Geschichte Jugendliche bewahren Bauwerk vor der Zerstörung
Auszubildende des rheinischen Handwerks haben in Hürth eine römische Wasserleitung restauriert
Auszubildende des rheinischen Handwerks haben Teile der römischen Wasserleitung nach Köln restauriert, eines der wichtigsten archäologischen Denkmäler im Rheinland, und diese so vor der Zerstörung bewahrt. Notwendig wurde die Rettungsaktion, weil in Hürth bei Köln das antike Monument auf 55 Metern Länge der Neuführung der Bundesstraße 265 weichen musste.
Ina Scharrenbach, die für Denkmalschutz und Archäologie zuständige Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, nahm sich nun die Zeit, um sich bei den beteiligten Institutionen und natürlich auch bei den „Azubis“ für die erfolgreiche Bergung und Restaurierung der Stücke zu bedanken: „Offenbar wussten auch schon die Römer das Wasser aus der Eifel sehr zu schätzen: Mit ihrem Einsatz haben die jungen Männer ein besonderes Stück Heimat für uns erhalten. Dafür möchte ich im Namen des Landes herzlich Danke sagen. Der Fund zeigt uns einmal mehr, wie hochentwickelt die römische Ingenieurskunst gewesen ist“, sagte die Ministerin, die bei einer der Wanderungen im Rahmen ihrer „Heimat-Tour 2018“ den Römerkanal im Kreis Euskirchen bereits kennengelernt hatte.
Der 95 Kilometer lange, aus Beton und Mauerwerk bestehende „Römerkanal“ hatte 190 Jahre lang die römische Provinzhauptstadt täglich mit bis zu 20 Millionen Liter frischem Eifelwasser versorgt. Er ist das bedeutendste technische Bauwerk der Antike nördlich der Alpen. Das für den Schutz der archäologischen Denkmäler zuständige LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland bestand deshalb auf dem Erhalt dieses Zeugnisses der antiken Ingenieurskunst.
Die Freilegung durch das archäologische Fachunternehmen ArchaeoNet aus Bonn, das Zersägen in Blöcke und die aufwendige Bergung der tonnenschweren Einzelstücke wurden durch den Landesbetrieb Strassen.NRW beauftragt und finanziert. Als Kompensation für ihre ortsbezogene Beseitigung zugunsten des Straßenbaus verständigten sich das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege und der Landesbetrieb Strassen.NRW außerdem darauf, sechs Stücke konservatorisch zu ertüchtigen und der Öffentlichkeit später an Ort und Stelle zu präsentieren.
Fünf Teile der Wasserleitung sind am Straßenrand zu sehen
Fünf der Teile werden dazu beiderseits der neuen Straße in die Bö-schungen eingebaut, um den Verkehrsteilnehmern den ursprünglichen Verlauf der antiken Leitung zu veranschaulichen. Das sechste, mit Gewölbe und Revisionsschacht, wird unmittelbar angrenzend an einem Rad- und Fußweg aufgestellt, der die neue Straße hier auf einer Brücke queren wird. Insgesamt wendete Strassen.NRW eine Million Euro für die gesamte Maßnahme auf.
Für die restlichen 22 Stücke waren Interessenten einem Aufruf des Vereins „Freundeskreis Römerkanal-Wanderweg“ gefolgt und erklärten sich bereit, die Kosten der Restaurierung ihres jeweiligen Stückes in Höhe von knapp 10.000 Euro zu übernehmen. Es meldeten sich Gemeinden, Firmen, Verbände und Privatpersonen, die sich als „Anrainer“ der Römerleitungstrasse mit dem Monument verbunden fühlen oder aufgabengemäß mit dem Thema „Wasser“ befasst sind. Zu den Abnehmern gehört auch das Heilig-Geist-Gymnasium Würselen. Motiviert durch den Geschichtsunterricht ergriff hier der Schüler Timo Ohrndorf die Initiative. Er sammelte bei Förderern auch das Geld für das Stück Wasserleitung ein.
Mit der Handwerkskammer zu Köln, dem Baudienstleister Strabag, dem Baggerunternehmen Peter Schneider aus Mechernich und dem Berufsförderungswerk der Bauindustrie NRW fanden sich vier Abnehmer, die stellvertretend für alle die Vorbereitung der Wasserleitungsteile für die Auslieferung an die Inte-ressenten übernahmen. Neben dem sicheren Transport der Stücke gehörte da-zu vor allem ihre fachgerechte Konservierung, zu der sich die Handwerkskammer Köln mit ihrem Bildungszentrum Butzweilerhof bereiterklärte.
Unter Anleitung des Steinrestaurators Thomas Sieverding haben dort angehende Fachhandwerker im Betonbau mit Begeisterung und Respekt vor der Baukunst der Römer die Stücke überarbeitet. Die ersten zehn Blöcke werden in Kürze an ihre Abnehmer übergeben.