Stadtspaziergang Heilige Äpfel und ein heiliger Judas
Köln · Die Romanischen Kirchen prägen das Gesicht Kölns. Jetzt steht der zweite Stadtspaziergang zu den berühmten Gotteshäusern an. Los geht es an St. Maria im Kapitol, einer der eindrucksvollsten Kirchen der Stadt.
Zu den Besonderheiten gehört dort eine Marienstatue, an der als Zeichen der Verehrung gerne Äpfel abgelegt werden. Das geht zurück auf den kleinen, armen Jungen Hermann, der vor 900 Jahren täglich Maria und ihr Jesuskind besuchte. Er brachte den beiden immer ein Äpfelchen mit. Der Legende nach soll sich Maria zu ihm gebeugt haben, um das Geschenk anzunehmen. Aus dem Jungen wird ein Mönch und aus dem Mönch später der hl. Hermann Joseph.
St. Cäcilien hat seine Funktion als Kirche verloren und beherbergt heute das Museum Schnütgen mit seinen Schätzen vom Frühmittelalter bis zum Barock. Ein Schatz ist allerdings eher modern – es ist ein Skelett an der Fassade des Gotteshauses, dass der Schweizer Künstler Harald Naegeli Anfang der 80er als Graffiti gesprüht hat. Es ist das einzig erhaltene Kunstwerk seiner Serie „Kölner Totentanz“.
Das Bild des Neumarkts wird von der prächtigen Fassade von St. Aposteln geprägt. Die ehemalige Herrenstiftskirche liegt direkt am römischen Haupttor nach Westen. Das erste Zeugnis der damals noch bescheidenen Vorgängerkirche stammt aus dem Jahr 965. Das heutige Gotteshaus entstand durch einen Umbau zwischen 1150 und 1250. Vor der Kirche hat der frühere OB und Bundeskanzler Konrad Adenauer sein Denkmal bekommen.
Weiter geht es nun zu St. Pantaleon, eine imposante Kirche, die unweit des Barbarossaplatzes liegt und die gerade umfangreich saniert wird. Es ist eines der ältesten romanischen Gotteshäuser der Stadt. Die ehemalige Benediktinerkirche ist ab 957 auf einer römischen Villa suburbana erbaut, deren Reste in der Krypta unter dem Hochaltar zu sehen sind. Besonders schön und erholsam ist der grüne und stille Innenhof der Kirche – eine kleine Oase mitten in der Innenstadt.
St. Severin mit seinem großen Platz ist neben der Severinstorburg das Herz der Südstadt. Es ist die zweithöchste der Romanischen Kirchen. Geweiht ist sie dem Hl. Severin, dem dritten Bischof von Köln, dessen Reliquien im Schrein im Bereich des Hochaltars aufbewahrt werden. Unter dem Mittelschiff finden sich noch Überreste einer römischen Grabkammer. Einige Sarkophage sind auch von außen einsehbar.
Den Judas gab es bei den zwölf Aposteln gleich zweimal. Der eine, Judas Iskariot, galt als Verräter, der andere Judas Thaddäus, wird bis heute als Heiliger verehrt. Zu finden ist er in der Vorhalle von St. Georg. Um ihn herum sind überall Votivtafeln mit Dankesworten zu sehen, die an den Heiligen gerichtet sind. Geweiht ist die 1000 Jahre alte Kirche aber einem anderen Heiligen, dem hl. Georg, der im Kampf Gut gegen Böse als Märtyrer den Drachen erlegt haben soll.
Buchtipp: Kompakt, fundiert und übersichtlich ist das folgende Taschenbuch: Hiltrud Kier: Die Romanischen Kirchen in Köln, Führer zu Geschichte und Ausstattung, Bachem-Verlag, 216 Seiten, 16,95 Euro