Vorschau „Tatort“-Dreh an der Kölner Oper

Köln · Eigentlich hatte man bei der Kölner Oper gehofft, dass die neue Spielzeit bereits am alten, sanierten Standort am Offenbachplatz stattfinden kann. Doch wegen der ewigen Verzögerungen auf der Dauerbaustelle in der Innenstadt wird daraus vorerst einmal nichts.

Die neue Spielzeit 2024/25 wird für die Kölner Oper noch im Deutzer Staatenhaus beginnen.

Foto: Oper/Matthias Jung

Und so wird auch die neue Spielzeit zunächst im Interim Staatenhaus in Deutz beginnen. „Wir sind aber guter Hoffnung, dass wir noch im Laufe der neuen Saison diesen Schritt machen können, auch wenn derzeit noch unbekannt ist, wann die Oper wiedereröffnet wird. Es wird noch Monate dauern“, sagt Intendant Hein Mulders.

Trotzdem freut sich der Intendant, dass ein eigentlich für den Offenbachplatz geplanter „Tatort“-Dreh bei der Kölner Oper trotzdem stattfinden kann. Einbezogen wird dabei jetzt sowohl das Staatenhaus als auch die Baustelle in der City. „Das ist eine super Werbung für die Oper. Bis zu 14 Millionen Menschen schauen bei den Folgen zu“, freut sich der Intendant, der zugleich ein neues Design für die Außenpräsentation der Oper vorstellen konnte, das eigentlich die langersehnte Rückkehr ins Stammhaus begleiten sollten. Dazu tragen auch die sinnlichen Fotografien von Teresa Rothwangl bei, welche die Broschüre zur neuen Spielzeit eindrucksvoll illustrieren.

Eine Doppelpremiere zum
Auftakt der neuen Spielzeit

Auch der imposante Auftakt mit einer Doppelpremiere war ursprünglich für den Offenbachplatz im sanierten Opernhaus angedacht. „Da gibt es aber im Programm keine Änderungen, beide Premiere entfalten auch im Staatenhaus die gleiche Strahlkraft und Kreativität“, ist sich Mulders sicher. Den Auftakt macht hier am 5. Oktober Joseph Haydens Oratorium „Die Schöpfung“ unter der Regie der Britin Melly Still, die ihr Debüt in Köln gibt. Weiter geht es am Folgetag mit der Neuproduktion von „Elektra“ von Richard Strauss unter der Regie von Roland Schwab weiter.

Zu den Herausforderungen der beiden ersten Premieren gehört, dass Generalmusikdirektor Francois-Xavier Roth seine Arbeiten wegen der aktuellen MeToo-Vorwürfe von Musikerinnen und Musikern gegen seine Person bis auf Weiteres ruhen lässt. So wird die musikalische Leitung der beiden ersten neuen Produktionen von Gastdirigenten übernommen. Bei „Die Schöpfung“ ist das Marc Minkowski und bei „Elektra“ Felix Bender.

Mit der nächsten Premiere am 17. November stärkt die Kölner Oper ihr Repertoire der Barockmusik um einen weiteren Titel: Händels „Orlando“, der in einer Produktion des spanischen Festivals Perelada an den Rhein kommt. Die Inszenierung von Rafael R. Villalobos erhielt bereits viel Lob von den Kritikern. Die Partie des Orlando übernimmt der spanische Countertenor Xavier Sabata. Die musikalische Leitung hat der Barockspezialist Rubén Dubrovsky.

Nach langer Zeit kehrt mit Verdis großer Choroper „Nabucco“ am 1. Dezember ein Klassiker nach Köln zurück. Ben Baur, der im Staatenhaus zuletzt die Bühne für „Salome“ und „Ein Maskenball“ schuf, stellt sich mit diesem Werk in Köln als Regisseur vor. Mit Sesto Quatrini leitet ein Fachmann für das italienische Repertoire das Gürzenich-Orchester. Weiter geht es am 3. März mit dem nächsten Klassiker, Mozarts „Don Giovanni“, den Regisseurin Cecilia Ligorio modern hinterfragen wird.

Bei der Premiere der beiden selten aufgeführten Kurzopern „Le Rossignol“ von Strawinsky und „Les Mamelles de Tirésias“ von Poulenc unter der Regie von Oliver Py hängt wegen der Größte der Produktion alles davon ab, ob bis zum 26. April die Rückkehr zum Offenbach vollzogen werden kann. Ansonsten wird dieser besondere Abend erst in der Spielzeit 2025/26 in Köln zu erleben sein.

Einen Fokus der neuen Spielzeit legen die Kreativen der Kölner Oper auf starke Frauen. Das gilt zum Beispiel für die wiederentdeckte Berliner Operette „Eine Frau von Format“ von Michael Krasznay-Krausz, die nach 1933 von den Spielplänen gestrichen wurde und die den Blick auf die wilden 1920er Jahre wirft, wo Genderklischees wild durcheinander gewürfelt werden. Regisseur Christian von Götz bringt sie am 11. Mai zurück auf die Opernbühne.

In Kooperation mit dem Festival „Acht Brücken“ steht am 18. Mai Kaija Saariahos Monodram „La Passion de Simone“ auf dem Spielplan, das sich der französischen Mystikerin, Philosophin und politischen Aktivistin Simone Weil widmet. Die Regie beim Werk der finnischen Komponistin übernimmt die Newcomerin Friederike Blum. Die vorletzte Premiere der neuen Spielzeit zeigt am 24. Mai die Tango-Operita „María de Buenos Aires“ von Astor Piazzolla unter der Regie der Argentinierin Teresa Rotemberg.

Zum Abschluss gibt es am 27. Juni die Uraufführung des Auftragswerks „Die letzten Tage der Menschheit“ von Philippe Manourys, basierend auf dem gleichnamigen Buch von Karl Kraus. Der Komponist ist bekannt als Pionier der Elektronischen Musik, hat aber auch den Orchester-Kanon und die Oper mit seinen innovativen Ansätzen bereichert. Entstanden ist ein „Thinkspiel“, in dem Sprache und Gesang, Video und Bühnenmaschinerie, Schauspiel und Oper, sinfonisches Orchester und elektronische Klänge gleichermaßen eine wichtige Rolle spielen.

In der Kinderoper wird die von Kindern und Jugendlichen entwickelte Community Opera „Superheldennormalos“ am 25. April uraufgeführt. Als neue mobile Kinderoper kommt „Nils Karlsson Däumling“ in die Kitas. Zurückkehren werden „Die Bremer Stadtmusikanten“ und „Die Zauberflöte für jung & alt“.

Wiederaufnahmen: Zurückkehren werden „La Bohème“, „Carmen“ und „Guilio Cesare in Egitto“.

Karneval: Beim Divertissementche steht die kölsche „Fledermaus“ auf dem Programm.

Tanz: Am 9. und 10. November wird es unter dem Titel „Fast, Furious & Serious“ eine zeitgenössische Tanzgala im Staatenhaus geben. Am 18. und 19. Januar präsentiert der Choreograf Sidi Larbi Cherkaoui seine neue Produktion „Ihsane“ in Köln.