Kunst Ein kunterbunter Dom als großes Lebkuchenhaus im Luxushotel

Köln · Für den Chef-Patissier des Excelsior Hotels Ernst, Fabian Scheithe, war diese Aufgabe eine echte Herausforderung. Mit seinem achtköpfigen Team hat er in insgesamt 110 Arbeitsstunden den Kölner Dom als XXL-Lebkuchenhaus nachgebaut.

Die Graffiti-Künstlerin MadC alias Claudia Walde hat den Lebkuchen-Dom farblich gestaltet.

Foto: step/Eppinger

Stolze 1,15 Meter hoch und etwa 60 Kilo schwer ist die süße Version der berühmten Kathedrale, die ihren Platz direkt neben dem Luxushotel hat.

„Wir haben zunächst 60 Lebkuchenplatten gebacken, die alle 60 mal 40 Zentimeter groß waren. Daraus wurden dann im Wintergarten einen gesamten Tag lang der Dom und unser Hotel als Lebkuchenhäuser zusammengesetzt. Für die Statik befindet sich unter den Lebkuchen ein Modell aus Pappe. Die Dachziegel bestehen aus Spekulatius. Lebkuchenhäuser haben wir schon häufiger angefertigt. Der Dom war aber bislang noch nicht dabei“, sagt der Patissier des Jahres 2022.

Die große Vorlage steht
direkt vor der Haustür

Als Vorlage nutzten die Kölner ein Minimodell des Doms, um so das mächtige Gotteshaus maßstabsgetreu nachbauen zu können. „Wir haben aber auch die eine oder andere Runde um den echten Dom absolviert“, verrät Scheithe, der das gesamte Haus inklusive der Hansestube und dem Taku mit seinen süßen Spezialitäten versorgt.

Der Dom war für ihn und sein Team aber mit Blick auf die Weihnachtszeit nicht die einzige Herausforderung: „Nach einer Fernsehdokumentation war die Nachfrage nach unserem hauseigenen Stollen riesengroß, schon im August haben wir die ersten Bestellungen gehabt. Insgesamt haben wir seit September etwa 3500 Stück produziert. Dazu kamen noch Stollenkonfekt und Ministollen.“

Mit dem großen Lebkuchen-Dom wurde im Excelsior eine besondere Kunstaktion verbunden, für die die bekannte Graffiti-Künstlerin MadC alias Claudia Walde am Nikolaustag extra aus ihrer Heimatstadt Halle (Saale) nach Köln gereist war. Sie sorgte am süßen Dom für die bunte Note. „Über diese ungewöhnliche Anfrage habe ich mich diebisch gefreut und spontan zugesagt. Es ist definitiv das kleinste Bauwerk in meinem bisherigen Portfolio und weckt sofort das Kind in mir“, sagt die 42-Jährige, bevor sie mit der Spraydose dem Bauwerk gelbe Farbtupfer verpasst.

„Ich setze hier auf farbenfrohe, abstrakte Motive, die ganz spontan mit wasserlöslichen Acrylfarben aufgetragen werden. Ich habe bereits im Vorfeld Lebkuchenplatten aus Köln bekommen, um das Auftragen der Farbe zu testen. Alles hat hervorragend funktioniert. Pfefferkuchen sind eine wunderbare Leinwand, die Farben sitzen perfekt darauf.“

In der von Männern dominierten Graffiti-Szene zählt Walde international zu den Topstars. In den vergangenen gut 25 Jahren hat die Künstlerin in 35 verschiedenen Ländern gearbeitet. Zuletzt wurde der Airport-Tower der Dominikanischen Republik von ihr bemalt sowie eine riesige Fassade in Abu Dhabi. Die Werke von MadC werden weltweit in Galerien und Museen ausgestellt.

In diesem Jahr gewann sie die Ausschreibung „Kunst am Bau“ zur Gestaltung der Brückenwiderlager am Magdeburger Hauptbahnhof. Zu sehen sind ihre Glasarbeiten auch künftig als fest integrierte Bestandteile des neuen Museums Reinhard Ernst in Wiesbaden, das im kommenden Jahr eröffnet wird. Die Glaserei, mit der Walde zusammengearbeitet hat, produzierte 2007 auch die von Gerhard Richter entworfenen farbigen Fenster im Kölner Dom.

Der Kontakt zum Kölner Excelsior Hotel Ernst entstand durch die befreundete Künstlerin Kiki Kausch. Ihre Fotografien sind derzeit an verschiedenen Orten im Hotel bei der Ausstellung „Liaison“ zu sehen. Gezeigt werden Aufnahmen mit Hollywoodstars, Politikern und Lebenskünstlern wie Arnold Schwarzenegger, Michael Gorbatschow, Jonathan Meese, Matt Damon, Heike Makatsch und Benedict Cumberbatch.

Inspiriert wurde die bekannte Fotografin bei ihrem Projekt vom Roman „Menschen im Hotel“ von Vicki Baum. „Das Excelsior bietet mir ein sehr spannendes Interieur, herausfordernd für neue Themen und neue Geschichten. Ich liebe es, mit dem Vorhandenen zu arbeiten, es sozusagen zu recyceln, neu aussehen und eine Atmosphäre entstehen zu lassen, die vorher nicht denkbar war. Es ist ein Spiel mit Illusionen, wenn wir zum Beispiel das Porträt von Angela Merkel neben das barocke Gemälde hängen und wenn sich dann verblüffende Zusammenhänge ergeben. Das ist es, was Kunst sein kann.“

Arnold Schwarzenegger findet sich in der Piano Bar, während Karl Lagerfeld seinen Platz im Wintergarten bekommen hat. Beide werden in großformatigen, dreiteiligen Arbeiten gezeigt. In der Hansestube hängt die 35-teilige Installation „Flower Circles“, als eine Welle aus extrem farbigen und floralen Zusammenhängen, die es bislang so noch nicht im Portfolio von Kiki Kausch gegeben hat. Dazu fotografierte die Künstlerin hunderte Blüten und Blumen in ganz Europa.

 

Der künstlerisch gestaltete Lebkuchen-Dom wird zugunsten der Aktion Lichtblicke versteigert. Gebote können bis zum 22. Dezember abgegeben werden.