Kultur Im Zwiegespräch mit Rubens' „Kreuzigung Petri“
Köln · Bis Anfang 2022 wird das großformatige Gemälde „Kreuzigung Petri“ von Peter Paul Rubens noch restauriert, bevor es an seinen angestammten Platz in der Kirche zurückkehren wird. Die Zeit der „leeren Ostwand“ hat die Kunst-Station Sankt Peter eindrucksvoll genutzt.
Fünf Künstler haben sich in der Reihe „Replace Rubens“ mit Rubens‘ Werk auseinandergesetzt und ihre eigene aus dieser Auseinandersetzung entstandene Kunst im Kirchenraum präsentiert.
Nach Gerhard Richter, Walid Raad, Liam Gillick und Kara Walker zeigt die Düsseldorfer Künstlerin Jana Schröder bis zum 28. November ihr Werk, das den schlichten Titel „PPR“ - Peter Paul Rubens trägt. Die Künstlerin, die in der Landeshauptstadt lebt, studierte in der Klasse von Albert Oehlen an der Düsseldorfer Kunstakademie. Sie war in vielen institutionellen Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten, darunter auch in den Deichtorhallen Hamburg und in der Münchener Pinakothek der Moderne.
Künstlerischer Einfluss gleiche, wie Willem de Kooning gegenüber Harold Rosenberg gestand, „dem Lächeln der Grinsekatze aus Alice: Das Lächeln bleibt, wenn die Katze schon längst fort ist. Anders gesagt, ich könnte von Rubens beeinflusst sein, aber ich würde ganz sicher nicht so malen wie Rubens.“ Entstanden als Zwiegespräch mit Rubens’ „Kreuzigung Petri“, ist auch Schröders „PPR“ eine entschiedene Bezugnahme auf ihre eigene Zeit.
Waren es in ihrer aus der Handschrift abgeleiteten Praxis zunächst einzelne Lettern und Initialen, die sich in Zeilen und Spalten auf die Leinwände legten, zerbrechen und verschleifen Schröders malerische Gesten nach und nach jede buchstäbliche Lesbarkeit. Aus Text wird Textur. Ebenso expressiv wie konzeptuell vereint ihre Malerei eine grundlegende Auseinandersetzung mit den Spuren körperlicher Anwesenheit und absolut gegenwärtige Bildtechniken wie digitales Layering und Überblendungen.
In der Kunst-Station unternimmt Jana Schröder eine Aktualisierung, die Rubens nicht ersetzt, sondern einbezieht. „PPR“ erstreckt sich über 4,90 mal 3,20 Meter und besteht aus drei gleich großen Leinwänden: zwei parallelen Hochformaten sowie einem bündig darunter gehängten Querformat. Sie umspielt das klassische Retabel, mit Rubens’ abwesender Kreuzigung als zentraler Tafel und ihren Ergänzungen als Altarflügeln und tragender Predella. Motivische Wucht, verdrehte Achsen und Diagonalen, die kaum aushaltbare Spanne von irdischer Brutalität und himmlischer Erlösung übersetzt Jana Schröder in Farbe und Gestus. Klare Formen zerfließen zu wogenden Flächen, gefasste Figuren wandeln sich zu ornamentalem Exzess.
Durchlichtet wie Buntglas oder digitale Displays fügt sich der farbige Gesamtklang aus den Zweiklängen der einzelnen Tafeln. Angelegt in derselben Intensität steigern sich die Farben in gleißenden Kontrasten: Orange und erdig braunes Purpur als Fundament. Darüber, als unauflösbar ineinander gespiegeltes Paar, links von Himmelblau durchwirktes Inkarnat und rechts jenes milde Blau, in dem schon bei Rubens Hoffnung aufschien und an dem nun nicht nur Wolken und Engel teilhaben, sondern auch die menschliche Fleischfarbe.
Service: Am 31. Oktober gibt es um 13.15 Uhr ein Künstlergespräch mit Jana Schröder. Die Kirche ist über die Leonhard-Tietz-Straße zugänglich. Sie hat mittwochs bis sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet.