Hans-Michael Bach: Ein Nachruf
Hans-Michael Bach, Pfarrer von Bergisch Neukirchen und stellvertretender Superintendent, ist am Montag überraschend im Alter von 54 Jahren gestorben. Ein Nachruf.
Leverkusen. In seinem letzten geistlichen Wort für den aktuellen Gemeindebrief von Bergisch Neukirchen schreibt Pfarrer Hans-Michael Bach über den Mut zum Brückenbauen und den Schneid, „über hohe Mauern zu gehen“. Er schreibt darüber, „dass der Friede immer auch an mir liegt“, wohlwissend, dass vermutlich „das eigene Ego die höchste Mauer“ ist. Vielleicht lag ihm das Brückenbauen gerade deshalb so, weil ihn zu große Selbstgewissheit immer misstrauisch machte.
„Ist das so?“ — mit schlichten Fragen wie dieser hielt er sich gerne allzu schneidige Behauptungstheologie vom Leib, die sich in ihren Lehrsätzen gefällt und bitteschön nicht mehr hinterfragt werden möchte. Wer schwierige, auch widersprüchliche Bibeltexte mit ihm diskutierte und sich dabei gerade ein bisschen Gewissheit zusammengeschustert hatte, den konnte er mit solchen Einwürfen wieder schnell auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Nicht etwa, um sein Gegenüber auszubremsen. Sondern um gedankliche Enge zu verhindern. Lieber zehnmal fragen als einmal zu schnelle Anworten geben.
Wer viel fragt, ist neugierig. Hans-Michael Bach war das: neugierig und offen. Er ließ sich selbst gerne überraschen und neue Horizonte öffnen. Das mag erstaunlich sein, wenn jemand wie er seit über 25 Jahren, also praktisch sein gesamtes bisheriges Berufsleben, Pfarrer einer Gemeinde war — und dazu noch ihr einziger. Aber vielleicht ist es auch gerade in einer solchen Situation überlebensnotwendig, wenn man nicht selbst irgendwann in Enge erstarren will.
Hans-Michael Bach jedenfalls, so schien es, war regelrecht auf der Suche nach Außenimpulsen zur Inspiration. Das konnten Gedankengänge von Jugendlichen sein, gerne auch kulturelle und künstlerische Beiträge. Die „KULTur am Donnerstag“ ist in Bergisch Neukirchen seit Jahren zum festen Bestandteil des Gemeindelebens geworden. Und so wie er aufnahm, was von außen kam, so blickte er selbst auch immer wieder über die Grenzen seiner Gemeinde hinaus — in den Kirchenkreis, in die Weltkirche, in die Welt jenseits der Kirche.
Im Evangelischen Kirchenkreis Leverkusen war Bach als Assessor (Stellvertreter des Superintendenten) gerade im vergangenen Jahr wiedergewählt worden. Er kümmerte sich um die Prädikanten, also die ehrenamtlichen Prediger im Kirchenkreis. Und an der Spitze des Tansania-Freundeskreises war er in den letzten Jahren einer der Motoren der Beziehung zum Partnerkirchenkreis Lukajange im äußersten Nordwesten des ostafrikanischen Staates. Für ihn eine weitere Chance wahrzunehmen, wie unterschiedlich christlicher Glaube gelebt werden kann.
Vor gut einem Jahr besuchte wieder eine Delegation aus Tansania den Kirchenkreis. Kurz nach ihrer Verabschiedung im Hilgener Gemeindezentrum erhielt Hans-Michael Bach eine Krebsdiagnose. Einige Monate musste er sich aus dem Gemeindeleben ganz zurückziehen. Aber zum Jahresende stieg er wieder ein und alle Befunde gaben Anlass zu großer Hoffnung.
Umso überraschender sein plötzlicher Tod am Montag nach der Rückkehr aus dem Urlaub. Und umso schmerzhafter die Lücke, die er hinterlässt: bei seiner Frau Ingrid, den drei Söhnen und dem Enkelkind, der Gemeinde — und allen, denen er Mentor war bei der Suche nach einem Glauben, der Fragen und Zweifel aushält.