Der Schrein des heiligen Heribert

Die Deutzer Kirche bewahrt einen Schatz des Mittelalters. Martin Seidler hat sich intensiv mit dem Kunstwerk auseinandergesetzt.

Foto: Stephan Eppinger

Köln. St. Heribert ist eine der größten Kirchen Kölns und Pfarrkirche für etwa 5500 Deutzer Katholiken. Am rechtsrheinischen Ufer an der Deutzer Freiheit gelegen, ist sie quasi ein Pedant zum mächtigen Kölner Dom auf der anderen Rheinseite. Daher wird die Kirche im Volksmund auch „Düxer Dom“ genannt. In den Jahren 1891 bis 1896 wurde sie nach Plänen des Architekten Caspar C. Pickel im neuromanischen Stil errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist sie wieder aufgebaut worden — mit dem Ziel, einen modernen Ansprüchen genügenden Kirchenraum zu formen. 1986 bis 1989 wurde sie renoviert.

Von der alten Pfarrkirche St. Urban, die seit 1784 nicht mehr als Pfarrkirche genutzt wurde, ist der gotische Taufstein erhalten geblieben. Aus der Kloster- und späteren Pfarrkirche Alt-St. Heribert stammen der Heribert-Schrein, barocke Heiligenfiguren und weitere Kostbarkeiten, die zum Teil der Überlieferung nach dem heiligen Heribert gehörten. Der Schrein des heiligen Heribert ist eines der Hauptwerke der spätromanischen Goldschmiedekunst an Rhein und Maas, der um 1175 vollendet wurde.

Heribert lebte von etwa 970 bis 1021 n. Chr. Er war Kanzler des Kaisers Otto III. und wurde 999 n. Chr. zum Erzbischof von Köln ernannt. Er war am Aufbau mehrerer großer Kirchen in Köln beteiligt und Begründer der Benediktinerabtei Deutz, wo er auch seine Grabstätte bekam. 1147 wurden seine Gebeine in dem kostbaren Schrein beigesetzt, der heute in der Pfarrkirche hinter dem Hochaltar seinen Platz gefunden hat.

Intensiv mit diesem auseinandergesetzt hat sich der Kunsthistoriker Martin Siedler, der den Kirchenschatz als Gegenstand seiner Dissertation gewählt hat. Nachdem der Holzkern des Schreins marode war, wurde er 1989 komplett auseinandergebaut und restauriert. Siedler nutzte diese Arbeiten zu einer umfassenden Bestandsanalyse und erkannte unter anderem, dass der Schrein in drei Phasen gebaut wurde. „Es war die erste komplette Bestandsaufnahme eines so wichtigen mittelalterlichen Schreins“, sagt Erzdiözesanbaumeister Martin Struck.

Die Dissertation zum Heribert-Schrein geriet lange in Vergessenheit, auch weil deren Verfasser viele andere wichtige Dinge in seinem Berufsleben angehen und umsetzen musste. 25 Jahre war er in der kirchlichen Denkmalpflege aktiv. Wichtig war ihm für Köln, dass die wichtigen Kunstwerke dezentral auf die Kirchen der Stadt verteilt werden. Unter ihm wurden in St. Heribert beispielsweise die Apsis- Fenster saniert und mit einem Bild der Apokalypse versehen. Dazu wurden 2015 zwei Fenster des Doms im Turmbereich der Deutzer Kirche eingebaut.

Die Veröffentlichung des Buches, das auf seiner Dissertation basiert, hat Siedler, der im vergangenen Jahr verstorben ist, nicht mehr erlebt. Dennoch hat er zu Beginn des Projektes noch an der Textbearbeitung und der Bildauswahl mitgearbeitet. „Es bietet Hindergrundwissen und die Möglichkeit sich dank der vielen Abbildungen mit den Details des Schreins auseinanderzusetzen. Es ist ein Rundgang um den Schrein“, erläutert Struck. Zu den Details gehören auch die zwölf Email-Medaillions auf der Oberseite des Schreins, die die Lebensgeschichte Heriberts erzählen. Sie standen früher im Mittelpunkt der Betrachtung, da der Schrein in der Vorgängerkirche und auch an seinem heutigen Standort im Boden versenkt war und von oben angeschaut werden konnte. Es nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er auf vier Marmorsäulen gesetzt unter denen man hergehen kann.

Besuch Noch bis Ende August umgibt ein Gerüst den Schrein, so dass Besucher von St. Heribert an der Deutzer Freiheit täglich zwischen 8.30 und 18 Uhr sich den Schrein anschauen können.

Buch: Martin Siedler: Der Schrein des Heiligen Heriberts, Schnell + Steiner, 224 Seiten, 49.95 Euro