Mit Sicherheit erst mal freundlich

Die Firma Crossline Security setzt darauf, Konfliktpotenzial möglichst gar nicht erst entstehen zu lassen. Das gilt für die Betreuung von Filmstars wie von Flüchtlingsheimen.

Foto: Doro Siewert

Burscheid. „Respekt ist entscheidend.“ Dennis Ginzel sagt das immer wieder, wenn er von seiner Arbeit erzählt. Er sagt das auch den Jugendlichen, wenn er gerade mal für die Evangelische Jugendhilfe Bergisch Land einen Personenschutz-Workshop anbietet. Freundlichkeit, so die Erfahrung des 37-Jährigen, nimmt meist schon ganz viel Druck aus dem Kessel. Und Wortgewandtheit ist auch von Vorteil: „90 Prozent der Streitigkeiten vor Ort lassen sich verbal lösen, wenn man es will.“

Ginzel kennt sich aus in der Sicherheitsbranche, die sich lieber mit dem Mythos der englischen Übersetzung Security umgibt. Seine eigene Firma ist davon nicht ausgenommen: Crossline Security heißt sie und ist nach der Gründung vor fünf Jahren in Wermelskirchen nun seit 2013 an der Industriestraße in Burscheid beheimatet.

Aber abgesehen vom Namen gibt sich Ginzel alle Mühe, Abstand von den gängigen Klischees seines Gewerbes zu halten. Egal ob Personen- oder Objektschutz, ob Sicherheitsdienst bei Veranstaltungen oder Dreharbeiten, am liebsten ist ihm, wenn alles geräuschlos über die Bühne geht und nachher alle zufrieden sind. Martialisches Auftreten ist in der Firma verpönt.

Sollte eine Situation doch einmal eskalieren, heißt die Devise: „Wo es eine Konfrontation gibt, geht niemand alleine hin.“ Schon das Auftauchen mehrerer Sicherheitskräfte „lässt die Leute runterfahren. Und immer gilt: die mildesten Mittel wählen, so wenig Aufsehen wie möglich erregen und so wenig Verletzungen wie möglich erzeugen.“ Waffen findet man bei Crossline Security nicht: „Kunden, die das wünschen, empfehle ich immer stattdessen eine zweite Person als Begleitung.“ Der gesetzliche Rahmen mache den Einsatz von Schusswaffen ohnehin praktisch unmöglich. „Und wenn die Gefährdungsstufe einer Person wirklich so hoch ist, kommt meist das BKA zum Einsatz.“

In der Filmbranche, in der Crossline Security viele Aufträge akquiriert, ist das nicht der Fall. Da geht es eher um den Umgang mit Fotografen oder Fans. Zu Ginzels Kunden zählten schon Stars wie Anthony Hopkins, Hilary Swank oder Ben Kingsley. Und auch da setzt der Stabsunteroffizier mit Kosovo-Erfahrung auf Verständnis: „Aber es gibt Momente, da wollen die Künstler einfach nicht fotografiert werden, weil sie sich gerade auf ihre Rolle konzentrieren. Das versuche ich dann zu erklären, aber zur Not stelle ich mich auch mal bewusst ins Bild.“

Keinen Glamour, aber dafür umso lehrreichere Erfahrungen boten für ihn die Sicherheitseinsätze an Flüchtlingsheimen, beispielsweise in Kürten. Mitarbeiter, die sich undifferenziert über die vielen Flüchtlinge aufregten, schickte Ginzel bewusst ein paar Wochen nach Kürten. „Die meisten haben danach ihre Meinung geändert.“ Menschen über einen Kamm zu scheren, ist ihm zuwider. Wer das „Antanzen“ nach den Übergriffen in der Kölner Silvesternacht automatisch mit Flüchtlingen und Asylbewerbern in Verbindung bringt, erntet bei ihm nur Kopfschütteln: „Das ist schon lange ein klassisches Vorgehen, um leichter an das Portemonnaie anderer Leute zu kommen.“

Derzeit öffnet sich Crossline Security neuen Geschäftsfeldern. Früher hat Ginzel der Objektschutz nicht interessiert. Mittlerweile sieht er die Vorteile: „In der Filmbranche müssen wir teilweise extrem flexibel sein. Die Bewachung von Gebäuden ist planbarer und bietet eine gewisse Kontinuität. Wir können neue Arbeitsplätze schaffen und gerade die älteren Mitarbeiter haben eine Chance, mal irgendwo anzukommen.“

Auch dort will er seinen Service- und Dienstleistungsgedanken etablieren: „Was hindert unsere Mitarbeiter im Pforten- und Empfangsdienst, einer alten Frau mit Rollator die Tür aufzuhalten?“