Karneval „Karneval ist bunt, nicht braun“
Köln. · Hunderttausende Jecken feiern den Rosenmontagszug. Darin erinnert Köln mit einem Mottowagen an die Opfer von Hanau.
Nachdem die Schull- und Veedelszöch am Sonntag kurzfristig abgesagt worden sind, konnte der Rosenmontagszug trotz des ziemlich windigen und regenerischen Wetters mit seinen 12.000 Aktiven durch die Stadt ziehen. Im Zug waren auch zahlreiche Promis unterwegs wie Reggaestar Gentleman, Schauspielerin Nastassja Kinsky, Schauspieler Karsten Speck, Comedian Bernd Stelter, Fußballtrainer Christoph Daum und Politiker Wolfgang Bosbach. Der FC hatte einen eigenen Wagen, die Bläck Fööss waren mit einem Doppeldeckerbus unterwegs.
Schon früh am Morgen besuchten die Roten Funken Oberbürgermeisterin Henriette Reker auf dem Alter Markt vor dem Historischen Rathaus. Im Rathaus gab es den traditionellen Empfang der OB mit prominenten Gästen aus Politik, Gesellschaft und Kultur.
Unter den 500 geladenen Gästen im Rathaus waren NRW-Innenminister Herbert Reul in der Uniform der Ehrengarde, Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann, der Apfelwein und einen Bember als Gastgeschenk im Gepäck hatte, Rheinergie-Chef Dieter Feldkamp und Grünen-Politiker Volker Beck. Dazu kamen Diplomaten aus Nepal, Lettland, Botswana, Frankreich, Myanmar, Polen, Russland und Slowenien, die den Rosenmontagszug von der Tribüne der OB auf dem Alter Markt betrachten konnten.
„Uns Hätz schleiht för Hanau“ stand auf dem Mottowagen zu dem mutmaßlich rechtsextremistischen Anschlag. Die Wagenbauer hatten ihren Dom mit hängenden Turmspitzen und Tränen dargestellt. „Karneval ist bunt, nicht braun“, sagte Zugleiter Holger Kirsch. „Mit dem zusätzlichen Wagen gleich zu Beginn des Rosenmontagszuges wollen wir an die Opfer der schrecklichen Tat von Hanau erinnern und zugleich ein Zeichen für Toleranz und Weltoffenheit setzen.“ Fernsehmoderator Guido Cantz lobte die schnellen und klaren Reaktionen der Karnevalisten: „Ich finde das absolut richtig, Stellung zu beziehen. Es ist das richtige Zeichen.“
Aufs Korn genommen wurden der AfD-Wagen, bei dem Alexander Gauland und Thomas Kemmerich auf dem Rücken eines Hundes mit dem Konterfei des AFD-Rechtsaußen Björn Höcke reiten, der von Hass und Hetze angetrieben am Grundgesetz rüttelt, und die internationale Politik. Das gilt für Mächtige wie Putin oder Trump, die als die größten Pappnasen die Streichhölzer in einer hochexplosiven Weltlage in der Hand haben. US-Präsident Donald Trump war auch als Horrorclown mit dunklen Geheimnissen im Zug unterwegs. Dazu kam ein monströser chinesischer Reissack, der, wenn er umfällt, nicht nur Hong Kong bedroht.
Bei der Bundespolitik ist ein Rollenwechsel angesagt. Da stehen die Frauen an der Theke und die Männer treffen sich zum Kaffeeklatsch. Bei den Damen sind dies Ursula von der Leyen, Annegret Kramp-Karrenbauer und Angela Merkel als feierndes Dreigestirn und bei den Herren die Kanzlerkandidaten Armin Laschet, Olaf Scholz und Robert Habeck. Der smarte Grünen-Politiker wird auch gezeigt, wie er auf der Erfolgswelle von Klimaaktivistin Greta Thunberg reitet. Und natürlich darf auch die „Umweltsau“ nicht fehlen, bei der aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird.
Auch lokale Themen wie die Wohnungsnot in Köln, die auch Hänneschen und Bärbelchen obdachlos werden lässt, oder die Wut der Bezirksbürgermeister, die kein Gehör bei den Politikern im Rat finden, werden aufgegriffen. Im Fokus der Karnevalisten findet sich auch OB Henriette Reker, die als Wetterhähnlein sich bei ihren Entscheidungen zur Erweiterung des FC-Geländes vom Wind lenken lässt, der als pustender Geißbock Hennes dargestellt wird.