2020 Köln aus der Perspektive einer Fotografin

Köln. · Der neue Kalender des Historischen Archivs präsentiert die Aufnahmen der Kölnerin Inge von der Ropp.

Eine Treppe führt 1965 hinauf zum Hauptportal des Kölner Doms.

Foto: von der Ropp

Der Blick auf die Westfassade des Kölner Doms aus dem Jahr 1965 ist für heutige Augen ungewohnt. Anstatt der mächtigen Domplatte führt eine Freitreppe hinauf zum Hauptportal. Links und rechts davon sind Rasenflächen zu sehen. Es ist eine der Aufnahmen der Kölner Fotografin Inge von der Ropp, die den neuen Kalender des Historischen Archivs zu einem besonderen Begleiter durch das kommende Jahr machen. Zu bewundern ist den Dom auch von einer Dachterrasse aus, die eine schöne Perspektive auf das Gotteshaus bietet.

Zu sehen ist außerdem der Sessellift, der die Besucher 1957 über das Gelände der Bundesgartenschau im heutigen Rheinpark in Deutz bringt. Mit den Flamingos im Vordergrund schon fast eine exotische Aufnahme aus der Stadt am Rhein. Ziemlich gemütlich erscheint die Sonnenterrasse mit Domblick auf dem Gartenschaugelände. Unweit davon befindet sich der Tanzbrunnen mit dem Sternwellenzelt von Frei Otto. Auch das Parkcafé von Rambald von Steinbüchel-Rheinwall, das heute auf seine Wiedereröffnung wartet, ist noch in seiner vollen Pracht der 50er Jahr zu sehen. Zu den besonderen Hinterlassenschaften der Bundesgartenschau zählt auf jeden Fall die Seilbahn, die über den Rhein führt. Allerdings gab es auf der Aufnahme aus dem Jahr 1957 die Zoobrücke noch nicht.

Auch moderne Architektur aus der Zeit der 50er bis 70er Jahre ist im neuen Kalendarium zu sehen – das gilt beispielsweise im Jahr 1968 für das Hörsaalgebäude der Universität, das vom Architekt Rolf Gutbrod entworfen worden ist. Eine der Aufnahmen zeigt das Bronze-Denkmal des großen Gelehrten Albertus Magnus – geschaffen vom bekannten Bildhauer Gerhard Marcks. Es ist heute vor dem Hauptgebäude der Kölner Universität zu sehen.

Moderne Architektur in Chorweiler von Gottfried Böhm

Zu den zentralen Wirtschaftsorten der Stadt zählen die Ford-Werk in Niehl mit dem Fabrik- und Verwaltungsgebäuden aus den Jahren 1930/31 sowie den Nachkriegsbauten aus den 50ern. Ein besondere Fotografie von 1965 zeigt den eingefrorenen Brunnen vor der Industrie- und Handelskammer, der von Bildhauer Heribert Calleen geschaffen wurde. Moderne Architektur aus Chorweiler ist in Form einer Hausfassade von Architekt Gottfried Böhm zu sehen. Sie wurde von der Fotografin 1974 festgehalten.

Die Kölner Fotografin Inge von der Ropp (1919-1989) hat in den 50er Jahren an den Kölner Werkschulen eine Fotografenlehre absolviert. Nach erfolgreich bestandener Gesellenprüfung studierte sie von 1954-1955 an der Staatlichen Höheren Fachschule für Photographie (HFP) in Köln bei Pan Walther und schloss ihre Ausbildung 1956 mit der Fotografen-Meisterprüfung und dem Diplom als Foto-Ingenieurin ab. Ab 1956 arbeitete sie als selbstständige Fotografin für Kunst, Werbung und Architektur.

Von der Ropp, die in diesem Jahr 100 Jahr alt geworden wäre und deren Nachlass sich im Historischen Archiv befindet, arbeitete mit einigen der renommiertesten Architekten des Rheinlandes zusammen, wie ihre Auftragsbücher belegen (Dominikus und Gottfried Böhm, Peter Friedrich Schneider, Karl Hell, Rolf Gutbrod, Rudolf Schwarz, Willy Kreuer und Joachim Schürmann) und dokumentierte mit ihren Aufnahmen die Zeit des Wiederaufbaus und der Wirtschaftswunderjahre, blicken also anhand des Kalenders mit ihren Augen auf eine Zeit, in der sich Köln nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs neu erfand.

Architektonisch ist diese Epoche als besonders interessant zu bezeichnen, da das Kölner Stadtbild in diesen Jahren wesentlich geprägt wurde. Neben der altbekannten Silhouette traten neue, moderne Formen hinzu. Ganze Stadtteile, wie etwa Chorweiler wurden neu geformt, die Fotografien stellen so ein wesentliches Zeitdokument dar.

Service: Der Kalender ist für 15 Euro erhältlich und kann in den Lesesälen des Historischen Archivs sowie im Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum und über den Buchhandel erworben werden.