Musik „Die Rheinländer waren für mich die Deutsch sprechenden Ungarn“

Köln · Seit mehr als 30 Jahren gibt es die Band Mandoki Soulmates. Zu ihr gehören neben dem Namensgeber Leslie Mandoki auch weitere Musikgrößen wie Till Brönner, Al di Meola, Ian Anderson, Tony Carey, John Helliwell, Steve Bailey, Randy Brecker und Bill Evans.

Seit mehr als 30 Jahren gibt es Leslie Mandokis Band Soulmates mit vielen Stars der Musikszene.

Foto: Red Rock Production

Gerade hat die Band ihr neues Album „A Memory of our Future“ veröffentlicht. Wir haben Leslie Mandoki bei seinem Besuch in Köln getroffen.

Welche Beziehung haben Sie zu Köln?

Leslie Mandoki: Als ich als junger Musiker mit 22 meine Heimat Ungarn verlassen haben und so hinter den Eisernen Vorhang blicken konnte, habe ich in Deutschland, meiner neuen Heimat, ganz unterschiedliche Mentalitäten kennengelernt. Darunter waren die Rheinländer mit ihrer offenen und kommunikativen Art den Ungarn am nächsten. Daher habe ich immer gesagt, die Rheinländer sind für mich die Deutsch sprechenden Ungarn. Ich habe zwar nie in Köln gelebt, konnte die Stadt aber trotzdem oft besuchen und habe viele Wochen dort verbracht. Vor allem Fernsehsender wie der WDR, RTL und Viva waren für mich als Musiker Anziehungspunkte. Das Einzige, was ich nie so ganz verstanden habe, war der Karneval.

Was denken Sie über das heutige Ungarn?

Mandoki: Ich habe hier in Deutschland inzwischen schon lange Wurzeln geschlagen. Die deutsche Mentalität und die Kultur sind mir sehr nahe und ich habe mich in die Menschen in diesem Land verliebt. Das kann auch daran liegen, dass die Deutschen und die Ungarn zwei Völker sind, die sich gut verstehen. So etwas darf man sich durch die aktuelle politische Atmosphäre nicht zerstören lassen. Vielmehr müssen wir alles dafür tun, dass die Brücken zwischen den Menschen aus beiden Ländern bestehen bleiben. Dabei hat die Musik eine große Bedeutung, weil auch sie Menschen miteinander verbindet. Gemeinsame Lieder zu haben, ist früher wie heute enorm wichtig.

Ihr neues Album haben Sie komplett analog aufgenommen. Was hat Sie dazu bewogen?

Mandoki: Die Band und ich wollten damit einfach ein Zeichen setzen - in einer Zeit, in der Fakes und KI in der Welt immer mehr das Geschehen bestimmen. Ein analog aufgenommenes Lied ist für mich wie ein Liebesbrief, dass man noch mit dem Füller geschrieben hat. Für die analogen Aufnahmen haben wir wieder all die alten Geräte herausgeholt und entstaubt, um den echten Sound in meinem Studio am Starnberger See schaffen zu können - mit einer durchgehend analogen Signalverarbeitung vom Mikrofon bis zur Vinylpressung. Auch die alten Techniker sind für die Aufnahmen wieder an ihren Platz zurückgekehrt. Das war für uns alle eine herrliche Erfahrung. Das darf auch unser Publikum spüren, die unsere Platte hören - der Sound der neuen Songs ist einfach wärmer, menschlicher geworden. „A Memory of our Future“ ist zu unserem Manifest für Präzision und Leidenschaft geworden.

Ihre Soulmates sind eine Band, die große Stars der Musikszene vereint. Wie schwer war es, all diese Musiker wieder zusammenzubekommen?

Mandoki: Wir sind inzwischen seit 31 Jahren gemeinsam als Band unterwegs. In der langen Zeit ist eine verschworene Wertegemeinschaft entstanden, die bis ins Familienleben hineinreicht. Wir teilen eine große Leidenschaft zu einer Musik, die den britischen Prog-Rock mit dem amerikanischen Jazzrock miteinander verschmilzt. Die Entstehungsgeschichte ist dabei etwas wild, denn es gab eigentlich nie einen Plan für ein neues Album. Wir waren auf unserer Jubiläumstour und haben dabei über die Krisen unserer Zeit gesprochen. Und plötzlich ist ein Song nach dem anderen entstanden. Ich habe mich dabei wieder wie mit 22 gefühlt, die Energie bei der Arbeit an diesem Album war einfach unglaublich. Wir sind alle im Kreis gesessen, haben alles aufgeschrieben, was uns bewegt, und haben so das Album thematisch erarbeitet. Die Magie dieser komplett analogen Arbeit war einfach überwältigend und hat uns in der Gruppe total beflügelt.

Um welche Themen geht es bei den neuen Songs?

Mandoki: Wir hadern aktuell mit unserer Zeit, in der wir uns in einem langen dunklen Tunnel befinden. Wir wollen jetzt endlich wieder das Licht am Ende dieses Tunnels erblicken und unsere Werte wieder leben. Dabei wird gerade über die sozialen Medien so viel Hass verbreitet. Dem wollten wir mit unseren Liedern etwas entgegensetzen und den Menschen einen Kompass an die Hand geben, mit dem wir alle zurück zum Licht kommen. So sind Songs entstanden über die großen Krisen unserer Zeit.

Zum Album gibt es auch wieder ein dickes Booklet.

Mandoki: Ich hoffe, das macht auch die Wertigkeit unseres Albums aus. Man kann sich hinsetzen, die Musik hören und dabei die Texte und die Hintergründe in Ruhe im Booklet nachlesen. Das bringt eine ganz andere Erfahrung von Musik mit sich. Wir gehen aber natürlich auch mit der Zeit und bieten die neuen Songs auch als Stream an, den man schnell und bequem zum Beispiel im Auto hören kann.

Ist auch eine Tour zum Album geplant?

Mandoki: Im Sommer wird es in ganz unterschiedlichen Ländern von Deutschland und Frankreich über Ungarn und Rumänien bis nach China und Chile mehrere Konzerte geben. Für Deutschland planen wir das große Konzert am 15. August in München. Nächstes Jahr ist eine umfangreichere Tour angedacht, bei der ich auch mit den Mandoki Soulmates gerne nach Köln zurückkehren würde.

Weitere Infos zur Band gibt es online unter: