Hospiz-Vorstand sucht dringend Nachfolger
Trotz aller Appelle fanden sich keine Freiwilligen. Jetzt macht die alte Besetzung noch zwei Jahre weiter.
Burscheid. Inge Hiller hat sich wieder breitschlagen lassen. Eigentlich wollte die Erste Vorsitzende des Ökumenischen Hospiz Hausbetreuungsdienstes Burscheid (ÖHHB) ihr Amt bei der Mitgliederversammlung am Donnerstag abgeben. „Ich bin bereits seit 17 Jahren Vorsitzende, also von dem ersten Tag an. Ich möchte die verantwortliche Rolle nicht mehr haben“, sagte die Fachärztin für Palliativmedizin.
Sie wünschte sich jemanden Jüngeres an ihrer Position, jemand, „der mehr Pepp in den Verein bringt und mit ihm mehr in die Öffentlichkeit tritt.“ Schatzmeister Jakob Rattmann und Schriftführer Gottfried Busch sagten es deutlich in die Runde der Mitglieder, die sich im Gemeindehaus der Freikirchlichen evangelischen Gemeinde versammelt hatten: Sie wollen einfach nicht mehr. Wer sich die Arbeit im Vorstand vorstellen könne, solle sich doch bitte melden.
Die Mitglieder hielten sich bedeckt, die Hände blieben auf Brusthöhe, der Blick teils gesenkt. Einspringen wollte niemand. Damit es mit der Arbeit des ÖHHB weitergehen konnte, haben alle Vorstandsmitglieder sich daher bereit erklärt, doch noch einmal zu kandidieren. Und sie wurden alle einstimmig wiedergewählt. „In den zwei Jahren Amtszeit werden wir uns alle Gedanken machen, wer bei der nächsten Wahl kandidieren könnte“, sagte Inge Hiller. Ihre Zuhörer nickten. „Ich will mich in den zwei Jahren auf den Abschied vorbereiten“, betonte Gottfried Busch. Er hofft, dass sich unter den 193 Mitgliedern doch noch jemand findet.
Bis auf die Bereitschaft, Vorstandsarbeit zu übernehmen, sind die Vereinsangehörigen sehr rege, was der Jahresbericht für 2014 zeigte. 32 Ehrenamtliche begleiteten 25 Menschen bis zum Tod. Nicht erst seit der Ernennung zu den Burscheidern des Jahres ist die Bürgernachfrage beim ÖHHB groß. Ins Büro an der Höhestraße 12 kommen Menschen, die Fragen zu Patientenverfügungen, Krankentransporte und die Auseinandersetzung mit Tod und Trauer haben. Ehrenamtliche stehen ihnen kompetent, einfühlsam, offen und ehrlich zur Seite, ohne jedoch den Blick für die Realität zu verlieren. Letzterer ist für die Hospizarbeit unabdingbar. Die Schicksale, mit denen die Helfer konfrontiert werden, erschüttern. Nicht nur ältere Menschen begleiten sie bis zum Tod. Helfen müssen sie auch immer öfter jungen Menschen — die Kinder und Pläne und ihr Leben eigentlich noch vor sich haben.
Wie schwer solche Fälle sind, weiß auch Iris Rehbein, Leiterin des Hospizes am Vinzenz-Pallotti-Hospital Bensberg. „Der Altersdurchschnitt ist gesunken. Unsere Hospizgäste sind zwischen 30 und 60 Jahre alt“, sagte sie. Zu Hause können sie meist nicht betreut werden, da sie entweder in einem Singlehaushalt leben oder sich die Ehepartner um die gemeinsamen Kinder kümmern müssen. „Es wird mehr psychosoziale Unterstützung gefordert“, sagte Iris Rehbein. „Wir wollen nun von sieben Hospizbetten auf zehn erhöhen. Denn die Nachfrage ist so groß, dass wir gar nicht alle Patienten annehmen können.“