Wirtschaft Große Herausforderungen für die Unternehmen

Köln · (step) Die überbordende Bürokratie, die hohen Energiepreise, der Arbeits- und Fachkräftemangel, die schwache Inlandsnachfrage und die hohen Zinsen stellen alle Unternehmen in Köln und der Region vor große Herausforderungen.

In der Industrie wird die aktuelle Wirtschaftslage kritisch bewertet. Auch die Erwartungen sind eher düster.

Foto: dpa/Tom Weller

„Insgesamt 20 Prozent aller Unternehmen in unserem IHK-Bezirk kämpfen mit Zahlungsengpässen”, sagt die Präsidentin der Kölner IHK, Nicole Grünewald mit Blick auf die aktuelle Umfrage der Kammer.

Es herrscht allgemeine Unsicherheit, die Insolvenzgefahr nimmt zu, der Arbeitsmarkt droht instabil zu werden – und Investitionen in der Region fallen weg und werden verstärkt im Ausland getätigt, wo die Bedingungen für Unternehmen attraktiver sind, teilt die Kölner Industrie- und Handelskammer mit.

Der Konjunkturklimaindikator, der die Gesamtstimmung der Wirtschaft ausdrückt, liegt laut IHK bei 89 Punkten und damit weit unter dem langjährigen Durchschnitt von 109,6 Punkten. Schon im Herbst 2023 beurteilten die Unternehmen im Kammergebiet die Geschäftslage deutlich negativ. Diese Einschätzung hält laut Umfrage an: Industrie und Handel bewerten die aktuelle Lage ganz besonders kritisch. Allein die Dienstleister schätzen die Lage als „gut“ ein. Branchenübergreifend melden 29 Prozent eine gute Lage, 47 Prozent eine befriedigende und rund ein Viertel der Unternehmen eine schlechte.

Auch die Erwartungen für dieses Jahr sind schlecht: Nur zehn Prozent gehen von einer Verbesserung ihrer Geschäfte aus, die Hälfte geht von einer unveränderten Lage aus – 35 Prozent befürchten eine weitere Verschlechterung in den kommenden Monaten. Selbst in der so zukunftsträchtigen Informationswirtschaft sind die Erwartungen auf einem neutralen Niveau. Dass die Geschäftserwartungen branchenübergreifend negativ sind, zeigt tiefgreifende strukturelle Probleme auf. Neben Industrie sieht auch das Baugewerbe die Zukunft besonders kritisch.

Die Unternehmen
wollen weniger investieren

Passend zu den schlechten Erwartungen haben die Unternehmen ihre Investitionsabsichten weiter zurückgenommen. Nur 25 Prozent planen höhere Investitionen, bei 40 Prozent bleiben die Investitionen gleich – und 35 Prozent werden ihre Investitionen in den kommenden zwölf Monaten reduzieren. Grünewald sagt dazu: „Wir haben in Deutschland einen sehr hohen Investitionsbedarf. Dass unsere Unternehmen weniger investieren wollen oder können, ist angesichts der anstehenden Transformation der Wirtschaft dramatisch. Wenn hier nicht schnell umgesteuert wird, werden wir international den Anschluss verlieren.“

Die schwache Konjunktur führt zu einer sinkenden Nachfrage am Arbeitsmarkt. Nur 15 Prozent planen zusätzliche Stellen, dem gegenüber stehen 25 Prozent der Unternehmen, die Personal abbauen werden. Zwischen den Branchen zeigen sich deutliche Unterschiede: In der Informationswirtschaft werden Stellen aufgebaut – in der Industrie fallen Stellen weg.

Aktuell rechnen nur elf Prozent mit einem Anstieg der Exporte im Jahr 2024, 58 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Entwicklung aus. Fast ein Drittel der Unternehmen geht davon aus, dass die Exporte zurückgehen. Der Trend, Produktion ins Ausland zu verlagern, um Kosten zu reduzieren, setzt sich fort: 34 Prozent der international aktiven Unternehmen bauen ihre Auslandsinvestitionen aus. 73 Prozent investieren in der Eurozone, die im Vergleich zu Deutschland bessere Rahmenbedingungen bietet.

In der dienstleistungsstarken Stadt Köln ist die Geschäftslage etwas besser als im Durchschnitt: 31 Prozent der Unternehmen bewerten die Lage gut, 19 Prozent schlecht. Mit Blick auf das Jahr 2024 rechnen 14 Prozent mit einer Verbesserung – jedoch 28 Prozent mit einer Verschlechterung. 18 Prozent der Kölner Unternehmen planen mit zusätzlichen Arbeitsplätzen, 16 Prozent müssen voraussichtlich Stellen abbauen. Nur 24 Prozent der Unternehmen wollen ihrer Investitionen ausweiten – 32 Prozent wollen die Investitionen reduzieren.

Hauptrisiken sind für Kölner Unternehmen der Fachkräftemangel (60 Prozent), die Inlandsnachfrage (53 Prozent) und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (50 Prozent). Die Umfrage fand von Mitte Dezember bis Mitte Januar im gesamten Bezirk der IHK Köln statt, rund 700 Unternehmen haben nach Angaben der Kammer sich beteiligt.