Ferien: Endlich wieder Zeit zum Lesen

Urlaub und Lesen — das ist für viele untrennbar miteinander verbunden. Deswegen empfiehlt Barbara Hövels Sommerlektüre.

Foto: Doro Siewert

Burscheid. Urlaubszeit ist Lesezeit — denn wann sonst kommt man als mehr oder minder gestresster Arbeitnehmer dazu, sich einmal wirklich entspannt mit einem Buch hinzusetzen? Die Antwort lautet bei den meisten mindestens: Viel zu selten. So auch bei Barbara Hövels, der Leiterin der Stadtbücherei. Sie nutzt die Urlaube immer gerne für die dicken Wälzer, sagt sie. „Ich lese die aber vorher an“, sagt sie. So will sie sichergehen, dass sie die schweren Schinken nicht vergebens mitschleppt. Für den kommenden Urlaub ist die Wahl auf das neue Buch des Amerikaners Paul Auster, „4 3 2 1“ gefallen - und auch wenn sie nur 50 Seiten anlesen wollte, sei sie schon bei 400. Bei 1264 Seiten hat sie aber noch genug vor sich für die freie Zeit.

Zuletzt hatte sie einen mit 750 Seiten weniger dicken Wälzer gelesen — den aber sie gerne weiterempfiehlt: Richard Russos „Diese gottverdammten Träume“. „Es geht um einen Mann in einer Kleinstadt, der nie geworden ist, was er werden wollte“, sagt sie. Der Mann, geschieden, Vater einer Tochter, arbeitet im Dinner und sieht sich „gefangen im Hamsterrad“, so Hövels. Man erfahre viel über den Mann, die Familie und die unerfüllten Träume in dem Leben in der kleinen Stadt. Hövels mag das — und vor allem „den ganz tollen Schreibstil“. 2002 hat der Autor für das Buch den Pulitzerpreis bekommen. Hövels ist nicht alleine mit ihrer Einschätzung.

In der Bücherei seien vor allem zwei Bücher sehr beliebt, sagt sie. „Die Menschheit hat den Verstand verloren“ — die Tagebücher von Astrid Lindgren 1939- 1945. „Das ist nicht ganz leichte Kost, aber stand kaum einen Tag im Regal.“ Daneben sei vor allem „Die Geschichte der Bienen“ von Maja Lunde beliebt. „Es sind drei sehr unterschiedliche Familiengeschichten, deren roter Faden die Bienen sind“, erklärt Hövels. Die erste Geschichte spiele in England, wo ein Bienenstock erfunden wird, die zweite in den USA, wo die Bienen industriell genutzt werden, und die dritte in China, wo Arbeiter per Hand die Blüten bestäuben müssen, weil es keine Bienen mehr gibt.

Ein tolles Jugendbuch, auch für ältere, sei „Eins“ von Sarah Crossan, die das Leben zweier Mädchen beschreibt, die als siamesische Zwillinge zur Welt gekommen sind. Das Buch sei eigentlich nicht typisch für den Urlaub, weil es eben nicht so seicht sei. Aber Hövels lobt es in den höchsten Tönen.

Vielleicht muss die Urlaubslektüre auch nicht seicht sein — wenn sie anregend und einfühlsam, interessant und vielseitig ist — eben gute Literatur.