„Genussvoll im Hier und Jetzt“

Anfang Juni präsentieren Wingenfelder ihr neues Album „Sieben Himmel Hoch“. Im November kommen die beiden Brüder ins Kölner Gloria.

Foto: Anne deWolff

Köln. Wingenfelder — das sind die Brüder Kai und Thorsten Wingenfelder, Köpfe der Band Fury In The Slaughterhouse. 2010 wurde ihr Bandprojekt Wingenfelder aus der Taufe gehoben — seitdem begeistern die Beiden ihre Fans mit ihrem ganz eigenen Stil.

Nach bereits drei Wingenfelder-Studioalben und diversen Tourneen veröffentlichen die beiden Brüder am 8. Juni ihr neues Werk „Sieben Himmel hoch“ und gehen im Herbst auf gleichnamige Tour durch 26 deutsche Städte. Am 13. November kommen Wingenfelder ins Kölner Gloria an der Apostelnstraße 11.

Welche Unterschiede gibt es zwischen den Furys und Wingenfelder?

Thorsten Wingenfelder: Bei uns als Brüderpaar sind die Entscheidungswege viel schneller und kürzer, weil wir beide einfach besser auf einen Nenner kommen. Die Furys gibt es inzwischen seit 30 Jahren, da kocht man schon mal länger, weil eben sechs Leute viele Zutaten unterbringen müssen. Aber auch das funktioniert im Grunde ganz gut.

Wie ist das Arbeiten unter Brüdern?

Wingenfelder: Natürlich gibt es bei uns auch mal Streit und wir sind auch nicht immer einer Meinung. Aber mit den Jahren wird man weiser und konstruktiver im Umgang als früher, als schon mal die Fäuste flogen. Heute gewinnst du, eh nur noch im Team.

Das aktuelle ist das vierte Studioalbum. Was hat sich verändert?

Wingenfelder: Die Geschichten verändern sich ganz natürlich mit dem Alter. Heute sprechen wir eine Generation 35plus an. Unsere Texte kommen immer aus der eigenen Westentasche und beschreiben eben Themen und Sichtweisen dieser, unserer Generation. Das tun ja heute im Grunde eher wenige. Musikalisch hat sich die Art, wie wir das Album produziert haben, verändert. Früher haben wir mit großen Produzenten gearbeitet, heute setzten wir wieder voll auf ein eigenes Team, was auch hervorragend funktioniert hat. Bei den 21 Songs gleicht kein Song dem anderen — da ist das Spektrum sehr breit. Man kann das Album mit einem Buch vergleichen, das 21 verschiedene Kapitel hat. Alle Kapitel machen am Ende das Buch. In der heutigen Zeit sicher eher ein Anachronismus, aber deswegen nicht minder wertvoll. Für dieses Album sollte man sich beim Hören einfach Zeit nehmen.

Wie kam es zum Titel „Sieben Himmel hoch“?

Wingenfelder: Der Titel spielt darauf an, dass wir uns oft kleiner machen, als wir wirklich sind. Wir sind aber deutlich größer als eine Religion, Weltanschauung oder ein Fußballverein. Wenn wir unser gesamtes Potenzial ausschöpfen, sind wir „sieben Himmel hoch“.

Sind Sie eher ein Optimist in schwierigen Zeiten?

Wingenfelder: Eigentlich war ich immer ein pessimistischer Optimist. Aber auch so etwas ändert sich mit dem Alter. Wenn man sieht, was da alles auf einen zukommt, geht es gar nicht ohne ein wenig Grund-Optimismus. Man sollte in unserem Alter auch nicht ständig in der Vergangenheit herumhängen, sondern genussvoll und wach im Hier und Jetzt sein. Das Glück ist ja oft in den kleinen Dingen versteckt.

Sie haben sich für die Arbeit im Studio tief ins Bergische Land zurückgezogen. Was bedeutet diese Region für Sie?

Wingenfelder: Wir wohnen seit zwölf Jahren im Oberbergischen, da meine Frau Kölnerin ist und ich eh oft unterwegs bin. Aufgenommen haben wir hier im Artfarm Studio von Produzenten-Hotshot Robbie Schuller. Das ist ein sehr kreativer Ort, an dem es sich großartig arbeiten lässt. Selbst den Foo Fighters und Dave Grohl hat es dort enorm gefallen. Und das verschrobene oberbergische Land mag ich sehr gerne und fühle mich dort äußerst wohl.

Was erwartet die Kölner Fans beim Auftritt am 13. November im Gloria?

Wingenfelder: Für uns ist Köln ja immer ein wenig Heimspiel und das Gloria ist ein wunderbarer Club für Wingenfelder. Wir werden dort natürlich die neuen Songs präsentieren und wie immer viele Geschichten erzählen - ein Abend zwischen laut und ganz leise und Lachen mit Tränen in den Augen, wir versuchen einfach, zwei Stunden lang die Uhr anzuhalten. Und wenn jemand aus dem Konzert einen Gedanken oder ein Thema mit nach Hause nimmt, das ihn weiterbringt, ist schon ganz viel gut und richtig.

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