Fest: Gänsehautstimmung trotz Regenschirm und Gummistiefeln
Vor allem Mayqueen begeisterte das Publikum. Pech hatten die Bands, die während der Regenphasen auftraten.
Burscheid. Um 22.28 Uhr kam sie wie auf Knopfdruck, die Gänsehautstimmung. Was bis dahin mit Songs wie "I want to break free" oder "I want it all" ein wieder mal stimmungsvoller Abend in der Kirchenkurve war, gestaltete sich auf der Zielgeraden am Samstagabend zum emotionalen Vollbad in der Menschenmenge.
Die Queen-Tribute-Band Mayqueen hatte sich das Beste fast bis zum Schluss aufgehoben. Und das Beste war knapp 1,60 Meter groß, hatte lange schwarze Haare und eine Stimme, die unter die Haut ging.
Mariola Mainka, ihres Zeichens Opernsängerin in Köln, trällerte in den höchsten Tönen den Klassiker "Barcelona", den ursprünglich Freddy Mercury und Spaniens Opern-Göttin Montserrat Caballé zu den Olympischen Spielen 1992 in der spanischen Metropole aufgenommen hatten.
Wer seinen Blick durch die ersten Reihen vor der Bühne schweifen ließ und die vielen, offensichtlich emotional berührten Besucher registrierte, dem wurde klar: Die dritte Auflage des Kirchenkurvenfestivals (Kikufe) konnte nur ein Erfolg sein.
Am Nachmittag hatte es noch ganz anders ausgesehen. Pünktlich zum Auftakt um 16Uhr mit der Megaphon-Band Youngblood schüttete es wie aus Kübeln. "Es wäre schön gewesen, wenn die Leute vom Luftballonfest hier geblieben wären. Leider kam dann der Regen", haderte Ralph Liebig vom Organisationsteam der Evangelischen Kirchengemeinde mit Petrus.
Schon besser sah es beim Auftritt von Farfarello um 18 Uhr aus. Der extra eingesetzte Sonderbus nach Leichlingen erwies sich aber als überdimensioniert. Die erhofften Farfarello-Fangruppen beschränkten sich auf zwei Geigen-Freunde.
Unter den rund 130 Helfern, die das für Burscheid gigantische Festival auf die Beine gestellt haben, war auch Kristina Kremer. Vor drei Jahren ist sie mit ihrer Familie nach Costa Rica gezogen und derzeit auf Heimaturlaub.
Für die Biologie-Studentin eine Selbstverständlichkeit, ihrer Freundin Kathrin Liebig und Freund Florian Huber tatkräftig zur Seite zu stehen. "Ich habe schon von den vorigen Festivals gehört. Es ist schön, dass die Leute so gut drauf sind", so die 19-Jährige. Für sie war es eine willkommene Abwechslung, "endlich mal wieder Deutsch sprechen zu können". Viele Bekannte habe sie getroffen.
Geholfen haben auch Mitglieder der katholischen Kirchengemeinde. In ihren orangenen T-Shirts sorgten sie im Schatten des evangelischen Kirchturms für kleine Stärkungen. "Das ist Ökumene pur", befand Organisator Ralph Liebig.
Besonders in den späteren Stunden gesellten sich überraschend viele junge Leute unters Volk. Einer von ihnen war Fabian Wiendl, der das Fest schon 2009 besucht hatte. "Damals habe ich nicht gedacht, dass in Burscheid ein solches Fest auf die Beine gestellt wird. Das war ein Grund, wiederzukommen."
Das sahen auch viele andere so. Der 21-jährige David erkannte: "Die Kirchenkurve ist ein gesellschaftlicher Treffpunkt." In der Tat konnte man das Gefühl bekommen. Besonders rege war die Plauderei auf dem Kirchenvorplatz, wo Bierzeltgarnituren einen willkommenen Sitzplatz boten.
Am Sonntag fiel der Gottesdienst trotz der Regenschauer nicht ins Wasser. Wie die inoffizielle Zählung ergab, kamen rund 160 Menschen zur Andacht. "Ich finde es toll, dass die Veranstaltung trotz des schlechten Wetters funktioniert", sagte Ralph Liebig. Später traten noch Engelbert Wrobel mit Dixieland and more sowie die Grevenbroicher Band Last Order und zum Abschluss die Leverkusener Coverband Dream auf.