildert Wiegner.
Das anfahrende Auto fährt gegen das Fahrrad, Werner Wiegner wird auf die Straße geschleudert. Er wird ins Krankenhaus eingewiesen, kann sich seither nur mit dem Rollstuhl oder mit Krücken fortbewegen.
Jetzt erhebt der Burscheider schwere Vorwürfe: Das städtische Radwegenetz sei "stümperhaft" und berge "erhebliche Gefahren". Neben der Unfallstelle gebe es weitere "kritische Stellen" im Stadtgebiet, so Wiegner.
Der Blick in die polizeiliche Unfallstatistik zeigt: 20Unfälle mit Beteiligung mindestens eines Radfahrers hat es in der Zeit vom 1. Januar 2009 bis zum 30. Juni 2010 gegeben. Drei Personen wurden dabei schwer verletzt, 14 Personen leicht verletzt.
Die Hälfte der Unfälle ereignete sich in Einbiege- und Kreuzungssituationen. Die B51 und die B232 tauchen am häufigsten als Unfallort auf. "Eine Tendenz für eine erhöhte Unfallgefahr lässt sich daraus aber nicht unbedingt ablesen", so Polizeisprecher Peter Tilmans.
Ralf Seck, passionierter Fahrradfahrer und Leiter von geführten Radtouren in und um Burscheid, sieht ebenfalls keine ausdrücklichen Gefahren für Radfahrer in Burscheid. "Den Zustand des Radwegenetzes in Burscheid würde ich als durchschnittlich bezeichnen", sagt Seck.
"Man sollte immer aufmerksam und vorausschauend fahren und gerade in Richtung Stadtzentrum vielleicht versuchen, Parallelwege und Alternativstrecken zu nutzen", rät er. Ganz besonders gelte dies für die Höhestraße, auf der es trotz Tempo 30 eng werden könne und für den Kuckenberg, wo Mitarbeiter der anliegenden Industrie-Unternehmen schon mal Abkürzungen durchs Grüne nähmen und plötzlich aus dem Nichts vor dem Radfahrer auftauchten.
Für Werner Wiegner kommen diese Ratschläge zu spät. Er hofft, dass sich an der B232, wo sich der Unfall ereignete, bald etwas ändert. "Das ist die schlimmste Stelle in Burscheid", meint er.
Bislang gibt es dort nur auf einer Straßenseite einen Radweg. In Fahrtrichtung Innenstadt müssen Radfahrer auf der Straße fahren. "Der Radweg ist leider nicht in beide Richtungen freigegeben", sagt Wiegner.
"Aber mir erschien es sicherer, dort zu fahren, als auf der Straße, wo die ganzen Autos beschleunigen und zur Autobahn abbiegen. Heute weiß ich es besser."