Sommer Flammeninferno am heimischen Grill

Köln · „Grillen bedeutet für die meisten Menschen ein gemütliches Beisammensein mit vielen Leuten, bei dem auch gerne Alkohol getrunken wird. Dabei kann das Grillen richtig gefährlich werden. Jedes Jahr gibt es in Deutschland etwa 4000 Grillunfälle, 30 Prozent davon betreffen Kinder.

Löscht man brennendes Fett am Grill mit Wasser ab, kommt es zu einer heftigen Explosion mit einer hohen Stichflamme.

Foto: steo/Eppinger

Wobei die Hälfte schwere und schwerste Verbrennungen davon tragen“, berichtet der Pressesprecher der Kölner Berufsfeuerwehr, Ulrich Laschet.

Wie gefährlich Grillen werden kann, demonstrieren die Einsatzkräfte an ihrem Schulungszentrum an der Scheibenstraße eindrücklich. „Das sollte man auf keinen Fall nachmachen“, betont Laschet. Eine besondere Gefahr droht, wenn sich das Fett in der Auffangschale unter einem großen Grill zu stark erhitzt und entzündet. Was passiert, wenn man dieses Feuer mit Wasser löscht, zeigt eine meterhohe Stichflamme.

Fatale Fettexplosion
bei einem Dorffest

Bei einem Dorffest ist genau das passiert. Da fing das Fett im Grill, der den ganzen Tag im Einsatz war, Feuer und vom Dach kam plötzlich ein großer Schwall Wasser. Die Folge war eine massive Explosion mit zwei Toten und 14 Schwerverletzten. „Brennendes Fett sollte man nie mit Wasser löschen. Passiert das in der Küche in einer Pfanne macht man einfach die Herdplatte aus und deckt das Ganze mit einem Deckel ab. Bei einem großen Grill kann eine Löschdecke helfen.“

Besonders tragisch sind die Folgen bei Grillunfällen für Kinder, die oft genau mit dem Gesicht auf Augenhöhe mit dem Grill sind. „Bei schweren Verbrennungen zum Beispiel an der Hand kann die betroffene, vernarbte Haut nicht mehr weiter mitwachsen und es kommt zu Bewegungseinschränkungen an den Gelenken. Die Narben begleiten ein Kind oft das ganze Leben lang.”

Das ist eine Gefahr, die Rebecca Pohle als Oberärztin im Kölner Kinderkrankenhaus an der Amsterdamer Straße nur zu gut kennt. Bis zu 250 Kinder mit schweren Brandverletzungen, die aus verschiedenen Ursachen resultieren, werden dort jedes Jahr behandelt. Daher rät sie, beim Grillen stets sehr aufmerksam zu sein und dafür zu sorgen, dass vor allem Kleinkinder nicht in die Nähe des Grills kommen und sich so verletzten können.

Das gilt auch für Elektrogrills, die noch hochgefährlich sind, wenn ihre Heizspiralen gerade nicht glühen. Auch dann sind dort noch Temperaturen von bis zu 200 Grad möglich. Wird jetzt die Oberfläche angefasst, sind schwerste Verbrennungen an der Hand die Folge. Auch eine durch Zufall auf den Grill geflogene Papierserviette kann sich extrem schnell entzünden und einen Wohnungsbrand verursachen.

Dazu kommt der extreme hohe Stromverbrauch solcher Grills, der Verteilersteckdosen oder aufgerollte Kabeltrommeln zum Schmoren bringen kann. „Ganz wichtig ist es, darauf zu achten, dass der Grill nach dem Ausschalten komplett erkaltet ist. Vorher darf er nicht wieder in die Pappschachtel verpackt werden“, sagt Laschet.

Vorsicht ist auch immer beim Gasgrill geboten. Das gilt zum Beispiel, wenn die Leitung von der Gasflasche zum Grill nicht mehr dicht ist. Hier kann sich das ausströmende Gas schnell entzünden. „Mit Wasser löschen sollte man dann aber auf keinen Fall. Man dreht einfach das Gas an der Flasche ab und lässt das übrig gebliebene Gas kontrolliert abbrennen. Dann ist die Gefahr behoben.“

Richtig gefährlich wird es zudem, wenn aus der undichten Flasche über einen längeren Zeitraum Butangas ausströmt und sich, weil es schwerer als Luft ist, am Boden sammelt. Dann reicht ein Funke, zum Beispiel beim Betätigen eines Lichtschalters, aus, um eine schwere Explosion mit einer sehr hohen Druckwelle zu verursachen. „Daher sollte man Gasflaschen oder -kartuschen möglichst nicht in schlecht belüfteten Räumen lagern. Der Gashahn sollte nach Gebrauch auch immer gut zugedreht werden. Bei einem schweren Unfall hat ausströmendes Gas auch schon zur Explosion eines kompletten Wohnwagens geführt“, berichtet Laschet.

Gefahren birgt zudem der beliebte Holzgrill, vor allem, wenn man versucht, die Holzkohle mithilfe von Brennspiritus besonders schnell zum Glühen zu bringen. Hier können Verpuffungen mit hohen Stichflammen zu schwersten Verbrennungen führen. Das gilt auch, wenn man mit Spiritus einen scheinbar erkalteten Grill noch einmal schnell in Betrieb nehmen möchte. „Feste Grillanzünder sind hier die einzig richtige Wahl. Spiritus hat beim Grillen dagegen nichts zu suchen.“

Gefährlich werden kann auch das Kohlenmonoxid, das beim Verbrennen der Holzkohle entsteht. Es ist unsichtbar und geruchlos. Eine geringe Menge reicht schon, um Menschen zu töten. „Daher ist es hochgefährlich, zum Beispiel bei Regen in einer Garage zu grillen. Selbst beim geöffneten Tor kann es bei der entsprechenden Wetterlage für Menschen sehr schnell gefährlich werden. Das gilt natürlich auch in Wohnungen. Ein geöffnetes Fenster kann dort die Gefahr nicht bannen“, betont Laschet.