Füllhorn voller Ideen für eine attraktivere Stadt

Zwischenergebnisse für den Masterplan zur Stadtentwicklung liegen vor. Nächste Woche ist eine öffentliche Veranstaltung geplant.

Foto: Doro Siewert

Burscheid. Manchmal kann es für eine Stadt hilfreich sein, nicht immer im eigenen Saft zu schmoren, sondern sich einem Blick von außen auszusetzen. Rat und Verwaltung versuchen das seit drei Monaten, mit zum Teil schon erstaunlichen Ergebnissen. Das jetzt erstmals öffentlich präsentierte Zwischenergebnis wirkt, bezogen auf die Stadtentwicklung, ein bisschen wie eine vielversprechende Wundertüte — allerdings verbunden mit einem hohen Umsetzungsanspruch.

Für den Blick von außen ist das Düsseldorfer Büro ASS zuständig. Seit drei Monaten ist es mit der Erstellung eines integrierten Handlungskonzepts betraut. Es soll Ende des Jahres fertig sein und dann die Basis für eine über Jahre gestreckte Serie von Förderanträgen bilden.

Bisher sind hinter verschlossenen Türen Expertengespräche zu fünf Themenbereichen geführt worden, zuletzt gab es noch einen umfangreichen Perspektiven-Workshop — und jetzt die Bereitschaft, erste Ergebnisse nach dem zuständigen Ausschuss am 30. Juni auch allen interessierten Burscheidern vorzustellen.

Erste Erkenntnis: Burscheid kann es schaffen, bis 2025 die Einwohnerzahl stabil zu halten. Voraussetzung ist allerdings, in den nächsten Jahren 700 neue Wohneinheiten zu schaffen, und das nach Einschätzung von Hans-Joachim Hamerla (ASS-Büro) schon allein, um ein Abwandern derjenigen zu verhindern, die jetzt schon in Burscheid leben. Hamerla hält einen Zuwachs von knapp 800 Wohnungen bis 2025 für erreichbar, wenn neue Wohngebiete wie auf dem alten Thielgelände in Hilgen tatsächlich erschlossen werden.

Apropos Hilgen. Den beiden Zentren schreibt Hamerla ins Stammbuch, dass sie sich von einem „Was der hat, will ich auch haben“ verabschieden müssen. „Zwei Einrichtungen mit Mittelmaß sind schlecht. Besser ist eine Top-Einrichtung.“ Burscheid und Hilgen sollten jeweils Schwerpunkte entwickeln.

Beim Einzelhandel, dem beliebten Burscheider Klagelied, sieht Hamerla die Stadt im Verhältnis zur Größe „relativ gut aufgestellt“. Burscheid gelingt es, viel örtliche Kaufkraft zu binden (zum Beispiel deutlich mehr als die Nachbarstadt Wermelskirchen). Aber nicht alles davon kommt in den Zentren an, sondern wird an den Randbereichen von Discountern und (Super-)Märkten abgeschöpft.

Hamerla ist überzeugt, dass ein Doppelmarkt (Vollsortimenter und Drogeriemarkt) in der Montanusstraße für den gesamten Innenstadthandel von Vorteil ist. Aber dafür muss auch das Umfeld stimmen. Und da gibt es katastrophale Noten für die obere Hauptstraße: „Die Aufenthaltsqualität ist gleich null.“

16 Alternativen sind geprüft worden, zweieinhalb sollen jetzt in die öffentliche Diskussion geworfen werden. Immer geht es um eine Einbahnstraßenregelung, entweder durchgehend vom Markt bis zur Einmündung Höhestraße oder umgekehrt von der Höhestraße bis zur Montanusstraße. Nur so könnten Verkehr, Parken und eine anziehende Gestaltung miteinander verbunden werden. Für den Busbahnhof sind zwei Standorte im Blick: der bisherige in der Montanusstraße oder aber der Bereich neben der Kanzlei Behnke-Königsmann gegenüber der Kreissparkasse.

Das Haus der Kunst könnte sich zu einem modernen und multifunktionalen Haus der Kulturen entwickeln. „Aber dafür müssen wir noch dicke Bretter bohren.“

In Hilgen sieht der Planer Flächenpotenzial für den dort ebenfalls gewünschten SB-Markt entweder am alten Bahnhof oder unmittelbar an der Einmündung Witzheldener/Kölner Straße. Anzustreben sei in Abstimmung mit Wermelskirchen auch eine Regelung für das alte Ziegeleigelände, „entweder als Freizeitgebiet oder als Top-Wohngebiet“.

Bürgermeister Stefan Caplan ist von den bisherigen Ergebnissen überzeugt. „Es ist für uns extrem wichtig, diesen Prozess anzustoßen, und ich bin ziemlich sicher, dass wir auch Geld kriegen. Wir schaffen das. Das ist umsetzbar.“