Kunst Blick auf das Bild hinter dem Bild

Köln · Der 1938 im niederländischen Venlo geborene Fotograf Wim Cox erlebte als Kind die Schrecken des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit den Hass auf die deutschen Besatzer im Limburger Grenzland.

Wim Cox poträtierte viele Künstler wie hier Fuijo Akai.

Foto: Wim Cox

Trotzdem fand er in den 60er Jahren seinen Lebensmittelpunkt in Köln, wo er zu einem der bekanntesten deutschen Industrie- und Architekturfotografen wurde.

1961 kam der junge niederländische Fotograf erstmals nach Köln, um bei der Ernährungsmesse Anuga zu arbeiten. Zu den ersten Bauten der Stadt, die ihn begeistern, zählt der Dom. „Wenn sie solche Kirchen bauen, können sie so schlecht nicht sein“, stellt Cox fest, der sich stets für Menschen interessierte und der Fremden immer offen gegenübersteht. Darin spiegelt sich wohl auch das Erbe seiner literarisch interessierten Mutter wider, die über eine humanistische Grundhaltung verfügte. Sein Großvater war der Besitzer eines Verlags mit drei Limburger Zeitungen, sein Vater widmete sich der Tonfilmtechnik.

In Köln erlernt Wim Cox das Handwerk der Fotografie

Nachdem er in den Niederlanden Fotografie studiert hatte, widmete er sich in Köln dem Handwerk des Fotografen und absolvierte dort seine Gesellen- und Meisterprüfung. Seine erste Anstellung hatte Cox beim renommierten Kölner Fotogeschäft Lambertin, wo er in unmittelbarer Nähe zum Dom viele interessante Begegnungen macht. Dort erlebt er als Zuschauer auch das Zusammentreffen von Charles de Gaulle und Konrad Adenauer im Excelsior Hotel Ernst aus nächster Nähe mit.

Cox ist ein Mensch, der gerne beobachtet und der das Medium der Fotografie für sich auswählt, weil es der genauen Beobachtung dient. Er sieht die Fotografie als ein Werkzeug der Erkenntnis, das die Sinne wach hält. Als Porträt- und Architekturfotograf will er mit seinen Aufnahmen, auch immer die Dinge zeigen, die nicht unmittelbar auf der Bildoberfläche erscheinen.

Nach der Meisterprüfung 1963 ist er als Erster Fotograf in der bekannten Fotowerkstätte Schmölz und Ullrich tätig, die er 1971 samt ihrem imposanten Archiv übernimmt. Der Gründer Hugo Schmölz zählte zu den wichtigsten deutschen Architekturfotografen seiner Zeit und zeigte seine Stadt Köln und ihre Bauten, wie er sie damals erlebt hat. Zu den Kunden der Fotowerkstätte gehörten bedeutende Architekten wie Domenikus Böhm und Wilhelm Riphahn.

Architekten sind auch für Wim Cox wichtige Auftraggeber bei seinen Architekturfotografien, die jetzt in dem Bildband zu sehen sind, die sein Leben und Wirken porträtieren. Mit der Kamera festgehalten hat Cox dabei den Tausendfüßler in Düsseldorf genauso wie die Kirche St. Stephan in Brühl, das St. Ursula Gymnasium oder das Kölner Universitätsklinikum.

Cox war auch als
Werbefotograf im Einsatz

Auch als Werbefotograf war er im Einsatz und setzte Produkte wie die Colani-Brille vor einer Mondlandschaft oder die Süßwaren von Theegarten ins rechte Licht. Auch für die Burscheider Goetze AG arbeitete Cox, wie Bilder einer Kupplung oder einer Dichtung zeigen.

Als Cox in Köln ankam, stieß er auf eine Kunst- und Galerieszene, die sich gerade zu großem Ruhm aufschwang. So finden sich im Buch zum Beispiel Künstlerporträts, die er für die Zeitschrift „Kunst Köln“ aufnahmen. Berühmte Künstler wie Gerhard Richter, Rosemarie Trockel, Tony Cragg, Gunther Uecker, Martin Kippenberger oder Markus Lüpertz zeigten sich vor seiner Kamera. Auch Sammler und Galeristen wie Irene Gerling, Peter Ludwig oder Rudolf Zwirner finden sich in dem neuen Bildband. Dazu kommen Fotoskizzen der Kölner Kunstszene in der 80er und 90er Jahren.

Während die Auftragsarbeiten sein Beruf als Fotograf waren, war die freie Fotografie sein „Hobby“, dem er in seinen Werkserien leidenschaftlich nachging. Hochformatige Landschaften interessierten Cox dabei genauso wie Wasseroberflächen oder das Waldlicht sowie der Waldschatten. Dazu kamen Reiseserien in Brasilien, Jerusalem, New York, Japan, China und Vietnam. Auch die Ruhe von Friedhöfen hielt er in einem seiner Buchprojekte fest.

Engagement für den „KunstKellerKlüngelpütz“

Sein Engagement als Künstler galt außerdem dem „KunstKellerKlüngelpütz“, den er 1990 als Ort der Begegnung mit und in der Kunst begründete. Rund 40 Ausstellungen wurde dort in den folgenden 15 Jahren gezeigt. Später wurde daraus das „MAPh“, das Museum für analoge Fotografie, in dessen Nebenraum sich zudem das Museum für Salz- und Pfefferstreuer ansiedelte.

Thomas Linden: Das Bild hinter dem Bild: Wim Cox - eine fotografische Vita, Bachem Verlag, 256 Seiten, 24,95 Euro.