Wie fühlt es sich an, das erste eigene Soloalbum zu veröffentlichen?
Musik „Ich habe lange auf diesen besonderen Moment hingearbeitet“
Köln · Bereits im Alter von zwei Jahren stand Charly Klauser mit ihrer Geige auf der Bühne. Mit elf gründet sie zusammen mit ihrer Schwester ihre erste Rockband. Noch vor dem Schulabschluss bekommt die Formation ihren ersten Plattenvertrag und geht mit Bands wie In Extremo oder Sunrise Avenue auf Tour.
Zeitgleich gründet die Kölnerin ihr Jazzduo und wird mit dem „WDR Jazzpreis“ ausgezeichnet. Später entdeckt Peter Maffay ihr Talent und fördert Klauser, die bis heute zu seiner Liveband gehört. Bei der Studioband von Carolin Kebekus sitzt sie am Schlagzeug und arbeitet mit Künstlern wie Sasha, Alvaro Soler oder Tim Bendzko zusammen. Am 24. Juni veröffentlicht Charly Klauser mit „Mehr“ ihr erstes Soloalbum. Der Titelsong erscheint bereits jetzt am Freitag als Single.
Charly Klauser: Das ist für mich eine sehr aufregende Phase. Ich habe solche Veröffentlichungen als Bandmitglied schon oft erlebt, aber wenn jetzt mein Name auf dem Cover steht, ist das für mich noch mal deutlich emotionaler. Ich habe lange auf diesen besonderen Moment hingearbeitet und viel Zeit und Energie in das Projekt investiert.
Seit wann gibt es die Idee zur Solokarriere?
Klauser: Die Idee hatte ich schon immer im Kopf. Ich habe bereits als Kind meine eigene Musik komponiert und meine eigenen Songs geschrieben. Das war immer mein Antrieb als Musikerin. Vor fünf Jahren fiel dann die Entscheidung, ein eigenes Album zu veröffentlichen. Aber ich hatte sehr viel zu tun und war viel auf Tour. Da stellt man das eigene Projekt auch mal hinten an.
Wie sind Sie beim eigenen Album vorgegangen?
Klauser: Mir war schnell klar, dass ich selbst am besten weiß, wie ich meine Musik haben möchte. Sie soll nach mir klingen. Deshalb habe ich beim Album fast alles selbst gemacht und auch alle neun Instrumente inklusive des Streichquartetts selbst eingespielt. Ich hab das Album aufgenommen, produziert und auch selbst gemixt. Das ist wirklich mein Baby. Für mich waren die knapp zwei Jahren, die ich daran gearbeitet habe, auch eine Selbstfindungsphase. Jetzt brenne ich für das Projekt und will mir künftig mehr Zeit dafür nehmen. Ich musste mich dafür entscheiden, was mir gar nicht so leicht gefallen ist, weil ich am liebsten immer gleichzeitig alles machen möchte. Das thematisiere ich auch in den Texten meines Albums, die anderen Menschen Mut machen sollen, die richtigen Entscheidungen im Leben zu treffen.
Wird es auch eine Tour geben?
Klauser: Das ist aktuell nicht geplant. Dafür hätte die Zeit in diesem Jahr wohl nicht ausgereicht. Ich bin viel auf Tour. Jetzt will ich erst einmal abwarten, wie die Veröffentlichung ankommt, und dann muss ich sehen, was das Jahr noch alles bringt. Es gibt viele Projekte wie die Show mit Carolin Kebekus, die Festivals und das Stadionkonzert mit Kasalla, bei dem ich dabei sein kann.
Sie haben mit den Ärzten als Hauptdarstellerin „Charlotte Kraft“ ein Video zu „Kraft“ gedreht.
Klauser: Das war ziemlich witzig. Ich sollte Farin Urlaub die Gitarre wegnehmen, auf dem Tisch mit High Heels spielen und dann mit dem Instrument die komplette Einrichtung zerschmettern. Bela kannte ich als Schlagzeugerkollegen. Er war Gast bei der Kebekus-Show. Aber auch die anderen sind unfassbar sympathisch. Farin wollte genau wissen, wie er die Gitarre halten soll, damit ich sie schnell übernehmen kann. Wer hätte gedacht, dass mir so ein Musiker einmal das Instrument anreicht.
Wie ist der Kontakt zu Peter Maffay entstanden?
Klauser: Peter ist auf meine Band The Black Sheep aufmerksam geworden, weil diese von seinem Gitarristen Peter Keller produziert worden ist. Er hatte damals Darsteller für sein Musical Tabaluga gesucht. Ich habe direkt zwei Rollen bekommen – als Schnecke und als Eintagsfliege. Später hat er mich gefragt, ob ich als Backgroundsängerin für ihn arbeiten möchte. Ich habe dann für ihn auch Gitarre, Geige und Perkussion gespielt. Mitte August geht es mit Peter wieder auf Tour.
Wie viele Instrumente spielen Sie und wie viele haben Sie zu Hause?
Klauser: Ich spiele sieben Instrumente – Geige, Bass, Gitarre, Klavier, Percussion, Schlagzeug und Gesang. Bei mir zu Hause stehen etwa 40 Instrumente. Ich bin in einer Musikerfamilie groß geworden, da gab es immer Instrumente. Keiner hat mich dazu gezwungen, sie zu spielen. Aber für mich und meine Schwester waren Instrumente wie andere Spielzeuge. Da hatte die Geige eine ähnliche Bedeutung wie das Baumhaus, die Barbiepuppe oder das Spielzeugauto. Mit zwei Jahren stand in erstmals mit einer Minigeige auf der Bühne. Bei einem Projekt mit Grundschülern war ich an einer Komposition für die Kölner Kinderoper beteiligt. Dann kam die Band. Zunächst haben wir Gruppen wie die Spice Girls oder Nirvana gecovert. Später war es die eigene Musik, die wir gespielt haben. Meine Schwester war immer dabei. Wir hatten auch eine gemeinsame Zeit bei den kölschen Rockemarieche. Da war ich die Schlagzeugerin und meine Schwester die Gitarristin. Bei Carolin Kebekus spielt meine Schwester heute den Bass und ich das Schlagzeug. Sie ist auch meine Managerin.
Welche Beziehung haben Sie zu Carolin Kebekus, die wie Sie in Bergisch Gladbach geboren wurde?
Klauser: Zwischen uns gibt es viele Parallelen. Caro hat uns schon als Rockemarieche immer unterstützt. Und in ihrer Show geht es auch um die Gleichberechtigung von Frauen in der Musikbranche. Dazu gab es jetzt ein reines Frauenfestival am Tanzbrunnen, bei dem ich auch dabei war. Ich würde mir aber eigentlich wünschen, dass so etwas kein Thema mehr sein muss und dass Musikerinnen einfach genauso wie Musiker selbstverständlich sind.
Welche Beziehung haben Sie zu Ihrer Heimatstadt Köln?
Klauser: Ich liebe diese Stadt. Das sage ich immer, wenn ich über eine der Rheinbrücken fahre. Das hat schon mein Fahrlehrer immer gesagt. Es ist auch fantastisch, wenn man mit dem Zug über die Hohenzollernbrücke zum Hauptbahnhof unterwegs ist. Köln ist zudem die Stadt, in der die Show von Caro produziert wird. Ich bin aber auch sehr viel unterwegs und habe inzwischen in Hamburg einen Zweitwohnsitz. Ich weiß nicht, wohin meine Reise mich noch führen wird. Aber Köln wird ewig meine Heimat bleiben.