Karneval in Blecher Regenfrei und jeck in Blecher
Odenthal. · Froschkönige aus dem Märchenwald, rosa Trolle auf dem Trampolin und am Straßenrand feierten Schotten, Einhörner und Engelchen. Blecher konfettibunt.
Länger geht es nimmer. Als das Männerbalett seine „längste Praline von Blecher“ kurz vor dem Zug wenden möchte ist klar: Mehr als die 5,30 Meter dreißig hätte der Handwagen nicht mehr haben dürfen. Beinahe wäre er in der engen Gasse stecken geblieben. Und dann ging es los.
Am Zugweg positionierte sich das Familien-Dreigestirn aus Prinzessin Jessica I. - deren Stimme am Ende der Session deutlich angeschlagen war - ihrer lieblichen Jungfrau Tessa -die unter dem Kleid dicke, graue Skisocken hervorzeigte - und Bauer Chris - der wegen des doch recht kräftigen Windes auf den Hut mit Pfaufenfedern verzichtete. Sie winkten dem vorbeifahrenden Zug, denn ihr Wagen stellte den krönenden Abschluss.
AWO Kita bringt den großen Ozean nach Blecher
Am Zugweg hatten sich schon eine knappe Stunde vor dem offiziellen Beginn um 14.11 Uhr die ersten Jecken eingefunden. Darunter auch Familie Kotthaus aus Burscheid. Mama Sandra - mit pinker Hippie-Perücke - konnte sich über das Wetter nicht beschweren: „Wir haben jeder zwei bis drei Lagen Klamotten angezogen.“ Auf den Schirm konnten die Karnevalisten verzichten, denn der Regen stoppte gerade noch rechtzeitig vor der Zugaufstellung.
Zugleiter Andreas Kaesbach taufte noch schnell seine Trecker-Lok auf den Namen „Lütti 1“, dann konnte es losgehen. Als erste Fußgruppe ließ die AWO-Kita das Meer im Dorf ankommen. Rund 70 ganz große und auch ganz kleine Jecken hatten sich in selbstgebastelte blaue Kostüme gehüllt. Mit Fischen auf dem Kopf und Seepferdchen auf den Wangen warfen sie fröhlich mehrere hundert Taschen voll Kamelle in die Menge. Ihr Motto „Wie die Fische im sauberen Meer, schwimmen die AWO Pänz daher“, war dabei aktuell und kritisch, wie Erzieherin Birgit Förster erklärte: „Wir beziehen uns auf den Umweltgedanken und wollen auf den Plastikmüll in den Meeren aufmerksam machen.“
Christoph Schönberger von „De Knüppelchers“ zog es vor, nicht selbst zu laufen. Das musste er auch nicht, denn sein Mini-Traktor der Marke „Fahr“, Baujahr 1956, erledigte den Job. Das rote Altertümchen mit 1,3 Litern Hubraum hatte nach einem einjährigen Boxenstopp zur Restaurierung Premiere in Blecher.
Froschkönige sind aus dem Märchenwald geflohen
Die TG Hilgen war traditionsgemäß mit einem eigenen Wagen dabei - nein, nicht ganz eigen, denn der Wagen wird jedes Jahr von der KG Blau-Rot Schildgen geliehen. Der bot den 13 aktiven dafür auch Platz für säckeweise Kamelle und fuhr mit lauter Musik.
Zum Takt von Trommeln und Trompeten der Musikvereine marschierte auch Sonne „Sonja“ durchs Dorf und die vielen kleinen Sternchen um sie herum ließen die Kamelle fliegen. Da mussten die Besucher flinke Finger mitbringen, um bis zum nächsten Stopp alles von der Straße einzusammeln.
Grün und glänzend hatte sich eine Amphibiengruppe eingereiht. Allesamt Froschkönige kamen sie nach eigenem Bekunden von gar nicht weit weg: „Wir sind dem Märchenwald entflohen“, quakten sie. Wohin sie nach dem Zug verschwunden sind, darüber kann auch dieses Märchen nur spekulieren. Wahrscheinlich aber sind sie zu echten Prinzen und Prinzessinen geworden.
Nicht fehlen durfte der Trampolinwagen des Turnvereins. Die Hüpftrolle in Pink zeigten mal wieder tolle Sprünge während der Fahrt.
Noch tierischer ging es bei den Dorfschönheiten zu, die mit Flecken-Kostüm und Hörnchen auf dem Kopf angetreten waren. Sie lachten zum ersten Mal den vielen Zuschauern am Straßenrand zu, wie ein Mitglied der Kuh-Herde erklärte. Im vergangenen Jahr hatten noch ihre Männer auf dem Wagen gestanden - zwar nicht als Bullen, dafür als Donald Trump.
Was die Jungfrau unterm Rock trägt ist immerhin warm
Michaela Wendler hatte sich am Ende des Zugweges positioniert. Im warmen Plüsch-Hundekostüm wartete sie mit ihren Kindern auf den Zug und lobt: „Wir kommen jedes Jahr hierher. Hier ist es so familiär und freundlich und die Länge ist übersichtlich, genau richtig.“
Familiär zeigte sich auch das Dreigestirn aus Jessica, Thomas und Christina Boettecher. Prinzessin Jessica sagte: „Dadurch, dass die Jungfrau mein Mann ist und der Bauer meine Schwägerin, sieht man ja, das wir uns voll auf die ganze Familie verlassen können. Auch unsere Eltern und Geschwister helfen uns sehr.“