Gegen rechte Gewalt Köln stellt sich quer gegen erneuten Hogesa-Aufmarsch
Am Sonntag wird es zwei Demos und ein großes Kulturfest gegen rechte Gewalt geben.
Köln. Wenn sich am Sonntag in der Innenstadt wieder die als rechtsextrem eingestufte Gruppierung Hogesa zu einer Kundgebung trifft, wird es ein breites Aktionsbündnis geben, das deutlich machen will, dass in der Stadt keine Gewalt gegen Flüchtlinge und Andersdenkende toleriert wird. Mehrere Gruppen wie „Köln stellt sich quer“ und „Köln gegen Rechts“ rufen zu Gegendemonstrationen auf. Am Hansaring wird es das Kulturfest Birlikte auf zwei Bühnen geben.
„Rassismus ist keine Meinungsfreiheit, sondern ein Verbrechen. Man kann nicht wie in Dresden mit einem Galgen herum laufen, das geht nicht“, ruft Kabarettist Fatih Cevikkollu für Arsch huh zur Wachsamkeit und zu Null Toleranz gegen Pegida, Hogesa & Co. auf. Er selbst hat den gewalttätigen Aufmarsch im Vorjahr als Anwohner miterlebt. „Was soll ich meiner Tochter sagen, wenn sie fragt, was machen die vielen Menschen da vor unserer Haustür.“
OB Jürgen Roters zeigt sich noch immer erschüttert vom fremdenfeindlich motivierten Anschlag auf seine Nachfolgerin Henriette Reker. „Das war ein gezielter Mordversuch. Er hat nicht nur Köln aufgeweckt, sondern die gesamte Republik erschüttert. Es ist unfassbar, dass hier Menschen in Gefahr sind, weil sie sich in der Stadt für Demokratie einsetzen“, sagt Roters und fordert die Kölner auf, am Sonntag Flagge zu zeigen und für eine lebendige Demokratie einzustehen.
Für FC-Präsident Werner Spinner war der Hogesa-Aufmarsch im Vorjahr eine Zäsur, zeitgleich ist er froh, „dass es in der Fanszene des FC keine rechtsradikalen Strömungen gibt. Wir beim FC haben mit unserer Reichweite eine gesellschaftliche Verantwortung und können diese auch Sonntag zeigen. Die aktive Fanszene hat angekündigt, an den Gegendemonstrationen teilzunehmen“, sagt Spinner. Allerdings berichtet er, dass, nach dem der FC sich für Flüchtlinge eingesetzt hat, „gegen uns im Internet gepestet wurde und es auch Austritte im Verein gab“.
„Köln ist eine Stadt, die für Offenheit und Willkommenskultur steht. Wir müssen am Sonntag Hogesa die Rote Karte zeigen, eine Rote Karte gegen Hass und Ausgrenzung. Wir müssen am Sonntag zeigen, wofür die überwältigende Mehrheit steht — für Demokratie und Toleranz. Es ist wichtig, dass sich die Stadtgesellschaft zahlreich und vielfältig präsentiert“, sagt Hannelore Bartscherer, Vorsitzende des Katholikenausschusses Köln.
Bereits am Samstag startet um 16 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz eine Demo zu der „Köln gegen rechts“ unter dem Motto „Grenzen auf für alle“ aufruft. Sie führt zur Zentralen Ausländerbehörde, wo man gegen Abschiebungen demonstrieren will. Am Sonntag sind zwei Demostrationszüge geplant. Um 11 Uhr trifft sich „Köln gegen Rechts“ wieder auf dem Bahnhofsvorplatz und zieht von dort bis zum Hansaring. Man wolle mit „zivilem Ungehorsam“ die Kundgebung und eine mögliche Demonstration von Hogesa verhindern, heißt es von den Veranstaltern. Der zweite Demonstrationszug von „Köln stellt sich quer“ führt ab 12 Uhr von der Kirche St. Kunibert zum Hansaring.
Dort findet ab 14 Uhr auf zwei Bühnen das Programm des Kulturfestes Birlikte statt. Mit dabei sind ab 14 Uhr unter anderem Memoria, das Schauspiel Köln, Lenny Arrived, Erdmöbel, Cheru, Chango Leon, Brings, Kasalla, Cat Ballou, die Stunksitzung, Wilfried Schmickler, Microphone Mafia feat. Höhner und Fatih Cevikkollu.
Bereits ab 12 Uhr sind alle dazu aufgerufen, Musik im Eigelstein und im Kunibertsviertel zu machen und so die Veedel zu besetzen, durch die im Vorjahr Hogesa gezogen ist. Die geplanten Veranstaltungen sollen auch dann stattfinden, wenn das Verwaltungsgericht die Kundgebung von Hogesa doch noch verbieten solle, wozu man nochmals an die Richter appellierte.