Spannung Jagd auf eine von Legenden umwobene Reliquie
Köln · Eigentlich könnte sich Marlon als junger „Pate von Ehrenfeld“ entspannt zurücklehnen. Das Geschäft mit dem Schutzgeld funktioniert bestens und seine kleine Familie hat ein schönes neues Zuhause gefunden.
Selbst von der Kölner Polizei hat Marlon seine Ruhe. Dafür hält ihn Töchtern Loreley ziemlich auf Trab und gönnt ihm kaum eine ruhige Minute. Schlaf findet die Kleine nur, wenn sie ihr Papa im gut 500 PS starken Audi TT gemütlich durch Köln schaukelt.
Dummerweise ist auch noch ein brutaler Killer aus der JVA Ossendorf ausgebrochen, den Marlon und sein Onkel Albert bei einem Mord hinters Licht geführt haben. Dafür will sich Karl Kühnert nun beim Familienclan und seinen Helfern rächen. Auch die Polizei mit Kommissar Markus Brandt kommt in dem Fall nicht weiter. Dafür hat sie Onkel Alberts Sohn David wegen Waffenschmuggels ins Visier genommen. Und Brandt muss sich gleichzeitig noch mit seiner schwer pubertierenden Tochter Charlotte herumschlagen, obwohl er viel lieber Albert und seinen Clan hinter Gitter bringen würde.
Marlon muss zum
Einsatz nach New York
Für Marlon stehen zunächst wichtigere Aufgaben an. Sein Onkel hat als „Pate von Köln“ von einem seiner Gefolgsleute eine bedeutende Reliquie angeboten bekommen, die bei einer Pokerrunde in New York als Einsatz aufgetaucht ist. Es ist das „sanctum praeputium“, die heilige Vorhaut Jesu, die in einer hölzernen Kreuzschachtel aufbewahrt wird. Sie war 1984 bei einem Kirchenraub nahe Rom spurlos verschwunden.
Der alte Pate wittert das große Geschäft und schickt Marlon nach New York, um die Reliquie nach Köln zu holen. Dort will er sie in der mittelalterlichen Tradition seiner Stadt für viel Geld an einen Interessenten weiterverkaufen. Als Marlon an den Big Apple kommt, hat sich dort die italienische Mafia das wertvolle Stück gesichert und dem Kölner bleibt nicht anderes übrig, als in einen ihrer Clubs im Umland von New York einzubrechen. Dort endet der Einsatz ziemlich blutig, doch Marlon kann mit seiner Trophäe zurück an den Rhein fliegen.
Dort hat seine Oma Rita bereits die legendäre Reliquie dem einfältigen Kardinal Dähmel angeboten. Als Gegenleistung erwartet sie dafür, dass ihr Enkel Marlon und seine „nur“ auf dem Standesamt angetraute Frau Smilla sich endlich vor dem Hochaltar im Dom das Ja-Wort geben können. Der Kardinal ist sofort Feuer und Flamme und plant schon, in Köln einen neuen Superdom für die wertvolle Reliquie bauen zu können.
Doch der Kardinal ist nicht das einzige Problem, das Marlon und Albert jetzt haben. Denn neben dem auf Rache hoffenden Killer Kühnert hat sich jetzt der kölsche Ableger der italienischen Mafia an ihre Fersen geheftet. Und auch die Polizei hofft, nun endlich der kriminellen Familie das Handwerk legen zu können.
„Der Pate von Ehrenfeld und der Kardinal in der Wanne“ ist ein etwas anderer Köln-Krimi - ziemlich schräg und mit viel schwarzem Humor. Protagonist ist hier nicht der Ermittler der Polizei, sondern der junge Pate Marlon, der seinen ganz eigenen Weg im Leben zwischen Schutzgelderpressung und Windeln wechseln finden muss. Immer im Blick haben ihn dabei Onkel Albert und seine resolute Oma Rita.
Manfred Theisen: Der Pate von Ehrenfeld und der Kardinal in der Wanne, Gmeiner-Verlag, 288 Seiten, 15 Euro