Gut behütet in Gold und Seide

Bis zum 30. September werden in einer Sonderausstellung Bischofsmitren aus dem Kölner Domschatz gezeigt.

Foto: Kölner Dombauarchiv/Matz und Schenk

Köln. Bis zum 30. September ist in der Kölner Domschatzkammer die Ausstellung „Gut behütet in Gold und Seide ? Bischofsmitren aus dem Kölner Domschatz“ zu sehen. Gezeigt werden Bischofsmitren des 18. bis 20. Jahrhunderts aus dem Bestand der Domsakristei und Domschatzkammer.

Foto: Kölner Dombauarchiv/Matz und Schenk

Die Exponate veranschaulichen eindrucksvoll die Entwicklung von prächtigen Bischofsmitren des Rokokos über Exemplare des Historismus, die in Form und Gestaltung mittelalterliche Vorbilder imitieren, bis hin zur Moderne mit zumeist betont schlichten Formen. Viele der Mitren sind eng verbunden mit Kölner Erz- und Weihbischöfen des 19. und 20. Jahrhunderts und stehen somit auch exemplarisch für die Geschichte des Erzbistums Köln in den vergangenen 250 Jahren.

Neben Mitren werden in der Ausstellung erstmals auch der Bischofsstab, das Brustkreuz und der Bischofsring von Kardinal Meisner gezeigt, die von der Kölner Bildhauerin Hildegard Domizlaff geschaffen wurden. Der Bischofsstab ist eine Leihgabe von Weihbischof Dominikus Schwaderlapp. Er hatte ihn von Kardinal Meisner nach dessen Emeritierung als Geschenk erhalten. Brustkreuz und Ring stammen wie auch die ebenfalls in der Ausstellung präsentierte Mitra Kardinal Meisners aus dem Nachlass des Erzbischofs und gelangten in die Sammlung der Domschatzkammer. Entwicklung und Bedeutung von Mitren

Vor dem 11. Jahrhundert war die Mitra als liturgische Kopfbedeckung von Bischöfen, Äbten und Pröpsten nicht gebräuchlich. Erstmals wird sie 1049 in einer päpstlichen Bulle erwähnt, in welcher Leo IX. dem Trierer Erzbischof Eberhard das Recht verleiht, eine Mitra zu tragen. Zu diesem Zeitpunkt war sie noch nicht fester Bestandteil des bischöflichen Ornates, sondern wurde als Ehrenzeichen des Papstes verliehen.

Bereits im 12. Jahrhundert ist die Mitra in ihrer heutigen Form ausgebildet und in der westlichen Kirche allgemein verbreitet. Getragen werden Mitren bei Pontifikalhandlungen während der Messe und bei Prozessionen. Vorbild für die Mitra waren Kopfbedeckungen jüdischer Priester, wie sie im 2. Buch Mose erwähnt werden. Ihr Grundstoff bestand in der Frühzeit aus weißem Byssus (Muschelseide) oder Leinen, was als Sinnbild für Reinheit und Keuschheit verstanden wird. So soll die Mitra die Sinne des Trägers vor weltlichen Verlockungen schützen.

Bereits früh haben sich die wesentlichen Bestandteile der Mitra entwickelt, deren Bedeutung von Theologen wie Durandus von Mende (um 1230?1296) symbolisch gedeutet wurden: Die zwei Schilde, lateinisch Cornua (Hörner), erinnern an die Hörner, welche Moses nach einer mittelalterlichen Fehlinterpretation der lateinischen Bibelübersetzung des hl. Hieronymus (Vulgata) trug, als er vom Berg Sinai herabstieg. Diese Symbolik war ursprünglich offensichtlicher, da Mitren bis in das 12. Jahrhundert mit seitlichen Cornua getragen wurden. Zugleich symbolisieren die Schilde, die durch ein Innenfutter verbunden sind, das Alte und das Neue Testament.

Das verbindende untere Band wird Circulus (Ring), der vertikale Stab auf der Vorderseite Titulus (Titel) genannt. Am unteren Rand der Rückseite sind zwei Behänge, sogenannte Fanones oder Pendilien angebracht. Sie stehen symbolisch für Geist und Schrift, der Circulus für die Gelehrsamkeit und die Fähigkeit, Altes und Neues aus der Schrift zu schöpfen. Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil kannte man drei Formen der Mitren, die einfache Mitra oder „Mitra simplex“, die mit Goldstickereien verzierte Mitra oder „Mitra ornata/aurifrisiata“, die zu Feiertagen außerhalb der Advents- und Fastenzeit getragen wurde, und die mit Edelsteinen besetzte kostbare Mitra „Mitra pretiosa“, wie sie an den Hochfeiertagen genutzt wurde. Diese wird seit dem Konzil nicht mehr verwendet.

So wie der weiße Byssus für Reinheit steht, wurde das Gold als Symbol für die Weisheit und die Edelsteine als Symbol für die Tugenden interpretiert, welche die Kirche schmücken. Im Spätmittelalter und in der Barockzeit nahmen sowohl der Schmuck als auch die Größe der Mitren deutlich zu. In früheren Zeiten seitlich gerade geschnitten, wurden sie nun auch in der Breite vergrößert, indem die Seiten unterhalb der Schilde schräg geschnitten waren. Dies zeigt sich deutlich an den ältesten am Dom erhaltenen Mitren aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert.

Bei den historistischen und modernen Mitren des fortgeschrittenen 19. und des 20. Jahrhunderts zeigt sich hingegen eine deutliche Rückkehr zu den schlichteren Formen des hohen Mittelalters. Mittelalterliche Mitren haben sich am Dom zwar nicht erhalten, sie sind aber zahlreich an den bischöflichen Grabmälern und Kunstwerken im Dom dargestellt.

Service: Damschatzkammer, Öffnungungszeiten: täglich von 10 bis 18 Uhr, Eintritt: sechs (ermäßigt drei) Euro.

koelner-dom.de