Theater Köln bekommt sein eigenes Musical mit viel Humor, Biss und Gefühl

Köln · Da treffen zwei Welten aufeinander: Jungpfarrer Elmar stammt aus dem Schwarzwald und hat gerade das Priesterseminar verlassen. Von der frommen Provinz wird er für seine erste Stelle in die sündige Großstadt Köln geschickt, wo die Bilbel mehr ein Servicevorschlag als eine strikte Anweisung ist.

Die beiden Hauptdarsteller mit den Autoren und dem Regisseur in der Volksbühne.

Foto: step/Eppinger

Schon die ersten Begegnungen auf der Domplatte sind für Elmar ein echter Kulturschock.

Und bevor er am Rhein seine erste Sonntagspredigt halten kann, gerät er mitten ins wilde Treiben eines kölschen Samstagsabends im Schatten des Doms. Schnell muss er feststellen, gegen Junggesellinnenabschiede und dem nächtlichen Treiben auf dem Brüsseler Platz waren Sodom und Gomorra eine Oase des Friedens und der Ruhe. An seiner Seite ist das echte kölsche Mädchen Kathy, dass kurz vor der Hochzeit feststellt, dass sie schwanger ist, nur leider nicht vom Bräutigam. Da ist geistiger Beistand gefragt und der führt den jungen Priester in die Welt der Shisha-Bars und Brauhäuser.

Das Musical ist Kritik
und Huldigung zugleich

Das neue Köln-Musical „Himmel und Kölle“ stammt aus den Federn der beiden Erfolgsautoren und Grimme-Preisträgern Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob. Beide war schon im Einsatz für Serien wie „Stromberg“ oder „Pastewka“ und arbeiten auch für „Die Wochenshow“. Mit ihrem ersten Musical betreten beide Neuland: „Das ist seit etwa zehn Jahren unser gemeinsamer Traum. Das ist ein spannendes Genre, bei dem man im Publikum wieder zu Kind wird“, sagt der gebürtige Kölner Netenjakob. Köln war für beide das optimale Thema: „Man schreibt gerne über Dinge, die man sehr gut kennt und über die man sich auch oft privat unterhält. Wir hatten sehr viel Spaß beim Schreiben der Szenen. Das Musical ist für Köln zugleich Huldigung und Kritik. Es zeigt, wie wir die Stadt sehen – mit Liebe, Zorn, Witz und Biss“, sagt Jacobs, der seit 35 Jahren in Köln lebt.

Geplant ist das neue Musical vom 29. Oktober bis zum 7. Februar an der Volksbühne am Rudolfplatz. „Wo das Stück auf die Bühne kommen sollte, da gab es keine Diskussionen. Ich war schon als Kind hier im Theater und habe Willy Millowitsch live auf der Bühne gesehen. Die Liebe, die von der Bühne ins Publikum und von dort wieder zurückging, war unglaublich. Für mich als Kind aus einem Elternhaus, wo Heiner Müller alles geprägt hatte, war das eine Geschichte, die ich sehr bewundert habe“, sagt Nentenjakob. „Für mich ist die Volksbühne das West End Kölns. Hier gibt es das pralle Leben sowohl auf der Straße als auch auf der Bühne“, ergänzt Jacobs. Unterstützung bekamen die beiden erfolgreichen Satire-Autoren von Alistair Beaton, der als einer der führenden britischen Dramatiker und Satiriker gilt.

Die Musik zum Stück hat Andreas Schnermann komponiert. Der Komponist, Pianist und Musikproduzent studierte Jazzpiano und Komposition an der Swiss Jazz School in Bern. Als musikalischer Leiter war er unter anderem am Schauspielhaus Bochum, am Theater Basel und im Kom(m)ödchen Düsseldorf. „Die Theaterszenen spielen an den unterschiedlichsten und skurrilsten Orten in Köln. Die vielfältige Musik soll uns vergessen machen, dass wir gerade im Theater sitzen und sie soll die Dynamik der Geschichte mit jedem Ton vorantreiben.“

Inszeniert wurde das Musical von Regisseur Gil Mehmert („Das Wunder von Bern“, „West Side Story“, „Evita“ und „Hair“). „Ein neues Stück mit einer Uraufführung auf die Bühne zu bringen, ist toll und in Deutschland alles andere als selbst verständlich. Die Begegnungen mit Moritz und Dietmar war toll und ich habe mit dem Musical eine ganz neue Art und Weise, Köln zu verstehen, kennengelernt.“

Das erste Treffen des Musicalteams hat es bereits an der Folkwang-Universität in Essen gegeben. „Anfangs habe ich mich gefragt wie diese so lustige wie auch berührende Geschichte auf der Bühne funktionieren soll. Aber ich konnte das Skript zu Hause nicht mehr aus der Hand legen und unsere Rollen auf Anhieb perfekt gepasst“, berichtet Karen Müller, die die Rolle der Kathy übernimmt. „Mich hat bei Elmar seine Begeisterungsfähigkeit überzeugt und er wäre wie ich gerne etwas schlagfertiger in der Welt unterwegs. Das, was mit dem Musical auf die Bühne kommt, sind Dinge aus dem normalen Leben, was die Geschichte so authentisch macht“, sagt Markus Schneider. Insgesamt umfasst das Ensemble acht Darsteller. Dazu kommt eine Liveband.