Gelenkt vom inneren Werte-Kompass
Der Obi-Gründer Manfred Maus war im Megafon zu Gast. Der Unternehmer sieht, wie sich die Welt verändert. Respekt und Toleranz sind ihm wichtig.
Burscheid. Der Bürgerstammtisch der Zukunfts-Initiative Burscheid hatte am Montagabend Ehrenprofessor Manfred Maus zu Gast. Der Gründer der OBI-Bau- und Heimwerker-Märkte sprach über das Thema „Die Welt verändert sich - wir uns auch?“
Maus versicherte zunächst, dass er gerne ins Megafon gekommen sei. Und erzählte, dass er Jahrgang 1935 ist, aus der Werkzeugindustrie kommt und in Wermelskirchen wohnt. Die Firma Lux, bei der er gearbeitet hatte, verkaufte ihre Werkzeuge an Eisenwarenhändler. „Ich aber wollte einen Laden haben, in dem Hausbesitzer alles kaufen können, was sie brauchen“, schilderte der Unternehmer in seinem fesselnden Vortrag, wie es angefangen hatte.
Im Flugzeug habe er Dr. Werner Otto kennengelernt, der ihm von seiner Idee erzählte, das erste Shopping-Center zu bauen, so wie er es in den USA gesehen hatte. „Ich habe auch eine Idee, habe ich ihm gesagt. Als er fragte, wie viel Quadratmeter ich für meinen Laden brauchen würde, hatte ich keine Ahnung und habe - um mich nicht zu blamieren - einfach mal 800 gesagt. Damit war der Vertrag zwischen uns perfekt“, sagt Maus, der mit dieser Idee dann zurück nach Remscheid kam.
Bei der Firma Lux habe es zunächst geheißen, du ruinierst uns. Aber als er von seiner Idee, Franchising-Unternehmen zu gründen, durch die Lux-Kunden zu Partnern wurden, da sei es losgegangen. „Obi macht heute sieben Millionen Umsatz, die Franchiseunternehmen bezahlen zwei Prozent ihres Umsatzes. Der Laden gehört ihnen.“ Das sei die Strategie, um gegen Konzerne selbstständig zu sein. Und als ihm in Frankreich jemand erzählte, dass Anstreichen sein Hobby sei - die Franzosen sprechen das H nicht mit - da sei er zu einem Anwalt gegangen um den Firmennamen „Obi“ eintragen zu lassen. Vor Jahren sei er dann mal gefragt worden, ob er gewusst hätte, dass man den Namen Obi in allen Sprachen aussprechen kann: „Ne, wusste ich nicht. Aber man kann ja auch mal Glück haben“, hieß seine Antwort.
Mal ein Risiko eingehen und rechtzeitig erkennen, dass sich die Bedürfnisse und die Welt verändern, das sei das Entscheidende. „Einzelhandel, Wohnen, Ernährung, Kirchen - alles verändert sich.
Inzwischen muss man ein Auto nicht mehr besitzen, um es zu nutzen. In den Großstädten hätten viele junge Leute kein Auto mehr. Da stelle sich doch die Frage, ob wir in zehn Jahren überhaupt noch Autohändler brauchen. Bei all der Veränderung sei es wichtig, das Vertrauen zum Kunden aufzubauen. „Wenn man den Kunden anlügt, dann ist er irgendwann nicht mehr bereit, zu kaufen“, sagt Maus. Ihm ist wichtig, dass der Unternehmer Vorbild ist. Und Werte wie Disziplin und Konsequenz verteidigt werden.
Da, wo das Megafon gebaut wurde, stand mal ein Bahnhof. Weil damals alle mit dem Auto fuhren, habe man gedacht, Bahnstrecken würden nicht mehr in dem Umfang gebraucht. „Obi beschäftigt in Wermelskirchen aber inzwischen rund 2100 Mitarbeiter, die von überall herkommen. Ein junger Mitarbeiter hat mir gesagt, dass er deshalb täglich im Stau steht und drei Stunden Fahrtzeit braucht. Da sucht er sich lieber was anderes“, nennt Maus ein weiteres Beispiel für Veränderungen.
Respekt und Toleranz und das eigene Gewissen, der innere Kompass, der einem sagt, was gut und schlecht ist, darum sollte es in der Familie, im Geschäft, in der Politik gehen. Als Beispiel erzählte er von einem Obi-Markt in Berlin, in dem fünf muslimische Mitarbeiter einen Raum einforderten, in dem sie beten konnten. „Wir müssen uns auf andere Kulturen einstellen. Und uns fragen, wie viel Respekt wir ihnen entgegenbringen.“ Sobald Menschen nicht einbezogen würden, gebe es riesige Probleme. Nur mit Beteiligung ließen sich Prozesse umsetzen.