Immer schnell der eigenen Mutter hinterher
Bei den Pinselohrschweinen gibt es Nachwuchs. Vier Frischlinge sorgen für reichlich Action im Gehege.
Köln. Ganz schön viel zu tun hat Cassie im Moment — wuseln doch immer vier Junge um ihre Beine. Da muss man schon mal mit einem Stupser mit der Schnauze für Ordnung sorgen. Denn die vier Frischlinge bei den Pinselohrschweinen haben nur eines im Sinn — sie wollen an die Zitzen ihre Mutter, um sich zu stärken. Eigentlich wäre die Aufsicht über die kleine Schweinebande der Job von Vater Picasso. Doch der ist durch einem Zaun vom Gehege mit dem Nachwuchs abgetrennt. Das hat auch seinen Grund, denn im Zoo fürchtet man, wenn Picasso und Cassie zusammen kommen, dauert es nicht lange, bis direkt der nächste Nachwuchs ansteht. Und so muss Cassie wohl noch eine Weile ihre vier kleinen Schweinchen bändigen.
Und einen echten Picasso gibt es nicht nur im Museum Ludwig, sondern auch im Kölner Zoo: Picasso und Cassie sind das Pinselohrschwein-Paar: Es hat Nachwuchs, und das bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr. Davor musste der Zoo 158 Jahre auf den ersten Wurf warten. Geboren wurden die Schweinchen am 3. August — sie sind jetzt also gerade mal gut eine Woche alt.
Im Zoo leben die Pinselohrschweine auf einer schweinegerechten Anlage im Nashornhaus, dem ältesten Haus des Zoologischen Gartens. Der Eber zog 2012 aus dem Zoo Landau in der Pfalz in die Rheinmetropole um. Cassie kam im August 2017 aus dem britischen Colchester. Beide Tiere harmonieren von Anfang an sehr gut und gründeten eine Familie. Die vier Frischlinge waren von Anfang an lebhaft und aktiv. Sie saugen regelmäßig an den mütterlichen Zitzen und wachsen gerade in den ersten Wochen beträchtlich.
Pinselohrschweine werfen bis zu vier Junge. Die Jungtiere werden, wie bei allen Wildschweinen, als Frischlinge bezeichnet. Sie haben in den ersten Lebensmonaten eine helle Färbung mit Längsstreifen. Ab rund sechs Monaten färben sie sich schließlich in das Alterskleid um. Das kann man bei den älteren Jungtieren im Gehege derzeit sehr gut sehen, die sich nicht mehr in der Färbung, sondern in der Größe unterscheiden.
Pinselohrschweine sind mit ihrem rauhaarigen, rot-bräunlich-schwarzen Fell farbenprächtig. Hinzu kommen die hellen Backenbärte und die namensgebenden „Pinsel“ an den Ohren. Die Farbenpracht und Haartracht hat die Tierpflegerinnen und Tierpfleger wohl zu der Namenswahl „Picasso“ inspiriert. Oder war es doch die Fruchtbarkeit, da der echte Pablo Picasso auch vier Kinder hatte? Pinselohrschweine stammen aus West- und Zentralafrika sowie dem östlichen Südafrika. Die Tiere leben in Regen- und Feuchtgaleriewäldern sowie in Berg- und Buschwäldern. Pinselohrschweine leben in Rotten.
Die Lebensweise dieses Buschschweines ist der unseres heimischen Wildschweines (Sus scrofa) sehr ähnlich. So durchwühlen sie den Boden beständig nach Fressbarem wie Wurzeln, Knollen, Insektenlarven oder Kleintieren. Wenn die Schweine von Löwen, Leoparden oder auch dem Menschen bejagt werden, sind sie nachtaktiv. Im Zoo kann sie der Besucher auch tagsüber sehr gut beobachten. Im Unterschied zum Schwarzwild sind Pinselohrschweine wärmebedürftig, da sie keine Unterwolle unter dem Fell haben.